PASSIONSANDACHT IM FRAUMÜNSTER


 
Der Karfreitag ist der Gedenktag des Todes Jesu am Kreuz. Für die Passionsandacht am 7. April um 15 Uhr haben Fraumünster-Pfarrer Johannes Block und Kantor Jörg Ulrich Busch ein eindrückliches Programm entwickelt: ergreifende Kompositionen aus älterer und jüngerer Zeit im Wechsel mit biblischen und lyrischen Texten.
  

Die Passionsandacht mit Rezitationen von Pfarrer Johannes Block umfasst Orchester- und Vokalwerke der Äbtissin und Benediktinerin Hildegard von Bingen (12. Jahrhundert), von Johann Sebastian Bach, des Komponisten und Bratschisten Paul Hindemith (1895-1963), der vielfach ausgezeichneten, russischen, in Deutschland lebenden Komponistin Sofia Gubaidulina (*1931) sowie des lettischen Komponisten und Preisträgers der europäischen Kirchenmusik, Pēteris Vasks (*1946) mit seiner Komposition Musica dolorosa. Die Mitwirkenden sind Keiko Enomoto (Sopran), Nada Anderwert (Viola), Orchester le buisson prospérant, Daniel Kagerer (Konzertmeister), Kantor Jörg Ulrich Busch (Leitung) sowie Pfarrer Johannes Block (Introduktion und Rezitationen).
 

Die Musik und ihren Komponisten:innen 

Hildegard von Bingen, Äbtissin, Benediktinerin im 12. Jahrhundert war ihrer Zeit weit voraus und ist eine einzigartige Erscheinung in der deutschen Geschichte. Ihr visionäres Charisma lässt sie heute als Ausnahme-Theologin und Universalgelehrte erscheinen. Die Gründerin und Leiterin eines grossen Frauenklosters wurde bereits von ihren Zeitgenossen als Botschafterin Gottes verehrt. Viele ihrer Musikwerke haben etwas himmlisches – sie haben keinen Anfang und kein Ende. Hildegards Kompositionen durchbrechen den vom gregorianischen Choral geprägten Musikstil des 12. Jh., wenn sie den gesamten Tonraum der menschlichen Stimme nutzen, farbig, phantasievoll. Viele Jahrhunderte lang waren Hildegards Melodien vergessen. Anfang des 20. Jh. übertrug eine Benediktinerin die mittelalterliche Neumenschrift in moderne Notation. 1993 erschien eine erste CD unter dem Titel “Gesänge der Ekstase“ mit religiös-spirituellen Hymnen der Hildegard. Die Reaktion des europäischen Publikums war überwältigend. 

 
Der Komponist und Bratschist Paul Hindemith (1895-1963) gehört zu den bedeutendsten Repräsentanten der Musik des 20. Jh. Auf dem Höhepunkt seiner Karriere muss er vor den Nazis fliehen und emigriert 1938 in die Schweiz, siedelt 1940 in die USA über und kehrt 1951 - auch wegen der grossen Anerkennung seines Werks - nach Europa zurück. Er lehrt an der Universität Zürich, seine Familie lässt sich in der Schweiz nieder. “Trauermusik” ist eine Suite für Bratsche und Streichorchester, die Hindemith 1936 bei einem Aufenthalt in London kurzfristig zum Gedenken an den in der Nacht zuvor verstorbenen König Georg V. von geschrieben hat. Einen Tag später folgte in einem Gedächtniskonzert der BBC die Uraufführung durch ihn.
 

 
Bild-Karfreitag
© iStock.com / mbolina

Mehr Infos zum Konzert

Karfreitag, 7. April, 15 Uhr
Einlass ab 14.30 Uhr

Mehr Infos unter
↗ musikimfraumuenster.ch

Reservation

Freier Eintritt, Kollekte
 
Reservation zu empfehlen:
Online unter ↗ Ticketleo
unter 078 629 47 70
oder direkt im Fraumünster. 

 

Die vielfach ausgezeichnete und geehrte russische Komponistin Sofia Gubaidulina (*1931) lebt seit 1992 in Deutschland. Sie ist Mitglied weltweit bedeutender Akademien. In der Passionsandacht hört das Publikum von ihr einen Gegenpol zu den Raum füllenden Klängen der Hildegard von Bingen. Gubaidulina verweist auf ihre gefühlte Seelenverwandtschaft mit Hildegard, die eine zentrale Antriebsfeder ihres künstlerischen Schaffens ist. Komponieren ist für sie eine Art Gottesdienst: „Komponieren heisst beten“ (Egbert Hiller). 
 
„Dies ist mein tragischstes Opus – das einzige, in dem kein Optimismus und keine Hoffnung ist, nur Schmerz.“ So beschrieb Pēteris Vasks (*1946) seine Komposition Musica dolorosa, die er seiner verstorbenen Schwester Marta widmete. Der lettische Komponist, Preisträger der europäischen Kirchenmusik, gehört zu den weltweit meist aufgeführten Tonsetzern der Gegenwart. Er ist einer der wichtigsten zeitgenössischen Komponisten Lettlands mit grossem Einfluss auf andere baltische Komponisten. Sein Werk umfasst fast jedes Genre: Orchester-, Klavier- und Kammermusik. Pēteris Vasks „ich bin ein trauriger Optimist” hat sich intensiv mit Chormusik befasst, die eine besondere politische Rolle auf dem Wege Lettlands zur Unabhängigkeit spielte. Die Erfahrung der Unfreiheit ist im Schaffen von Vasks bis heute präsent. 

Hans-Hinrich Dölle 

 

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MI 15.05.24
07:45 – 08:00
Fraumünster, Kirche, Münsterhof 2, 8001 Zürich, Lageplan

Orgelmusik am Morgen

Mit einer Viertelstunde Orgelmusik, einem kurzen Text und einem Segen den Tag beginnen.

Pfr. Johannes Block • Kantor Jörg Ulrich Busch, Orgel

DO 16.05.24
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Fraumünster, Kirche, Münsterhof 2, 8001 Zürich, Lageplan

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