
Die Grosse Kirche Fluntern und ihre Orgel verbindet eine spannende, gemeinsame Geschichte. Der Bau des damaligen Star-Architekten Karl Moser hat das Budget bei weitem überschritten, doch die Fluntermer zeigten Mut, das Megaprojekt durchzuziehen. Wer weiss, ob nicht eine veritable Kirchturmpolitik diesen grossen Wurf gestützt hatte. Wenige Jahre zuvor entstand beim Kreuzplatz die katholische Kirche St. Anton, laut Gerüchten damals eine Provokation fürs protestantische Zürich. In Fluntern entschied man sich nicht nur für denselben Architekten, sondern auch für den-selben Orgelbauer. Die Königin der Instrumente sollte ebenfalls von Orgelbau Kuhn in Männedorf stammen, natürlich etwas grösser im Umfang als ihre Schwester in St. Anton. Die Klaviatur in Fluntern umfasst zwei weitere Töne und nebst der «Voix céleste» (Himmelsstimme) hat man noch ein zweites, schwebendes Regis-ter einbauen lassen, eine «Unda Maris» (Meeresrauschen).
Bald zeigte sich aber, dass der Em-porenraum ziemlich eng bemessen war für die Fülle an Pfeifenreihen. Etwa 20 Jahre später hatte man in der Gehäusefront die Abstände der Prospekt-Pfeifen erweitert, da sie den Klang der dahinterstehenden Pfeifen zu sehr beeinträchtigten. Bei dieser Gelegenheit wurde gleich auch eine Anpassung an ein moderneres Klangbild, weg vom weichen, orchestralen Klang der Spätromantik hin zu mehr «Ecken und Kanten» unternommen. Das «Meeresrauschen» musste dem «Glockenklang» Platz machen. Ein zweites Facelifting erfolgte schliesslich anno 1968, als man die ganze pneumatische Steuerung der Ventile, die sogenannte Traktur, durch eine elektrische ersetzte. Diese stammte vom Maschineningenieur und Orgel-bauer Max Maag, der sein zweites Metier eher als Tüftler betrieben hatte. Sein zwar patentiertes System war unausgereift und erwies sich längerfristig als störungsanfällig. Nichtsdestotrotz wurde die Wieder-Einweihung mit dem legendären Organisten Marcel Dupré (Nachfolger von Charles-Marie Widor in St. Sulpice, Paris) gefeiert, der das Instrument sehr schätzte.
Bis zu Ostern sind nun drei Konzerte und ein Musik-Gottesdienst angesagt, welche die Fluntermer Orgel in allen möglichen Kombinationen zeigen. Angefangen als Dialogpartner zum Streichorchester im Haydn-Konzert mit dem Freien Chor, danach als Ein-Mann-Orchester in der vierten Orgelsinfonie von Louis Vierne, als mystische Klangmagie im «Kreuzweg» von Marcel Dupré und zuletzt im Zusammenspiel mit «Pauken und Trompeten» zum Osterfest. Anna-Victoria Baltrusch, Anna Orlova sowie der Fluntermer Hausorganist bringen die «Grande Dame» zum Klingen.
Andrea Wildi, fürs reformiert.lokal, März 2020
Diese Kirche gehört zum Kirchenkreis sieben acht.
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