DIE BEDEUTUNG DER BIBELÜBERSETZUNG


Bildungsangebote für Erwachsene kommen in der Kirche oft etwas zu kurz, findet Herbert Kohler. Der Pfarrer und Theologe gehörte zum Team, das 2007 die Zürcher Bibel neu übersetzt hat. An drei Abenden gibt er Einblicke in eine Aufgabe fast epischen Ausmasses.

Portrait: Pfarrer und Theologe Herbert Kohler. © Désirée La Roche. Bildergalerie: Die Zürcher Bibel. © Theologischer Verlag Zürich

Die Zürcher Bibel – das kann man mit Fug und Recht behaupten – ist nicht irgendeine Bibelübersetzung. Sie geniesst im deutschsprachigen Raum einen sehr guten Ruf, gilt als klar und sachlich. «Sie überzeugt vor allem durch ihre Genauigkeit», sagt Herbert Kohler. Der Pfarrer und Theologe war Teil des Übersetzerteams, das im Jahr 2007 die Zürcher Bibel in ein zeitgemässes Deutsch übertragen hat. Nun «wandeln» die Menschen zum Beispiel nicht mehr, sondern sie «gehen». Die Änderungen, die das Team gegenüber der alten Version aus dem Jahr 1931 vorgenommen hat, bleiben trotzdem moderat: «Die Sprache ist immer noch eine religiöse Sprache, nicht unsere Alltagssprache», so Herbert Kohler.

Bibelübersetzungen im Vergleich

An drei Abenden können Interessierte in die Welt des Übersetzens eintauchen und gemeinsam mit dem Theologen das Spannungsfeld zwischen Texttreue und zeitgemässer Übertragung ausloten. Ein blosses Referat soll es aber keinesfalls sein. Herbert Kohler ist es wichtig, die Teilnehmenden miteinzubeziehen. «Ich bringe Textbeispiele aus verschiedenen Bibelausgaben mit, die wir dann vergleichen – so kommen wir ins Gespräch.» Wer seine eingerosteten Latein- oder Griechischkenntnisse aus dem Gymnasium ausgraben möchte, hat die Gelegenheit dazu – Voraussetzung für die Teilnahme sind sie jedoch nicht. Erwachsenenbildung hat Herbert Kohler schon immer am Herzen gelegen – auch während seiner langen Tätigkeit in der Kreuzkirche. «Bildungsangebote für Kinder und Jugendliche gibt es in der Kirchgemeinde genügend – die Erwachsenen kommen dabei oft etwas zu kurz.»

Die Bibel allen Menschen zugänglich zu machen – auch jenen ohne Lateinkenntnisse. Das war eine der wichtigsten Aufgaben der reformatorischen Bewegung vor fünfhundert Jahren. Möglich machte es Huldrych Zwingli und seine Mitstreiter, die ab 1525 die Arbeit an der «Prophezey» begannen. Die Gruppe traf sich täglich, um die Texte des Alten und Neuen Testaments gemeinsam zu übersetzen, zu erklären und dann in kurze Predigten zu fassen. Diese Bemühungen mündeten 1531 in die Herausgabe der ersten vollständigen Bibel in Zürich, die sogenannte Froschauer Bibel – drei Jahre vor der Übersetzung des deutschen Reformators Martin Luther. «Biblische Texte in der eigenen Sprache lesen zu können – das kam damals einer Revolution gleich», so Herbert Kohler.

Zwei Dekaden bis zur Neuübersetzung

Im Rahmen von Kohlers Werkstattbericht erhalten die Teilnehmenden auch einen Einblick in eine Aufgabe fast epischen Ausmasses: Über zwanzig Jahre lang hat das Team an der Neuübersetzung der fast 2000 Seiten starken Zürcher Bibel gearbeitet. Neben Herbert Kohler gehörten zum Team zwei weitere Bibelwissenschaftler, eine Altphilologin sowie eine Germanistin. Das sei eine fast schon asketische Tätigkeit gewesen, erinnert sich Herbert Kohler rückblickend. Dabei hat er viel über Teamarbeit gelernt. «Wenn wir uns nicht einig waren, haben wir so lange diskutiert, bis wir einen Kompromiss fanden.» Der Theologe mag es, Inhalte zu vermitteln. «Interessierten näherzubringen, was es eigentlich bedeutet, die Bibel zu übersetzen – das belebt mich und entschädigt mich für die vielen Stunden zähe Übersetzungsarbeit im stillen Kämmerlein.»



Die Veranstaltungen finden zwischen dem 9. und 23. Mai 2022 im Kirchgemeindehaus Oberstrass statt.

Kontakt:

Herbert Kohler: 079 784 63 78

herbert.kohler@refomiert-zuerich.ch



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