
Wir überlegen hin und her. Wir schreiben Pro- und Kontra-Listen. Wir liegen die halbe Nacht wach. Wer vor einer Wahl steht, spürt: Gute Entscheidungen sind immer das Ergebnis eines Prozesses. Und dieser kann durch eine kluge Strategie optimiert werden.
An jeder Ecke wartet eine Entscheidung auf uns. Warum fällt uns das oft so schwer? Sollen wir auf unseren Verstand hören oder besser auf unsere Intuition? Wie entscheiden wir uns im Normalfall? Eher mit dem Kopf oder aus dem Bauch heraus? Wie können wir die schwierigen Lebensfragen lösen? Laut dem Psychologen Ernst Pöppel treffen wir rund 20 000 Entscheidungen pro Tag. Unser Leben und unsere Biografie sind letztlich die Summe dessen, wofür wir uns entschieden haben.
Wir wählen Lebensentwürfe und Laufbahnen, Glaubensrichtungen und Identitäten. Mit der Formel im Kopf: Auswahl = Freiheit = Zufriedenheit. Doch oft genug spüren wir, dass diese Gleichung nicht aufgeht. Sind die Würfel gefallen, beginnt das grosse Hadern. Was wäre, wenn? Ach, hätte ich doch! Habe ich mich vielleicht doch falsch entschieden? Hadern wir dann auch mit Gott? Entscheiden ist schwer und war vielleicht nie schwerer als heute. Wo früher Klarheit herrschte, warten jetzt zahllose Möglichkeiten. Suchen wir vielleicht eine Antwort im Gebet? Es gibt mehr als Entweder-Oder. Wir haben gar keine Möglichkeit, immer das eindeutig Richtige zu wählen. Nur weil wir nicht wissen können, ob die Entscheidung richtig oder falsch ist, stehen wir überhaupt vor einer Entscheidung. Hätten wir Gewissheit, welche Alternative die bessere ist, bräuchten wir uns nicht zu entscheiden.
Obwohl wir die Konsequenzen unserer Entschlüsse nicht immer und vollkommen überblicken können, haben wir einen Anteil daran, mit welcher Wahrscheinlichkeit sie eintreten. Auch wenn es uns nicht gefällt: Wir alle machen Fehler, verschätzen uns oder haben schlichtweg Pech. Wer wirklich hinter seiner Entscheidung steht, hält auch Enttäuschungen aus. Wenn wir die Schuld für Fehlentscheidungen ausschliessen und bei anderen suchen, nie aber bei uns, machen wir uns abhängig, hilflos und handlungsunfähig. Verantwortung zu übernehmen für die eigenen Entscheidungen bedeutet damit auch, Fehltritte mit Würde zu tragen, um Verzeihung zu bitten und um verpasste Chancen zu trauern.
Im neuen Jahr stehen unzählige Entscheidungen vor uns. Ich wünsche uns viele kluge und durchdachte Entscheidungen. Ich wünsche uns einen klaren und weisen Verstand für die Kopfentscheide, eine unerschütterliche Intuition für die Bauchentscheide und ein mitfühlendes Herz für die Entscheide, welche oft im Alltag vergessen gehen. Ich wünsche uns viel Kraft und Mut für die Fehlentscheidungen und das Scheitern. Loslassen zwingt uns, über uns selbst hinauszuwachsen.
Ich wünsche uns allen dafür
Gottes reichen Segen.
CLAUDIA INDERWIES
Mitglied der Kirchenkreiskommission
Kirchenkreis elf
«Unser Leben und unsere Biografie sind letztlich die Summe dessen, wofür wir uns entschieden haben.»
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178130.12.2022