Im Zürich des 16. Jahrhunderts wurde zum allerersten Mal die Bibel aus den Urtexten ins Deutsche übertragen – die erste protestantische Vollbibel erschien 1529. Im Rahmen des Zürcher Reformationsjubiläumsjahres wird die Schlüsselgeschichte der Reformation im öffentlichen Raum des Grossmünsters zum ersten Mal einsehbar, zusammen mit Streitschriften und Flugblättern.
Die Dauerausstellung «Getruckt zu Zürich» in den Emporeneckräumen der beiden Grossmünstertürme kreist um «Wort und Bild» und ist ab dem 23. März 2019 öffentlich zugänglich. Präsentiert werden wertvolle Bibeln aus dem 16. bis 18. Jahrhundert, darunter die frühesten Übersetzungen Zwinglis und seiner Gefährten, die ersten Übersetzungen ins Italienische, Französische und Rätoromanische oder etwa die erste Zürcher Staatsbibel, daneben auch massgebliche reformatorische Schriften.
Bild und Wort
Der Betonung des Wortes wird der Umgang mit den Bildern zur Seite gestellt; den zahlreichen Besuchern des Grossmünsters werden so der Ursprung inhaltlicher Auseinandersetzung mit dem Glauben und der Zusammenhang mit dem Buchdruck bis hin zum Umgang mit den Bildern aufgezeigt. Letzteres auch durch eine integrierte und auf die Ausstellung bezogene Kunstinstallation von Gabriela Gerber und Lukas Bardill.
Schriften aus der Zeit des fundamentalen Wandels
Der fundamentale Wechsel der Gewichtung des Wortes gegenüber der Omnipräsenz der Bilder führte Anfang des 16. Jahrhunderts zu einer für die Gesellschaft, Stadt, Kirche, Kultur und Politik folgenreichen Buchproduktion. Das Hauptaugenmerk galt nicht mehr den Bildern – diese wurden 1524 innert zweier Wochen aus allen Kirchen entfernt –, sondern dem Wort (Gottes). Im Mittelpunkt stand die erstmalige Übersetzung der Bibel aus den Urtexten in eine allgemein verständliche deutsche Sprache. Der Bildungsimpetus, die auf eine breitere Bildung und Ermächtigung zielende Ausrichtung der Zürcher Reformation, führte zur kritischen Sichtung und Auseinandersetzung mit der bis dahin blühenden Kirchenkultur und umgekehrt zu einem neuen Kirchen-, Politik- und Gesellschaftsverständnis, das Folgen zeitigte bis in unsere Gegenwart hinein.
Eröffnung
Initiiert wurde das Projekt von Grossmünsterpfarrer Martin Rüsch, vorangebracht wurde es durch die Kommission Schriftensammlung der Kirchgemeinde Grossmünster bzw. den aktuellen Projektausschuss (mit Regine Helbling, Thomas Gamma, Martin Rüsch). Die Projektumsetzung erfolgte unter der Leitung von Markus Brühlmeier (Inhalte) und Sebastian Lenggenhager (Szenografie). Das Projekt wird nun im Rahmen der neuen reformierten Kirchgemeinde Zürich eröffnet. Finanziell ermöglicht wurde es durch Fonds der ehemaligen Kirchgemeinde Grossmünster sowie durch namhafte Beiträge von Stiftungen.
Offizielle Eröffnung der Ausstellung: am 23. März um 11 Uhr im Beisein der Regierungsrätin Jacqueline Fehr.
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