
Ein weiser Pfarrer hat sie Wegwerfprodukte genannt. Und Rhetorikerinnen betonen, dass sie Reden und keine Schreiben seien. Predigten sind Sprechakte, und was hier ins Netz gestellt wird, sind Manuskripte, nicht mehr. Wenn sie als solche indessen ein Gemeindeglied in den Ferien am fernen Strand an zuhause erinnern oder einen im Schreibstau im Internet surfenden Kollegen zur nächsten Zeile inspirieren, dann – ja, was will man dann mehr?
Mit der Bircherraffel das Gebet Jesu bearbeiten
«Als Jesus die vielen Menschen sah, stieg er auf den Berg […] und lehrte sie.» So beginnt die berühmte Bergpredigt im Matthäusevangelium, und was folgt, hat bis heute nichts an Aktualität und Sprengkraft eingebüsst: Arme und Verfolgte werden seliggepriesen, die radikale Forderung aufgestellt, den Feind zu lieben, und davon abgeraten, sich ums Leben zu sorgen. Und mitten drin lehrt Jesus zu beten mit einfachen Worten: «Unser Vater…».
Bis heute beten Christinnen und Christen dieses Gebet, wenn sie im Gemeindegottesdienst feiern, im Familienkreis oder alleine für sich. Das Gebet verbindet Konfessionen und ist auch Nichtchristinnen und Nichtchristen ein Begriff. Und doch reiben wir uns hin und wieder an seinen einzelnen Sätzen: «Unser Vater?» Ist Gott ein Mann? «Dein Wille geschehe?» Sind wir nicht frei? «Führe uns nicht in Versuchung?» Will Gott uns zu Bösem verführen? Der Papst meinte kürzlich, er müsse das Gebet etwas anpassen, damit es weiter gebetet werden könne, und hat verschlimmbessert. Wir gehen in unserer reformierten Predigtreihe dem Wortlaut des Textes auf die Spur und fragen, was die einzelnen Gebetssätze in unserer Zeit und Welt bedeuten. Das Ziel soll nicht sein, irritierende Bitten mit päpstlichem Segen zu glätten, sondern den eingeschliffenen Wortlaut des Gebets aufzurauen und uns so die Bitten neu anzueignen. Wir laden Sie ein, mit auf die Reise zu kommen.
Esther Straub
Unser Vater im Himmel, geheiligt werde dein Name
Dein Wille gesehe, wie im immel, so auf Erden
Unser tägich Brot gib uns heute
Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern
Und führe uns nicht in Versuchung
Sondern erlöse uns von dem Bösen
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit
Ein weiser Pfarrer hat sie Wegwerfprodukte genannt. Und Rhetorikerinnen betonen, dass sie Reden und keine Schreiben seien. Predigten sind Sprechakte, und was hier ins Netz gestellt wird, sind Manuskripte, nicht mehr. Wenn sie als solche indessen ein Gemeindeglied in den Ferien am fernen Strand an zuhause erinnern oder einen im Schreibstau im Internet surfenden Kollegen zur nächsten Zeile inspirieren, dann – ja, was will man dann mehr?
Paulus von Tarsus, ein Mann der vielen Kontraste.
Januar bis März 2017