Ein weiser Pfarrer hat sie Wegwerfprodukte genannt. Und Rhetorikerinnen betonen, dass sie Reden und keine Schreiben seien. Predigten sind Sprechakte, und was hier ins Netz gestellt wird, sind Manuskripte, nicht mehr. Wenn sie als solche indessen ein Gemeindeglied in den Ferien am fernen Strand an zuhause erinnern oder einen im Schreibstau im Internet surfenden Kollegen zur nächsten Zeile inspirieren, dann – ja, was will man dann mehr?
Seit der Jahrtausendwende werden uns immer wieder apokalyptische Bilder vor Augen gestellt: in der Kunst und in Filmen, in der Klimadebatte und in der Politik, in der Werbung und in der christlichen Literatur. Diese Bekanntheit durch Bilder ist ein Problem. Wir meinen zu wissen, was «Apokalypse» bedeutet, und verstehen sie meistens als Prophezeiung über einen wie auch immer gearteten Weltuntergang.
«Apokalypse» bedeutet aber nicht Weltuntergang, sondern Enthüllung, Aufdeckung, Entlarvung. Der Seher Johannes hat sie um 96 nach Christus auf der römischenGefängnisinsel Patmos geschrieben. Er hat sie in der Form eines Briefes verfasst, in dem er etwas zur aktuellen Situation der Christen im römischen Reich mitteilen möchte. Sein Hauptanliegen ist es, Trost zuzusprechen in einer sehr schwierigen und von Gewalt geprägten Gegenwart. Es ist ein Trost, der zum Aktivwerden auffordert. Er ruft auf zur Besinnung, wer eigentlich der Christus ist. Er fordert Entscheidungen, wie Christen leben wollen. Er ermutigt zum Zeugnis für Christus und zur Auseinandersetzung mit der eigenen Zeit. Insofern handelt es sich bei der Apokalypse um eine politische Schrift.
Johannes nennt das unfassbar Grauenvolle beim Namen und deckt die Gefahr auf. Er findet Worte für Erfahrungen der Gewalt, der Angst und des Unrechts. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, hinzuschauen, sagt er, jetzt muss die Gewalt beendet werden. Das Aufdecken löst Angst aus bei den Mächtigen. Den Ohnmächtigen aber öffnet Johannes Fenster der Hoffnung.
In der Predigtreihe zur Apokalypse ab 5. Januar 2014 versuchen wir, etwas von dieser Hoffnungsperspektive für die eigene Gegenwart zu gewinnen.
Für das Pfarrteam: Hanna Kandal
Ein weiser Pfarrer hat sie Wegwerfprodukte genannt. Und Rhetorikerinnen betonen, dass sie Reden und keine Schreiben seien. Predigten sind Sprechakte, und was hier ins Netz gestellt wird, sind Manuskripte, nicht mehr. Wenn sie als solche indessen ein Gemeindeglied in den Ferien am fernen Strand an zuhause erinnern oder einen im Schreibstau im Internet surfenden Kollegen zur nächsten Zeile inspirieren, dann – ja, was will man dann mehr?