Beim Bau des gotischen Querschiffs der Fraumünsterkirche sparte man in der Südwand eine dreiteilige Nische aus. 1272 wurden die Gebeine der beiden ersten Äbtissinnen, Hildegard und Berta, vor dieser Nische neu beigesetzt.
Über der Grablege entstand um 1300 ein grosses Wandgemälde, das aufgrund seiner künstlerischen Qualität und seines Bildinhalts ein aussergewöhnliches kulturhistorisches Zeugnis darstellt.
Es stellt in zwei Szenen die legendäre Gründung der Fraumünsterabtei im Jahr 853 und ihre Ausstattung mit Reliquien der heiligen Felix und Regula dar. Die doppeltürmige Fraumünsterkirche in der Bildmitte teilt das Bild in zwei Hälften. In der rechten Bildhälfte führt ein Hirsch mit leuchtendem Geweih das Geschwisterpaar Hildegard und Berta, Töchter von König Ludwig dem Deutschen, von ihrer väterlichen Burg Baldem auf dem Albis nach Zürich an die Stelle, wo in der Folge die Fraumünsterabtei errichtet wird.
In der linken Bildhälfte zieht sich ein feierlicher Prozessionszug vom Grossmünster zum Fraumünster. Sieben Bischöfe und ein König an der Spitze tragen zwei Särge mit Gebeinen von Felix und Regula. Unter dem linken Sarg flehen zwei Arme um Erhörung ihrer Anliegen; unter dem rechten Sarg ist ein betendes Stifterpaar dargestellt.
1847 entdeckte der Zürcher Altertumsforscher Ferdinand Keller (1800-1881) das zu unbekannter Zeit übertünchte Wandgemälde und legte es frei. Die Antiquarische Gesellschaft in Zürich beauftragte den Kunstmaler Franz Hegi (1774-1850) mit der Erstellung einer Aquarellkopie. Das gut erhaltene Original wurde kurz danach wieder übertüncht.
Die Malschicht des Gemäldes dürfte vorgängig so gründlich reduziert worden sein, dass es bei einer erneuten Freilegung im Jahr 1912 als zerstört deklariert wurde. Sondierungen im Jahr 2006 bestätigten den ausserordentlich schlechten Zustand des Bildes.
Als Ersatz liess die reformierte Kirchgemeinde Fraumünster nach der Innenrenovation im Jahr 2006 die oben abgebildete Aquarellkopie von 1847 auf die Masse des Wandbildes vergrössern und über dem Original anbringen.
Sommer | 1. März bis 31. Oktober
Mo–So, 10–18 Uhr
Winter | 1. November bis 28. Februar
Mo–So, 10–17 Uhr
Eintritt CHF 5.–
Wir erleben das Fraumünster an verschiedenen Stationen, die sonst nicht öffentlich zugänglich sind.
→Überall präsent, wenig bekannt – die Stadtheiligen: Wir nehmen Sie mit an Orte, wo man Felix und Regula heute noch begegnen kann. Erfahren Sie die beeindruckende Geschichte der Geschwister und jene von Exuperantius, dem dritten Stadtheiligen.
→Das Nordfenster im Querschiff ist das letzte Glasgemälde des Schweizer Künstlers Augusto Giacometti aus dem Jahr 1945.
1679124.08.2021Das Fenster hinter der Orgel schuf der britische Künstler Clement Heaton im Jahr 1914.
1679124.08.2021In der Krypta finden sich die ältesten Überreste der Fraumünster-Abtei. Eine multimediale Ausstellung spannt den Bogen über 1200 Jahre Stadt- und Kirchengeschichte.
1679124.08.2021Im Rahmen der letzten Ausgrabungsetappe im Fraumünster-Quartier sind die Zürcher Stadtarchäologen auf archäologische Fundstücke gestossen. Eine sehr gut erhaltene Mauer der ehemaligen Klosteranlage sowie verschiedene Skelettfunde geben Einblick in das mittelalterliche Zürich.
Mehr Infos auf muensterhof.org oder stadt-zuerich.ch
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