«Die Auseinandersetzung mit Andersgläubigen hat meinen eigenen Glauben gestärkt», sagt Kathrin Rehmat, Pfarrerin an der Predigerkirche und Vorstandsmitglied der Gemeinschaft Christen und Muslime in der Schweiz (GCM). In der Kirchgemeinde Zürich gibt es eine Vielzahl multireligiöser Gefässe zu entdecken.
Die Pfarrstelle an der Predigerkirche hat ein multireligiöses Profil – und genau deshalb hat sich Kathrin Rehmat darauf beworben. Seit 2021 lebt und arbeitet sie nun in Zürich, vorher war sie zehn Jahre als Pfarrerin in Biel tätig. Selbst mit einem christlichen Pakistani verheiratet, sind multireligiöse Fragen eine Konstante in ihrem Leben – und zeichnen sie auch als Pfarrerin aus. «Der multireligiöse Austausch ist das Gebot der Stunde» so Kathrin Rehmat, «insbesondere in diesen schweren Monaten nach dem 7. Oktober und dem Beginn des Gaza-Kriegs. Wenn wir Frieden wollen, dürfen wir als Gesellschaft den Dialog mit Andersgläubigen nicht abbrechen», so Kathrin Rehmat.
Als Pfarrerin am Prediger hat sie es sich zur Aufgabe gemacht, den interreligiösen Dialog zu pflegen und den Austausch zu fördern. «Ich nehme möglichst viele Gelegenheiten wahr, Mitmenschen zum inter- oder multireligiösen Dialog in ihrem Alltag zu ermutigen – denn dort zählt es doppelt», so die Pfarrerin. «Eine wichtige Voraussetzung dafür ist, dass man sich kennt und vertraut. So wagt man es eher, über Trennendes zu sprechen.» Wenn man sich hingegen zu wenig kenne, sei es meistens ertragreicher, über Verbindendes zu sprechen. «Bei den Unterschieden ist man mehr gefordert, weil man entscheiden muss, inwieweit man es aushält – gleichzeitig habe ich persönlich in der Auseinandersetzung mit Unterschieden immer am meisten gelernt.» Und zwar nicht nur inhaltlich, sondern auch über sich selbst und ihren eigenen Glauben: «Der multireligiöse Austausch ist für meine eigene religiöse Prägung sehr bereichernd. Eine wichtige Rolle spielt dabei auch die Irritation.» In der Beschäftigung mit dem Islam war es für sie zum Beispiel die Praxis, dass der Imam mit dem Rücken zur Gemeinde betet, sich demonstrativ als Sprachrohr Gottes versteht. «Für meine religiöse Identitätsbildung und mein Selbstverständnis als Pfarrerin war diese Auseinandersetzung enorm wichtig.» Auch die karmischen Religionen sind laut Kathrin Rehmat wichtige Dialogpartnerinnen. «Sie bringen ganz andere Perspektiven hinein als die monotheistischen.»
Der Dialog zwischen den Religionen sei derzeit sehr verhärtet, das beschäftigt auch Kathrin Rehmat. Dass die Kirchgemeinde multireligiöse Veranstaltungen anstosse und daran teilnehme, sei daher wichtiger denn je. Es habe schon immer Verflechtungen zwischen Christentum, Islam und Judentum gegeben. Nun gelte es, sich dessen wieder bewusster zu werden. Sie ruft zum Loslassen von zu einfachen kolonialistischen oder eurozentrischen Vorurteilen auf und erinnert daran, dass es heute in der Schweiz bereits sehr viele binationale Ehen gibt. So ist die Pfarrerin auch seelsorgerisch tätig – zum Beispiel, wenn es um Fragen der Zugehörigkeit geht.
Zudem regt Kathrin Rehmat dazu an, bei Andersgläubigen einmal die Bilder abzufragen, die über das Christentum kursieren. «Für Menschen aus anderen religiösen Traditionen ist im Christentum alles möglich. Das macht es für sie enorm schwierig, uns zu lesen.» Gerade die bevorstehende christliche Fastenzeit biete viel Stoff für Gespräche, weil fast alle Religionen Fasten als spirituelle Praxis kennen. Kathrin Rehmat: «Denn das Allerwichtigste ist, dass wir miteinander statt übereinander sprechen.»
Wichtige Organisationen zum interreligiösen Dialog:
↗ Zürcher Forum der Religionen
↗ Zürcher Institut für interreligiösen Dialog
↗ National Coalition Building Institut (NCBI)
↗ Gemeinschaft Christen und Muslime in der Schweiz (GCM)
Kommunikation mit Herz
Bei der Kommunikation mit Herz geht es darum, beim Sprechen sowie beim Zuhören eine freundliche nachsichtig-wache Haltung und Präsenz zu kultivieren, sowohl in Bezug auf uns selbst wie auch in Bezug zum Gegenüber. Impulse dazu vermittelt Lama Irene (Dordje Drölma). Die Schweizerin ist seit 1991 buddhistische Nonne und unterrichtet seit 1995 buddhistische Meditation.
