
Ein weiser Pfarrer hat sie Wegwerfprodukte genannt. Und Rhetorikerinnen betonen, dass sie Reden und keine Schreiben seien. Predigten sind Sprechakte, und was hier ins Netz gestellt wird, sind Manuskripte, nicht mehr. Wenn sie als solche indessen ein Gemeindeglied in den Ferien am fernen Strand an zuhause erinnern oder einen im Schreibstau im Internet surfenden Kollegen zur nächsten Zeile inspirieren, dann – ja, was will man dann mehr?
Für das erste Jahr im Zeichen der Pfarrunion ist eine Predigtreihe zum 1. Buch Mose vorgesehen, der Genesis.
Das griechische Wort «Genesis» bedeutet «Entstehung». Es bezieht sich auf die in den ersten Kapiteln des 1. Buches Mose geschilderte Entstehung der Welt und der Menschheit. Dass wir das Jahr, in dem die Pfarrunion anfängt, mit einer Predigtreihe zum ersten Buch der Bibel begehen, legt sich nahe.
Doch «Genesis» setzt noch einen anderen Akzent: Was hier in «Entstehung» begriffen ist, ist keineswegs abgeschlossen. Es ist ein <em>work in progress</em> mit offenem Ausgang. Das gilt für Welt und Menschheit, das gilt auch für die Pfarrunion. Die personelle Zusammensetzung des Pfarrteams und die prozentuale Verteilung des Stellenpools werden sich schon im Sommer ändern.
Wer die Genesis mit anderen – etwa germanischen – Gründungsgeschichten vergleicht, stellt einen Unterschied fest: Das erste Buch der Bibel verzichtet auf Idealisierungen. Da geht es nicht um Mannestreue, Heldenmut, Todesbereitschaft und was der volkstümlichen Ideale mehr sein mögen. Da geht es, was die Menschen betrifft, sehr oft um Versagen und Schuld. Der Grund ist folgender: Die Genesis handelt weniger von den Menschen als von Gott. Ganz am Schluss sagt Josef jene Worte, die den Schleier lüften:
„Fürchtet euch nicht! Ihr zwar habt Böses geplant, Gott aber hat es zum Guten gewendet.“ (Gen. 50, 19f.).
Zwar zweifle ich nicht, dass unsere Pfarrunionspläne nicht «böse» und auch nicht schlecht, sondern gut sind. Nichtsdestotrotz lehrt uns die Genesis, das Augenmerk vom eigenen Planen weg zu Gottes Wendungen zu lenken, dem Gottvertrauen grösseres Gewicht beizumessen als den eigenen Leistungskapazitäten – und sich nicht zu fürchten.
Andreas Fischer
Ein weiser Pfarrer hat sie Wegwerfprodukte genannt. Und Rhetorikerinnen betonen, dass sie Reden und keine Schreiben seien. Predigten sind Sprechakte, und was hier ins Netz gestellt wird, sind Manuskripte, nicht mehr. Wenn sie als solche indessen ein Gemeindeglied in den Ferien am fernen Strand an zuhause erinnern oder einen im Schreibstau im Internet surfenden Kollegen zur nächsten Zeile inspirieren, dann – ja, was will man dann mehr?