«Ich heisse Priscilla Schwendimann, ich bin Pfarrerin und mit einer Frau zusammen.» Mit diesen Worten hat sich die 28-Jährige in Podien schon oft vorgestellt – und wird es weiterhin tun, wahrscheinlich in den kommenden Wochen und Monaten noch etwas häufiger als bisher. Schliesslich steht am 26. September die Abstimmung über die «Ehe für alle» an, die gleichgeschlechtlichen Paaren das Recht auf Ehe garantieren möchte sowie lesbischen Paaren den Zugang zu Samenspende.
Priscilla Schwendimann ist so etwas wie das queere Aushängeschild der reformierten Kirchgemeinde Zürich. Seit im April bekannt wurde, dass sie dem neu geschaffenen LGBTQ-Pfarramt in der Kirchgemeinde Zürich vorstehen wird, wirft dies medial hohe Wellen. «Allein dieses grosse öffentliche Interesse zeigt, dass die gesellschaftliche Debatte noch rege geführt wird», so Priscilla Schwendimann. Bei der Frage, ob es so ein Pfarramt wirklich braucht, würden die Meinungen aber auseinandergehen, sagt die Pfarrerin, die mit ihrer Frau in einer eingetragenen Partnerschaft lebt. Die reformierte Kirche habe in den letzten zwanzig Jahren in der Akzeptanz von queeren Menschen grosse Fortschritte gemacht, «doch bei der Basis ist das noch nicht ganz angekommen.» Sie, die aus einem freikirchlichen Umfeld stammt und sehr offen über ihr traumatisierendes Coming-out spricht, weiss es aus eigener schmerzvoller Erfahrung: Seelsorge tut not. Die Suizidrate von homosexuellen Jugendlichen ist fünf Mal höher als diejenige unter heterosexuellen Jugendlichen. «Daher hat die Kirche auch ganz klar einen gesellschaftlichen Auftrag. Denn ein eigenes kontinuierliches Angebot für queere Menschen existiert bisher noch nicht», so Priscilla Schwendimann.
Breite Vernetzung in die Community
Im August ist es so weit: Dann wird Priscilla Schwendimann offiziell zur ersten reformierten LGBTQ-Pfarrerin der Stadt Zürich. Eine erste Vorstellung davon, wie das LGBTQ-Pfarramt in Zürich konkret aussehen wird, erhält Priscilla Schwendimann bereits an der ersten Sitzung der Arbeitsgruppe, bestehend aus ehrenamtlichen Mitarbeitenden. Gemeinsam mit theologisch interessierten Menschen aus der Community will sie Ideen sammeln und Vorstellungen für zukünftige Projekte ausarbeiten. Diese Menschen aus dem LGBTQ-Umfeld hätten ein riesiges Beziehungsnetz. Schwendimann: «Ich bin sehr gut darin, Menschen zu begeistern und zu motivieren.» Dass ein LGBTQ-Pfarramt bei der Kirchenpflege auf so offene Ohren stösst, hat Priscilla Schwendimann sehr berührt. Das Anliegen sei klar und deutlich angenommen worden.
Mit der Regenbogenbank an der Pride
Auch an der nächsten Zürcher Pride, die am 19. Juni stattfindet, wird Priscilla Schwendimann dabei sein. Sie wird am ökumenischen Pride-Gottesdienst mitwirken, hat Auftritte an Podien und wird mit der Regenbogenbank präsent sein. «Darauf freue ich mich sehr.» Im Hinblick auf die Abstimmung am 26. September über die «Ehe für alle» ist für sie klar, dass die Kirche jetzt Stellung beziehen muss und beweisen muss, dass der Zuspruch der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz (EKS) für die Vorlage kein Lippenbekenntnis war. Als Privatperson stellt sich Priscilla Schwendimann auf einen langen und intensiven Abstimmungskampf ein. «Doch Politik von der Kanzel zu machen, ist für mich ein Tabu», stellt sie klar. «Die reformierte Kirche ist eine Volkskirche – und das ist gut so».
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