Wo und Wann:
Im Turmzimmer der Predigerkirche
Sonntag, 18. Februar 2024, 15–18 Uhr
Information und Anmeldung:
Anmeldung bis 11. Februar per E-Mail an kathrin.rehmat@reformiert-zuerich.ch
Anders bist du schön – Dialoggruppe für christliche und muslimische Frauen
In dieser Gruppe tauschen sich christliche und muslimische Frauen beider Religionen über Alltag und Lebensgestaltung aus. Wichtige Themen sind die Erfahrungen mit Geschlechterrollen, Kindererziehung im Kontext religiöser Pluralität, Migration und Integration sowie Feste und Bräuche. Die Dialoggruppe stärkt das Bewusstsein, dass die Teilnehmerinnen von den gleichen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen betroffen sind, sei es bezüglich Gleichstellung oder Diskriminierung.
Wo und Wann:
Die islamisch christliche Frauengruppe trifft sich vier bis fünfmal pro Jahr in der Altstadt.
Leitung:
Pfarrerin Kathrin Rehmat, kathrin.rehmat@reformiert-zuerich.ch
Interreligiöser Thementag
Wenn der Tod ins Leben einbricht
Statements – Workshops – Begegnung – Musik
Wo und Wann:
Sonntag, 10. März 2024, 13–17.30 Uhr
13 Uhr: Begrüssung im Gemeindezentrum ICZ, Lavaterstrasse 33, 8002 Zürich
17 Uhr: Verabschiedung im Kirchgemeindehaus Bederstrasse 25, 8002 Zürich
Information und Anmeldung:
Genaues Programm und Anmeldung via diesen ↗ Link
Fotoausstellung über interreligiöse Freundschaften
In einer Fotoausstellung von NCBI-Respect erzählen 24 jüdische und muslimische Menschen von ihren interreligiösen und vielfältigen Freund- und Bekanntschaften. Diese Ausstellung wird ab dem 27. Februar im Bethaus in Wiedikon zu sehen sein.
Im Rahmen der Eröffnung der Ausstellung lädt der Kirchenkreis am Dienstag, 27. Februar zu einem Anlass mit Vertreter:innen jüdischer, muslimischer und christlicher Gemeinden ein. Im Mittelpunkt stehen dabei das Gespräch und das gegenseitige Kennenlernen zum Abbau von Vorurteilen.
Wo und Wann:
Bethaus Wiedikon, Schlossgasse 10, 8003 Zürich
Dienstag, 27. Februar 2024, 18.30 Uhr, anschliessend Apéro
Informationen:
Mehr Informationen auf der Website des ↗ Kirchenkreis drei
Gottesdienst zum Israel-Sonntag
Wo und Wann:
Markuskirche, Höhenring 56, 8052 Zürich
4. August 2024, 10 Uhr
Informationen:
Jüdisch-christliche Sederfeier
Am Gründonnerstag feiert der Kirchenkreis zwölf wir mit seinen jüdischen Kollegen eine jüdisch-christliche Sederfeier in verkürzter Form. Bei dem Fest ist die Reihenfolge der Speisen, Lieder und Texte streng geordnet. Im Kreise der Familie oder Gemeinde wird des Auszugs aus Ägypten gedacht, der Befreiung aus der Sklaverei, die dadurch immer wieder vergegenwärtigt und reflektiert wird. Mit allen Sinnen lernen Teilnehmende die wichtigsten Symbole auf dem Sederteller kennen. Beim anschliessenden Essen (Teilete) kommen wir miteinander ins Gespräch.
Wo und Wann:
Kirchenzentrum Saatlen, Saatlenstrasse 240, 8050 Zürich
Donnerstag, 28. März 2024, 18.30 Uhr
Interreligiöser Abend zu Jesus und Maria im Islam und im Christentum
Jesus und seine Mutter Maria faszinieren die Menschen seit fast zweitausend Jahren. Ihre Bedeutung, ihre Rolle in der «Heilsgeschichte», ihr Charakter und ihre Wichtigkeit wurden immer wieder heftig diskutiert, neu interpretiert und weitergedacht. Und dies nicht nur innerhalb der Bibel und der christlichen Tradition, sondern auch im Koran und in der islamischen Tradition.
Wo berühren oder treffen sich die christliche und die muslimische Tradition und Interpretation und worin unterscheiden sie sich bis heute? Beim interreligiösen Bildungs- und Begegnungsabend in der Albanischen Moschee (Haus des Friedens) am Schwamendingerplatz kommen Imam Fahredin Bunjaku, der reformierte Pfarrer Jiri Dvoracek sowie Frieda Mathis, Pfarreikoordinatorin der Pfarrei St. Gallus, miteinander ins Gespräch. Im Dialog entdecken sie gemeinsam mit den Teilnehmendes Neues und Faszinierendes.
Wo und wann:
Haus des Friedens, Saatlenstrasse 23, 8051 Zürich
Donnerstag, 29. Februar 2024, 19 Uhr
Ausblick: Woche der Religionen
In dieser schweizweiten interreligiösen Aktionswoche finden in der ersten Novemberwoche rund 100 interreligiöse Veranstaltungen statt, die zu Begegnung und Dialog mit in der Schweiz ansässigen Religionen und Kulturen einladen. Auch die Kirchgemeinde Zürich greift das Thema für Veranstaltungen auf.
Wo und wann:
4.–8. November 2024
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