SAISONSTART FÜHRUNGEN


Im April lancieren die Altstadtkirchen die diesjährigen öffentlichen Führungen. Es geht auf die Türme, in die Kirchen, zu den Fenstern und in die Krypten. 2024 ist auch das Jahr zweier einflussreicher Katharinas: das von Katharina von Zimmern, der letzten Äbtissin, die vor 500 Jahren im Zuge der Reformationsbewegung die Fraumünsterabtei der Stadt übergab. Und es ist das Jahr von Katharina Gmünder, der ersten Pfarrfrau, die den Reformator und Pfarrer am St. Peter, Leo Jud, geheiratet hatte. In der Stadt war sie auch als Mutter Leuin bekannt.
  
Cornelia Camichel, heute Pfarrerin am St. Peter, im Interview über die neue szenische Führung zum bemerkenswerten Leben von Katharina Gmünder, die mit ihrem «Leulein» und acht Kindern im Pfarrhaus St. Peter lebte und dort eine offene und gastfreundliche Kultur pflegte.

 

Cornelia Camichel, Sie sind Pfarrerin am St. Peter und schlüpfen diesen Frühling auf dem szenischen Rundgang «Auf dem Weg mit Katharina Gmünder: Mutter Leuin – erste Pfarrfrau am St. Peter» in die Rolle dieser Frau, die im selben Haus lebte, in dem Sie jetzt wohnen.

Wie kamen Sie auf die Idee, einen Rundgang zu dieser historischen Figur ins Leben zu rufen?

Über dem Fenster meines Arbeitszimmers prangt in goldenen Lettern der Satz: «Hier wohnte von 1523-1542 Leo Judae, Mitarbeiter Zwinglis, erster ref. Pfarrer zu St. Peter». Aber er wohnte nicht alleine!

Ich erkannte 2021 bei meinem Einzug ins Pfarrhaus, dass ein Jubiläum anstand. Und das Besondere: Innerhalb der damaligen Stadt Zürich war Leo Jud, Meister Leu genannt, der erste Pfarrer, der geheiratet hatte, noch vor seinem Freund Zwingli.

Im November 1523 zog Katharina Gmünder als erste Pfarrfrau in dieses Pfarrhaus ein, wurde zur «Mutter Leuin». 500 Jahre später, am Reformationssonntag 2023 haben wir sie «vom Herd auf die Kanzel» gebracht – und haben in einer szenischen Predigt mein Pfarramt mit ihrer Rolle der Pfarrfrau verbunden.

Da Katharinas Leben aber ganze 90 Jahre währte, gibt es noch viel zu erzählen. Und das, obwohl ihr Name der am wenigsten bekannte von allen Pfarrfrauen der Reformation ist. Das reformierte Pfarrhaus, in dem sie lebte, ist eine «Institution» - an diesem Ort seit 500 Jahren. Was für eine Bedeutung hatte es damals? Und welche Bedeutung hat es heute noch? Mit dem szenischen Rundgang verbinden wir die historischen Stätten vom Grossmünster bis zum Pfarrhaus St. Peter und zeigen, wie Frauen Geschichte massgeblich mitgeprägt haben. Zwar nicht auf dem Schlachtfeld, in der Politik oder auf der Kanzel, aber im Zusammenleben und im Alltag, in der Erziehung der Kinder, in der Hauswirtschaft, in der Gastfreundschaft.

Was unterschied Katharina Gmünder von anderen Frauen jener Zeit?

Mit der Entscheidung, die Schwesterngemeinschaft zu verlassen und zu heiraten, vollzog sie einen Akt des Ungehorsams gegenüber der Kirche. Woher nahm sie den Mut? Sie stand mit ihrem Mann zusammen im Rampenlicht der Politik und der damals kleinen Stadt, lebte an seiner Seite, unterstützte ihn. Ich bin überzeugt, sie haben gemeinsam um ihren Glauben, ihre Grundüberzeugungen gerungen, vielleicht auch gestritten. Eine neue Konfession entstand. In dieser Zeit der Umwälzungen gebar sie acht Kinder, führte einen grossen Haushalt: So gestaltete sie das «reformierte Pfarrhaus». Sie lebte schliesslich mehr als ein Drittel ihres Lebens als Witwe. Nach dem Tod ihres «Leuleins» hatte sie sich nicht wieder verheiratet. Auch das war unüblich für die Zeit. Es stellt sich die Frage: Warum entschied sie sich dafür?

Welche Bedeutung hat Katharina Gmünder für Sie persönlich?

Katharina war eine «Erste». Sie prägte eine neu entstandene Rolle in der reformierten Kirche – und somit auch die Gesellschaft. Mich interessiert sehr, wie sie gedacht, gelebt, geglaubt hat.

Ich bin auch eine «erste», als Pfarrerin am St. Peter - und suche nach Vorbildern. Manchmal gehe ich durchs Haus und frage mich, welche Gedanken Katharina da gehegt hat? Wo war Freude, wo Leid? Hatte sie Verbündete? Gleichgesinnte?

Vieles bleibt fiktiv – dadurch ist eine Freiheit da, verantwortungsvoll Geschichte mit einer veränderten Perspektive weiterzuschreiben.

