KEINE TOLERANZ FÜR HOMOPHOBIE


Nach der gestörten Feier am Pride-Abschlussgottesdienst äussern sich Persönlichkeiten aus dem kirchlichen Umfeld zum Vorfall. Sie betonen, dass die Kirche als Schutzraum unantastbar ist. 

Queeres Pfarramt am Pride-Umzug 2022. ©Priscilla_Schwendimann Annelies Hegnauer, Präsidentin der Kirchenpflege. ©Alfonso Smith Michel Müller, Präsident des Kirchenrats. ©zhref Franziska Driessen-Reding, Synodalpräsidentin der katholischen Kirche im Kanton Zürich. ©zhkath LGBTQ-Pfarrerin Priscilla Schwendimann. ©privat

Vermummte störten am vergangenen Sonntagnachmittag den Abschlussgottesdienst der Zurich Pride in der Kirche St. Peter und Paul: Eine Gruppe Männer trug ein grosses Holzkreuz in die Kirche und skandierte Parolen durchs Megafon. Kurz entschlossen stellten sich einige Gottesdienstbesuchende den Störenfrieden entgegen, worauf diese die Flucht ergriffen. Der vereitelte Störungsversuch hat laut Aussagen von LGBTQ-Pfarrerin Priscilla Schwendimann in der queeren Community hohe Wellen geworfen – unzählige Solidaritätsbekundungen sind seither bei ihr eingegangen und machen die grosse Offenheit der queeren Community für Glauben sichtbar.

Eine Annäherung, die eine Frucht der letzten Jahre ist und sie persönlich unendlich freue. «Der Vorfall hat die Community viel enger zusammengeschweisst.» Das Schlimmste an der Tat sei, dass die Gläubigen in ihrem Safe Space verletzt wurden – «und das in einer Situation, in der sie Gott anbeteten und Gemeinschaft lebten.» Priscilla Schwendimann hält dem entgegen: «Gott hat ein Ja zu allen Menschen – das zu verneinen macht Gott klein.» Und Annelies Hegnauer, Präsidentin der Kirchenpflege der Kirchgemeinde Zürich, betont: «Die reformierte Kirchgemeinde Zürich steht ein für Vielfalt und verurteilt klar jede Form der Ausgrenzung.»

Gegen jede Form der Ausgrenzung

Auch Synodalpräsidentin der katholischen Kirche im Kanton Zürich, Franziska Driessen-Reding, bedauert es sehr, dass Menschen mit fundamentaler und menschenverachtender Einstellung die Kirche als Plattform nutzen. «Ein Kirchenraum muss weiterhin ein Ort für die Begegnung mit Gott bleiben.» Leider sei Homo- und Transphobie in der Gesellschaft immer noch sehr weit verbreitet – gerade auch im Klerus. «Das ist heuchlerisch, wenn man bedenkt, dass es auch im Klerus viele Homosexuelle gibt», so die Synodalpräsidentin.

In eine ähnliche Richtung äussert sich Michel Müller, Kirchenratspräsident der reformierten Kirche des Kantons Zürich: «Man darf nicht unterschätzen, dass es innerhalb der Kirche immer noch viele militante Kräfte gibt. Doch Homophobie ist keine Meinung, die frei geäussert werden darf. In der Kirche stehen wir ein für alle Menschen, unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung.» Der Vorfall habe gezeigt, dass die Akzeptanz von Queers immer noch keine Selbstverständlichkeit ist. Für Michel Müller ist aber gegenwärtig noch unklar, ob eine radikale Gruppe die christlichen Symbole einfach missbraucht hat, die sonst nichts mit dem Glauben zu tun hat. Das müsse nun genau abgeklärt werden.

Kirche weiterhin «wunderbarer Schutzraum»

Ob das Sicherheitsdispositiv an Gottesdiensten nun verstärkt werden muss, sieht der Kirchenratspräsident jedoch nicht angezeigt. «Man muss sicherlich in Zukunft noch umsichtiger und vorbereiteter sein», so Michel Müller. «Ich habe den Abschlussgottesdienst der Jahreskonferenz christlicher LGBTQ-Organisationen miterlebt, der Ende Mai im Grossmünster stattfand. Das war ein wunderbarer Schutzraum für queere Menschen aus über zwanzig Ländern. Solche positiven Beispiele gibt es auch.»

Trotz dem Vorfall wurde die weitergeführte Feier in der Kirche St. Peter und Paul wunderschön. «Zum Abschluss haben wir uns an den Händen gehalten und uns gegenseitig gesegnet. Es gelang uns, aus Asche Schönheit zu machen», so Priscilla Schwendimann.





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