Diesen August bezieht die Klimabewegung als Zwischennutzerin die reformierte Kirche Wipkingen. Sie soll neu einen offenen Raum für die Auseinandersetzung mit der Klimakrise und ihrer Bewältigung bieten. Beide Seiten erhoffen sich von der neuen Nutzung viel, aber sie birgt auch Herausforderungen.
Die Klima-Bewegung hat innert kurzer Zeit Beeindruckendes erreicht. Die drohende Klimakatastrophe wird mittlerweile als eines der drängendsten politischen Probleme anerkannt. Auch dank der unzähligen Demonstrationen, auf denen sich tausende Jugendliche und junge Erwachsene Gehör verschafften. «Aber wir können nicht nur Kritik üben, nicht nur sagen, was nicht gut läuft», sagt die Klimastreik-Aktivistin Annik Färber. «Wir haben auch eine Vision: Eine Vorstellung davon, wie eine alternative und nachhaltige Gesellschaft aussehen könnte.» Wie genau, das erproben die Aktivistinnen und Aktivisten seit diesem Monat für mindesten zwei Jahre in neuen Räumlichkeiten: in der reformierten Kirche Wipkingen.
Junge engagierte Menschen unterstützen
Die reformierte Kirchgemeinde Zürich stellt dem Verein Klimastreikräume die Kirche sowie den umliegenden Grünraum kostenlos zur Zwischennutzung zur Verfügung: als Arbeitsort, Treffpunkt und Veranstaltungsraum. Schon vor mehr als einem Jahr sei die Kirchgemeinde erstmals angefragt worden, ob sie der Bewegung einen Raum zur Verfügung stellen könne, erzählt Michael Braunschweig, Mitglied der Kirchenpflege und zuständig für Gesellschaftspolitik. «Und natürlich finden wir es unterstützenswert, wenn junge Menschen sich engagieren und Verantwortung übernehmen wollen», so Braunschweig.
Die Klimabewegung und die reformierte Kirchgemeinde
Hinzukommen die inhaltlichen Überschneidungen: «Der Einsatz für die Bewahrung der Schöpfung, also den nachhaltigen Umgang mit unserem Lebensraum, verbinden die Klimabewegung und die reformierte Kirche», sagt der Kirchenpfleger. Das sieht auch Annik Färber vom Klimastreik so: Die Bewegung habe sich auch schon früher mit der reformierten Kirchgemeinde vernetzt, erzählt die Aktivistin. «Weil wir das Gefühl haben, dass wir für ein Anliegen einstehen, das auch die Kirche beschäftigen soll – und auch tatsächlich beschäftigt.»
Mit der Nutzung der Kirche Wipkingen durch die Klimabewegung wird diese Vernetzung jetzt noch verstärkt – und vor allem auch institutionalisiert. Die reformierte Kirchgemeinde werde sich regelmässig mit dem Verein Klimastreikräume austauschen, sagt Michael Braunschweig. Das sei ihm wichtig: «Ein Kirchenraum ist ein intimes Gebäude», sagt er. «Das ist sowohl für uns als auch für die Nutzerinnen und Nutzer eine Herausforderung.»
Ein Kulturgut erhalten – und beleben
Das verlangt nach Sorgfalt – auch im technischen Bereich. Der Unterhalt eines mehr als 100 Jahre alten Kirchengebäudes ist eine komplexe Aufgabe. Ein Beispiel: die Temperatur im Innern. Damit die Orgel nicht beschädigt wird, sollte sie nicht unter 15 Grad fallen. Um solche grossen Unterhaltsaufgaben kümmern sich auch weiterhin die Expertinnen und Experten der Kirchgemeinde. Michael Braunschweig: «Die Kirche Wipkingen ist ein Kulturgut, das es zu erhalten gilt.»
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