AUF DEN SPUREN DES SCHWEIZER VOLKSLIEDS MIT DEM WAHL-ZUMIKER HANNS IN DER GAND


In einer Kooperation zwischen dem Haus der Volksmusik (Altdorf, UR) und dem Verlag Zytglogge (Basel) ist das Buch «Hanns in der Gand – Soldatensänger, Liederfürst» entstanden. Mit Blick auf die musikalische Lesung des Vereins St.Peter vom Mittwoch, 17. Januar 2024 hat Oliver Zügel Roman Walker zum Interview getroffen.

 

Oliver Zügel | Präsident Verein St. Peter

Oliver Zügel: Im November haben Sie ihr Portrait über den Liedforscher Hanns in der Gand präsentiert. Wie kommen Sie als Teamleiter Musik an den Altstadtkirchen dazu, noch Bücher zu schreiben?

Roman Walker: Durch meine Volksliedforschung am Urner Institut Kulturen der Alpen an der Universität Luzern hat sich gezeigt, dass am Liedforscher in der Gand kein Weg vorbeiführt. Der als polnischer «Secondo» in Erstfeld und Altdorf aufgewachsene Ladislaus Krupski wurde unter seinem Künstlernamen Hanns in der Gand zum Liedforscher von nationaler Bedeutung. Zudem gilt er als Begründer der Urner Lumpäliädli-Tradition, die bis heute lebendig ist.

Im Vorgespräch haben Sie mir anvertraut, dass Ihnen Hanns in der Gand durch das Buchprojekt ein wenig zum Freund wurde. Was verbindet Sie mit ihm?

Ich habe vor allem durch die Forschungsarbeit im Volksliedarchiv Basel für Hanns in der Gand Feuer gefangen. In den 12 Kartonschachteln schlummern nebst hunderten von Liedtranskriptionen unzählige persönliche Briefe, Karten, Fotos und Feldhefte. So wurde für mich der Mensch hinter dem damaligen Star mehr und mehr zum Vertrauten. Im Verlaufe der Schreibarbeit sind mir zudem viele Gemeinsamkeiten aufgefallen. Wir haben als Berufssänger und Baritone beide das gleiche Stimmfach, sind beide Urner Immigranten und haben beide in der Armee gesungen.

Können Sie Hanns in der Gand als Mensch näher beschreiben?

Er war eine heitere und herzliche Person, die den Zugang zu Menschen aller gesellschaftlichen Schichten und Alters meistens leicht fand. So konnte er beispielsweise in den Bergen mühelos mit einem Bauern über die Glocken der Schafe sprechen, um später die angesagten Büchel-Melodien zu erörtern und gerade zu notieren. Durch das echte Interesse am Gegenüber wurden ihm so unzählige kulturelle Perlen vorgespielt oder vorgesungen, die er umgehend in einem seiner unzähligen schwarzen Wachstuchhefte notierte. Nebst der Fähigkeit, eine Melodie umgehend zu verschriftlichen war besonders seine gewinnende Art für den einzigartigen Forschungserfolge im Feld von Bedeutung.

Wie muss man sich seine Forschungstätigkeit konkret vorstellen?

In der Gand war ein rastloser, äusserst fleissiger und intrinsisch motivierter Mensch, der sich seiner Leidenschaft, der Liedforschung und Liedvermittlung mit feu sacré verschrieben hat. Das Volkslied in seinen unterschiedlichsten Facetten war seine Leidenschaft. Er war der erste Forscher, der das Schweizer Liedgut bewusst in allen vier Landessprachen sammelte. So hat er zur kulturellen Vielfalt, und letztlich auch zur Anerkennung der rätoromanischen Sprache als 4. Landessprache im Februar 1938 beigetragen. Für seine «Sammelfahrten» in nahezu alle Regionen der Schweiz war ihm kein Weg zu weit, kein Pfad zu steil. Über 3000 Lieder im Schweizerischen Volksliedarchiv gehen auf ihn zurück.

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Wie war er als Performer auf der Bühne erlebbar?

Hanns in der Gand hat mit seinem immensen Repertoire, seiner vielseitigen Sprachkenntnis und seiner fesselnden Auftrittskompetenz die Hauptrolle seines Lebens gefunden. Er moderierte seine Konzerte eloquent, begleitete sich auf seiner Basslaute (sein Markenzeichen) selber und konnte so seine gesammelten und erforschten Volkslieder als hochbegabter Volksliedsänger seinem Publikum vermitteln.

Können Sie etwas über das Buch verraten?

Weil die ursprünglich als 60-seitige Gedenkschrift geplante Arbeit das Interesse einer Stiftung und des Zytglogge-Verlags geweckt hat, konnte ein Buch entstehen, das nun Hanns in der Gand umfassender gerecht wird. Es richtet sich an eine historisch, wie auch musikalisch interessierte Leserschaft weit über Zürich hinaus. Den «Lied-Sammelfahrten» wird durch Lied-Transkriptionen fürs niederschwellige Musizieren Raum gegeben. Somit ist das Buch auch ein kleines Singbuch, das mit längst vergessenen Volksliedern Einblicke in Lebenswelten der Menschen jener Zeit in verschiedenen Region der Schweiz gewährt, denn hinter jedem Lied steckt eine kleine Geschichte.

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