
Die Kirchgemeinde Zürich feierte in Kooperation mit der Liberalen Jüdischen Gemeinde Zürich und dem muslimischen Haus des Friedens einen interkulturellen Seder. Anlass dafür war der jüdische Feiertag Pessach Scheni – das zweite Pessachfest. Dieses steht im Zeichen einer zweiten Chance.
Ein Seder ist eine zeremonielle Mahlzeit zum Auftakt des jüdischen Pessachfestes. Das Abendessen folgt einem genau festgelegten Ablauf. Der Ritus erinnert an den Auszug aus Ägypten und feiert die Eigenständigkeit des jüdischen Volkes. Das macht Pessach zu einem der bedeutendsten Feste im Judentum. Doch was genau ist dann Pessach Scheni? Der Feiertag findet einen Monat nach Pessach statt und bietet die Chance, einen weiteren Seder zu feiern. Er ist gewissermassen fakultativ und erlaubt es jenen, die den Seder an Pessach versäumt haben, die wichtige rituelle Handlung nachzuholen. Den interkulturellen Seder auf Pessach Scheni zu legen, bot sich dieses Jahr besonders an, weil Pessach mit Ostern zusammenfiel und beides während des muslimischen Fastenmonats Ramadan stattfand. Um fastende Muslime nicht auszuschliessen, legte man den Seder auf das Datum des Pessach Scheni. Neben dem NCBI wurde der Anlass von der Jüdischen Liberalen Gemeinde Zürich, dem muslimischen Haus des Friedens sowie der reformierten Kirchgemeinde Zürich getragen.
Am Seder erzählt man sich die Geschichte, wie sich die Israeliten aus der Versklavung des ägyptischen Pharaos befreiten und Moses folgten. Dieser teilte das Rote Meer und führte sein Volk ins Gelobte Land. Die dargereichten Speisen auf der Sederplatte haben einen starken Symbolgehalt: So erinnert zum Beispiel die klebrige Paste namens Charrosset an den Mörtel, mit dem die israelitischen Sklaven Gebäude für den Pharao errichten mussten. Die in Salzwasser getauchten Radieschen stehen für die geweinten Tränen.
An den 16 Tischgemeinschaften am interkulturellen Seder in Schwamendingen kamen Muslimas, Christen und Jüdinnen über dem Kosten der Speisen miteinander ins Gespräch. Imam Fahredin Bunjaku vom Haus des Friedens erinnerte daran, dass Prophet Moses auch im Koran sehr wichtig ist: Er wird 137-mal erwähnt – öfter als jede andere Figur. Als der Imam die Geschichte vom Auszug aus Ägypten vorlas, wurde klar, wie sehr sich die beiden Narrative aus Islam und Judentum ähneln; einer der vielen Hühnerhautmomente des Abends. Ein anderer war jener, als die aus dem Irak geflüchtete Kurdin Jawahra erzählte, wie sie sich trotz gelungener Integration in der Schweiz immer wieder fremd fühlt. Sie sprach von der Angst, die sie täglich empfindet. Die Angst, etwas Falsches zu tun oder zu sagen, weil sie als anders betrachtet wird. Ihr Beitrag machte deutlich, wie viele Menschen auf der ganzen Welt auch heute noch unter Terrorherrschaften leiden und zur Flucht gezwungen werden.
Sich aus der Knechtschaft zu befreien, ist schwer. Doch als die Israeliten das Gelobte Land erreichten, feierten sie ihre Freiheit, tanzten und sangen. Pessach Scheni ist das Fest der genutzten Chancen. Die Chance, einander mit Respekt zu begegnen und zu verstehen, haben viele der Gäste am interkulturellen Seder aktiv genutzt – und es war eine so inspirierende wie warmherzige Feier.
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