Ab August 2023 werde ich für ein Jahr die Ausbildung zur evangelisch-reformierten Pfarrerin am Grossmünster bei Pfarrer Martin Rüsch absolvieren. Die Ausbildung zur Pfarrperson, auch Vikariat genannt, umfasst folgende Handlungsfelder: Gottesdienst, Bildung, Seelsorge, Gemeinde. Ich freue mich, Sie oder Ihre Angehörigen bei der einen oder anderen Gelegenheit kennenlernen und vielleicht begleiten zu dürfen.

Darf ich mich vorstellen?

Im Januar 2020 habe ich den Master of Theology an der Universität Zürich erworben und danach das ekklesiologische Semester (EPS) bis Sommer 2020 im Kirchenkreis 9 bei Pfarrer Felix Schmid absolviert. Im Herbst 2020 begann ich mit einer Dissertation im Fach Kirchengeschichte und arbeite seither gelegentlich als Stellvertreterin im Pfarramt in verschiedenen Kirchgemeinden des Kantons Zürich.

Mein beruflicher Werdegang ist wie der vieler Frauen und Mütter meiner Generation nicht geradlinig, jedoch vielfältig und lebensnah: Geboren bin ich 1966 in der ehemaligen Tschechoslowakei und kam 1968 als sogenanntes Flüchtlingskind in die Schweiz. Nach der Schulzeit arbeitete ich in einem Heim für Menschen mit geistiger Beeinträchtigung und später als Hilfsassistentin im Universitätsspital Zürich (USZ). Nach der Lehre zur Pflegefachfrau HF war ich ab 1987 in der Akutpflege tätig, vor allem in der Chirurgie und Geburtshilfe, ebenfalls im USZ. 

Berufsbegleitend besuchte ich die Kantonale Maturitätsschule für Erwachsene KME. Nach der Matura Typ B im Jahr 1992 folgten drei Jahre Studium der Humanmedizin. Ich heiratete während des Studiums und wurde Mutter von vier mittlerweile erwachsenen Kindern. Wir zogen von Zürich nach Bern. Von 2006-2009 absolvierte ich berufsbegleitend eine dreijährige Ausbildung zur Lehrerin Oberstufe und unterrichtete aus organisatorischen Gründen an der Schule, die meine vier Kinder zur selben Zeit besuchten.

2009 zogen wir wieder nach Zürich. Als das jüngste meiner Kinder die 5. Primarklasse besuchte, begann ich 2013 aus Interesse an der hebräischen Sprache das Theologiestudium an der hiesigen Fakultät und merkte, dass ich am richtigen Ort angekommen war.

Während der Studienzeit war ich Kirchenpflegerin, Ressort Personal, in Zürich Oberstrass. Aktuell sammle ich als Stellvertreterin im Pfarramt einige Praxiserfahrung. Besonders im seelsorglichen Bereich kann ich auf das Wissen und Können meiner beiden vorhergehenden Berufe und der Zeit als Familienfrau zurückgreifen. Als Theologin bin ich liberal und schriftorientiert; als Mensch reflektiert und kritikbereit. Während dem Vikariat möchte ich mich vertieft der Frage nach der Spiritualität in der Gottesdienstliturgie widmen.

Mit meinem Mann und dem jüngsten Sohn wohne ich seit letztem Herbst in Fluntern. Es ist mir eine besondere Freude in Pfarrer Martin Rüsch einen Ausbildungsleitenden an meiner Seite zu haben, den ich bereits während meinem Studium als Pfarrperson schätzen gelernt habe. Alles Weitere hoffe ich mit Ihnen in dem einen oder anderen der vier pfarramtlichen Handlungsfelder persönlich austauschen und teilen zu können.

Zum Schluss bleibt die Frage, welche vermutlich jeder Pfarrperson gestellt wird, nämlich:

«Glauben Sie das, was Sie predigen?» Es ist im Grunde die Frage nach dem Glauben an Christus, dem Wesen Gottes und dem Geistwirken in der Welt. Paulus schreibt im Römerbrief, Kapitel 11: «Denn aus ihm und durch ihn und auf ihn hin ist alles.» Gott ist Alles, durch Gott ist Alles und zu Gott strebt Alles hin.

Ja, ich denke, ich glaube was ich predige.