Im Kirchenkreis vier fünf verbessern junge Menschen mit Fluchthintergrund in ungezwungener Atmosphäre ihre Deutschkenntnisse. Das Sprachcafé an der Johanneskirche ist Teil des Bildungsprogramms «Welcome to School».
Jeden Mittwochnachmittag verwandelt sich das Foyer der Johanneskirche mitten im lebendigen Kirchenkreis vier fünf in ein Sprachcafé: Bis zu achtzig Jugendliche und junge Erwachsene mit Fluchthintergrund verteilen sich nach Niveaugruppen in den Räumen des Kirchgemeindehauses. Die jungen Menschen stammen aus Herkunftsländern wie Afghanistan, Eritrea oder Tibet. Dass sie keine Regelklasse in ihrer Wohngemeinde besuchen, hat mit ihrem Alter zu tun: Offiziell sind sie nicht mehr schulpflichtig. Dennoch entspricht ihre Vorbildung nicht dem Stand nach Abschluss der obligatorischen Schweizer Schulzeit.
Das Sprachcafé an der Johanneskirche ist Teil des vollschulischen Bildungsangebots «Welcome to School», das von einem konfessionell unabhängigen Verein im Quartier getragen wird. Fest angestellte Lehrpersonen unterrichten die Jugendlichen in acht Schulfächern, um Wissenslücken zu schliessen und sie auf eine Schweizer Berufslaufbahn vorzubereiten. 55 Freiwillige unterstützen den Schulbetrieb von montags bis freitags – auch im Sprachcafé am Mittwochnachmittag. «Bei uns sind sie nicht im gewohnten Klassenverband, sondern mischen sich neu», sagt Tania Oldenhage, Pfarrerin im Kirchenkreis vier fünf. Sie begleitet das Sprachcafé zusammen mit den Leiterinnen Maya Asper und Gaby Rüssli. Zur Kooperation kam es, weil die Gründerin Katrin Jaggi auf der Suche nach neuen Räumlichkeiten für den regulären Unterricht war. So entstand die Idee, dem Sprachcafé in der Johanneskirche – in Gehdistanz zur Schule – eine neue Heimat zu geben.
Für die Schülerinnen und Schüler ist das Sprachcafé fest in den Stundenplan integriert. Im Unterschied zu den 11 Wochenlektionen Deutsch steht am Mittwochnachmittag das Miteinander-ins-Gespräch-Kommen im Zentrum. Alltagsthemen wie Musik, Berge oder Stereotypen und Klischees bekommen ihren Raum. Zudem bringen auch die Schüler:innen selbst Ideen ein. Oft blitzt in diesen Gesprächsrunden die Biografie dieser jungen Menschen durch, die bereits auf ein so bewegtes Leben schauen. «Es ist sehr berührend, zu erleben, wie die jungen Menschen Themen wie Klimaschutz, Heimat oder Gleichstellung wahrnehmen – im Kontext von einem Leben, das sowieso schon prekär ist», sagt Tania Oldenhage, die neben ihrer Rolle als Co-Projektleiterin auch selbst eine Gesprächsgruppe leitet. Sie erlebt die jungen Menschen als äusserst reif für ihr Alter. Aber natürlich komme auch der Humor und die Ausgelassenheit nicht zu kurz, vor allem vor und nach dem Unterricht. In der Pause versorgt jeweils ein Zweierteam der Herberge für geflüchtete Frauen die jungen Menschen mit Kaffee und Kuchen. «Die Frauen aus der Herberge so einbinden zu können, war ein Glücksfall. Auf diese Weise haben die Frauen eine Tagesstruktur, betätigen sich sinnvoll, erweitern ihr Netzwerk und erfahren Selbstwirksamkeit durch ihre Rolle als Gastgeberinnen», sagt Tania Oldenhage.
Für die Pfarrerin ist das Sprachcafé ein gutes Beispiel dafür, welche Formen Kirche-Sein in einem urbanen Umfeld annehmen kann – eingebunden ins Quartier, in Zusammenarbeit mit nicht-kirchlichen Partnern, die die gleichen ethischen Werte vertreten. «Es geht wirklich nicht um Vereinnahmung oder gar Missionierung», betont Tania Oldenhage. Die Absicht sei eine ganz andere: Nämlich einen Beitrag zu leisten für die Verbesserung von Lebensperspektiven von Menschen, die es wirklich nötig haben.
Das Sprachcafé sucht Freiwillige, die Lust haben, jeweils mittwochs von 13 bis 15 Uhr eine Gesprächsrunde zu leiten. Formale Voraussetzungen gibt es keine. Mitbringen sollte man Geduld, Flexibilität sowie Freude am Umgang mit jungen Menschen. Tania Oldenhage freut sich auf Ihre Kontaktaufnahme: tania.oldenhage@reformiert-zuerich.ch
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