
Der Grossen Kirche Fluntern sieht man die lange und inhaltlich abwechslungsreiche Projektie-rungsgeschichte nicht an. Sie steht so selbst-verständlich an ihrem Ort als gäbe es dafür nur diesen Bau, nur diese neuklassizistische Architektur. 1913 mit einem Wettbewerb begonnen, erhält schliesslich Karl Moser (1860–1936) den Auftrag zur Ausführung, die erst nach dem Ersten Weltkrieg 1918–1920 erfolgt. Aus dem Mittelrisalit der schmalen, zur Stadt orientierten Eingangsfassade steigt der glatte Turm mit abgefasten Ecken zur Zinne empor, auf der die säulengestützte Glocken-stube sitzt; Postament, Laterne, Knauf, Spitze und Stern bilden die Turmspitze. Das Lang-haus gliedern raumhohe Rundbogenfenster in dichter Folge; über dem Kranzgesims trägt eine Attika das Walmdach. Der Kirchenraum ist architektonisch streng gegliedert. Hohe korinthische Säulen trennen das Mittel- von den Seitenschiffen; sie tragen schweres Gebälk und eine kräftig profilierte Kassettendecke. Die Brüstungen der seitlichen Emporen sind in die Säulen eingefügt. In dieser Kirche gibt es drei Ausrichtungen, in die Länge, die Breite und die Vertikale. Die Anordnung der Kirchenbänke fügt sich ins Ordnungsprinzip: ein eindrücklicher Raum mit einigen Schwierigkeiten für die Verkündigung.
Die Kirche mit hohem Frontturm sitzt markant auf einer Anhöhe und gibt von ihrem Vorplatz den Blick über die ganze Stadt frei. Sie bildet den Mittelpunkt eines vornehmen, von Gartenanlagen umgebenen Wohnquartiers. Talseitig führen Fusswege hinauf zu einer Treppenanlage, die zum Haupteingang der Kirche leitet. Unterhalb der Treppe befindet sich ein kleiner Quartierspielplatz mit einer Baumreihe. Der grosse Platz vor der Kirche wird gefasst von einer Stützmauer mit einem schmiedeisernen Geländer und einer doppelten Baumreihe. Eine Brunnenanlage mit rechteckigem Granitbecken und Bronzeskulptur, flankiert von zwei Bäumen, schmückt den asphaltierten Vorplatz an der Hochstrasse.
Im Grundriss längsrechteckige, nach Nordosten ausgerichtete Kirche mit breitem Mittelschiff und schmalen Seitenschiffen. Ein monumentaler, dreiseitig vorspringender Frontturm sowie ein auf ionischen Säulen ruhender Portikus markieren im Südwesten die repräsentative Eingangsfassade. Im Nordosten risalitartig vorspringender Chorbereich. Fassaden sind durch hohe und schlanke Rundbogenfenster gegliedert, die jeweils von ionischen Wandpilastern gerahmt werden. Im Innern Vorhalle im Erdgeschoss des Frontturms mit Malereien von Paul Bodmer. Heller und weiter Innenraum, der mit korinthischen Säulen dreischiffig unterteilt ist und auf allen Seiten Emporen hat. Flache, stark plastisch gestaltete Kassettendecke mit Rosetten. Kanzelwand mit Orgelempore im Nordosten, davor Abendmahltisch, dahinter Unterweisungszimmer und Sakristei. Originale Beleuchtungskörper aus einfachen Milchglaskugeln.
Neuklassizistischer Kirchenbauin weitgehendem Originalzustand aus Karl Mosers reifer Schaffenszeit. Der einfache Baukörper mit nach klassischen Ordnungen durchgebildeten, flächigen Fassaden führt stilistisch zu einer Neuinterpretation klassizistischer Attribute im Sinn der Moderne. Typologisch ordnet sich der Bau hingegen in die Tradition der reformierten Kirchenhäuser ein. Moser erzielte in der äussern Erscheinung wie auch im Innenraum eine grosszügige Gesamtwirkung, was in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg typisch und als Stilhaltung in der Deutschschweiz weit verbreitet war.
Reformierte Kirchen der Stadt Zürich, Hochbaudepartement der Stadt Zürich, Amt für Städtebau, Archäologie und Denkmalschutz, 2006
Diese Kirche gehört zum Kirchenkreis sieben acht.
Sekretariat: Tel +41 44 383 48 24, E-Mail
Öffnungzeiten: Montag–Freitag, 8.30 – 12 Uhr
Andreas Wildi, Organist | Am 21. März 1920 erklang zum ersten Mal eine Orgel grossen Stils in Fluntern. Die Grosse Kirche und ihre «Stimme» sind seither ein Wahrzeichen und wichtiges Kulturerbe am Zürichberg.
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