«DIE MENSCHEN SPRECHEN ÜBER LIEBE, ARBEIT, SINNFINDUNG»


Ökumenische Seelsorge in der Predigerkirche – Interview mit den Pfarrpersonen

An jedem Werktag zwischen 14 und 17 Uhr besteht in der Predigerkirche die Möglichkeit eines Seelsorge-Gesprächs. Beim Angebot wird bewusst auf Niederschwelligkeit geachtet. Was heisst das  konkret?

Thomas Münch (ThM): Niederschwelligkeit bedeutet zunächst, dass man einfach kommen kann, ohne Voranmeldung.

Kathrin Rehmat (KR): Es bedeutet, dass man geschützt, ohne Bürokratie ein kostenloses Gespräch mit einer professionellen Seelsorgerin, einem professionellen Seelsorger führen kann. Die Gespräche sind vertraulich und fallen unter das Seelsorgegeheimnis.

An wen richtet sich die ökumenische Seelsorge?

KR: Menschen mit spirituellen oder existentiellen Fragen nehmen das Angebot wahr. Viele Personen sehen wir nur ein Mal.

ThM: Wenn wir die Gesprächspartner:innen fragen, wie sie auf das Angebot aufmerksam geworden sind, erzählen sie oft vom Tramplakat, das sie mal gesehen haben und jetzt, in ihrer speziellen Situation, kam es ihnen wieder in den Sinn. Also: jedwede Person ist angesprochen.

Was kann die Predigerkirche jenen Menschen konkret anbieten, die sich in einer persönlichen Notlage befinden?

ThM: Ein offenes Ohr. Als Seelsorger möchte ich den Menschen begegnen in der Haltung Jesus dem blinden Bartimäus gegenüber: «Was willst du, dass ich dir tue?»

KR: Auf Wunsch können wir dem ratsuchenden Menschen auch eine professionelle Einschätzung der persönlichen Lage geben und Möglichkeiten aufzeigen. Dazu gehört beispielsweise das Benennen oder Gewahr werden von Lösungsansätzen.

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Einander die Hände reichen © Youssef Naddam, Unsplash

 

Kann die ökumenische Seelsorge in der Predigerkirche auch als erste Anlaufstelle betrachtet werden, von wo aus Hilfe suchende Menschen bei Bedarf an vernetzte Stellen (Behörden, soziale Einrichtungen, medizinisches oder psychiatrisches Fachpersonal, etc.) weiterverwiesen werden?

KR: Selbstverständlich, und gelegentlich ist auch das Umgekehrte der Fall. Die Personen, die wir am häufigsten weiterverweisen, sind Menschen in «alltäglicher Not». Hier stellen sich Fragen wie «Wo soll ich schlafen?» «Wo soll ich essen?» «Wo kann ich waschen?» Dafür gibt es ja ganz in unserer Nähe – Gott sei Dank – das Café Yucca, das gerade sein 50 Jahre Jubiläum gefeiert hat.

ThM: Ich bin mir meiner Rolle als Seelsorger sehr bewusst. Ich bin kein Psychotherapeut oder Sozialarbeiter. Deshalb ist es sehr wichtig meine Grenzen zu kennen und gegebenenfalls an Fachpersonal weiterzuvermitteln.

Welche hauptsächlichen Themen werden in der Seelsorge vorgebracht? Und: Ist eine Verlagerung der Probleme in den letzten Jahren feststellbar?

ThM: Vor der Pandemie waren die Fragen rund um Glauben und Religion neben den existenziellen am häufigsten, gefolgt von Fragen rund um den Umgang mit Krankheit und Tod. Diese Thematik hat in der Pandemiezeit sehr stark zugenommen (15-20 % aller Gespräche). Das hat sich wieder gelegt. Neu ist, dass vor allem bei jüngeren Menschen die Angstthematik zunimmt.

KR: Die Menschen sprechen über Liebe, Arbeit, Sinnfindung, religiöse Zugehörigkeit oder biografische Prägung. In lebendigen und stets einzigartigen Dialogen gehen sie ihren persönlichen Fragen im Gespräch nach.

Was bedeutet Seelsorge am Puls der Zeit?

ThM: Da die Gesprächspartner:innen die Themen bestimmen, geht es darum, ihre Situation in den Blick zu nehmen.

KR: Seelsorge am Puls der Zeit bedeutet: Dasein, aktiv zuhören, informiert sein, Rückfragen stellen zur Verständigung und Vergewisserung der Thematik.

Inwiefern unterscheidet sich ein Seelsorge-Gespräch vom psychotherapeutischen Ansatz?

KR: Religiöse Fragen werden nicht grundsätzlich pathologisiert. Der Raum ist weit. Gebete und Rituale sind möglich.

ThM: Wir sind Seelsorger:innen, Pfarrer:innen, Theolog:innen, deshalb spielen religiöse Antwortansätze eine wichtige Rolle. Das kann auf Wunsch auch das gemeinsame Gebet sein. Die eigene Erfahrung der Geborgenheit in Gott erfahrbar zu machen, kann dabei hilfreich sein.

Interview: Patricia Andrighetto



 

 

Aktuell

RÜCKBLICK ANDALUSIEN REISE


Eine Gruppe von 13 Frauen und zwei Männern begab sich vom 6. bis 13. April auf eine ökumenische Kultur- und Bildungsreise nach Andalusien. Initiiert wurde diese von Kathrin Rehmat und Thomas Münch von der Predigerkirche Zürich, welchen die Ökumene ein wichtiges Anliegen ist. 

 

Ein Rückblick von einer Teilnehmerin.

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Geniessen Sie bei diesem Kammermusikkonzert Kompositionen von Antonin Dvořák in der Kirche St. Peter im Herzen der Zürcher Altstadt. Kammermusikkonzert mit Werken von Antonin Dvořak. In Gedenken an den grossen böhmischen Komponisten.

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