Visual Mutter Leuin 800 KB © Pooldesign
Cornelia Camichel schlüpft in die Rolle der Katharina Gmünder alias Mutter Leuin© Pooldesign

Der szenische Rundgang durch die Altstadt vom Grossmünster zum St. Peter ist eine Zusammenarbeit von Cornelia Camichel als Katharina Gmünder mit der Historikerin Bettina Volland und der Dramaturgin Anna Bertram. © Christian Merz Cornelia Camichel, erste Pfarrerin am St. Peter, schlüpft in die Rolle der «Mutter Leuin», ihres Zeichens erste Pfarrfrau © Christian Merz «Mutter Leuin» im Pfaffenstübchen des Pfarrhauses © Christian Merz


 

 

Führungen Altstadtkirchen

Alle öffentlichen Führungen der Altstadtkirchen sind ab dem 1. März buchbar.

Führung 60 Minuten: CHF 20.– (10.– Legi/Kulturlegi)
Führung 90 Minuten: CHF 25.– (15.– Legi/Kulturlegi)
Bitte frühzeitig an der Kasse vor Ort
Kaufbestätigung zeigen oder Ticket bezahlen.

Für Kurzentschlossene halten wir
für jede Führung fünf Tickets an der Kasse bereit.

Anmeldung und Infos alle Führungen:
↗ fuehrungen.reformiert-zuerich.ch

Katharina von Zimmern

Alle Veranstaltungen zu Katharina von Zimmern

↗ katharina2024.ch



Der szenische Rundgang durch die Altstadt vom Grossmünster zum St. Peter ist eine Zusammenarbeit von Cornelia Camichel als Katharina Gmünder mit der Historikerin Bettina Volland und der Dramaturgin Anna Bertram.

Die nächsten Führungen

 
DO 02.05.24
18:00 – 19:15
Grossmünster, Kirche, Zwingliplatz 7, 8001 Zürich

Führung: Auf dem Weg mit Katharina Gmünder

Mutter Leuin – erste Pfarrfrau am St. Peter: Von der Schwesterngemeinschaft zur Grossfamilie. Vor 500 Jahren heiratete Katharina Gmünder den Reformator Leo Jud. Sie prägte die Rolle des reformierten Pfarrhauses. Ein szenischer Altstadt-Rundgang.

FR 03.05.24
18:00 – 19:15
Grossmünster, Kirche, Zwingliplatz 7, 8001 Zürich

Führung: Auf dem Weg mit Katharina Gmünder

Mutter Leuin – erste Pfarrfrau am St. Peter: Von der Schwesterngemeinschaft zur Grossfamilie. Vor 500 Jahren heiratete Katharina Gmünder den Reformator Leo Jud. Sie prägte die Rolle des reformierten Pfarrhauses. Ein szenischer Altstadt-Rundgang.

SA 04.05.24
11:00 – 12:15
Grossmünster, Kirche, Zwingliplatz 7, 8001 Zürich

Führung: Auf dem Weg mit Katharina Gmünder

Mutter Leuin – erste Pfarrfrau am St. Peter: Von der Schwesterngemeinschaft zur Grossfamilie. Vor 500 Jahren heiratete Katharina Gmünder den Reformator Leo Jud. Sie prägte die Rolle des reformierten Pfarrhauses. Ein szenischer Altstadt-Rundgang.

MI 22.05.24
18:00 – 19:15
Grossmünster, Kirche, Zwingliplatz 7, 8001 Zürich

Führung: Auf dem Weg mit Katharina Gmünder

Mutter Leuin – erste Pfarrfrau am St. Peter: Von der Schwesterngemeinschaft zur Grossfamilie. Vor 500 Jahren heiratete Katharina Gmünder den Reformator Leo Jud. Sie prägte die Rolle des reformierten Pfarrhauses. Ein szenischer Altstadt-Rundgang.

SA 25.05.24
11:00 – 12:15
Grossmünster, Kirche, Zwingliplatz 7, 8001 Zürich

Führung: Auf dem Weg mit Katharina Gmünder

Mutter Leuin – erste Pfarrfrau am St. Peter: Von der Schwesterngemeinschaft zur Grossfamilie. Vor 500 Jahren heiratete Katharina Gmünder den Reformator Leo Jud. Sie prägte die Rolle des reformierten Pfarrhauses. Ein szenischer Altstadt-Rundgang.

DI 11.06.24
18:00 – 19:15
Grossmünster, Kirche, Zwingliplatz 7, 8001 Zürich

Führung: Auf dem Weg mit Katharina Gmünder

Mutter Leuin – erste Pfarrfrau am St. Peter: Von der Schwesterngemeinschaft zur Grossfamilie. Vor 500 Jahren heiratete Katharina Gmünder den Reformator Leo Jud. Sie prägte die Rolle des reformierten Pfarrhauses. Ein szenischer Altstadt-Rundgang.

MI 12.06.24
18:00 – 19:15
Grossmünster, Kirche, Zwingliplatz 7, 8001 Zürich

Führung: Auf dem Weg mit Katharina Gmünder

Mutter Leuin – erste Pfarrfrau am St. Peter: Von der Schwesterngemeinschaft zur Grossfamilie. Vor 500 Jahren heiratete Katharina Gmünder den Reformator Leo Jud. Sie prägte die Rolle des reformierten Pfarrhauses. Ein szenischer Altstadt-Rundgang.

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