Im Gedenken an Markus Huber 1967 - 2022

Am 22. Oktober des letzten Jahres erreichte die Chormitglieder das E-Mail. Unglauben, wiederholtes verwirrtes Durchlesen, Erschütterung, dann unfassbare Trauer. Eine der prägendsten Gestalten der Predigerkantorei, ja der Evangelischen Singgemeinde ESG, hat uns verlassen. Es brauchte viel Zeit, dies in der ganzen Tragweite zu begreifen.

Markus Huber war 1998, als Johannes Günther ganz neu als Kantor angefangen hatte, in die Zürcher Kantorei zu Predigern eingetreten, zusammen mit einer kleinen Gruppe, die einen guten Chor gesucht hatten. Seine kräftige und geschulte Tenorstimme war höchst willkommen. Hier fand er seine zweite Frau Mirjam – die Kantorei sang an ihrer Hochzeit in der Predigerkirche. Ein erster Kampf mit einer Psychose erforderte eine längere Chorauszeit. Nach seiner Rückkehr meldete er sein Interesse für die Arbeit im Zürcher Vorstand an und hat dann mit Engagement und Fingerspitzengefühl als Mitgliederbetreuer gewirkt. Als damaliger Präsident der Zürcher Kantorei habe ich die enge und produktive Zusammenarbeit mit ihm sehr geschätzt, ebenso ein paar Jahre später in seiner neuen Rolle als Präsident der ESG. 

Markus hat dieses Amt mit grosser Hingabe und Fachkenntnis von 2005 bis 2014 ausgeübt. Nicht zu vergessen ist auch sein redaktioneller und finanzieller Einsatz für die Herausgabe der grossen Festschrift zum 50. Geburtstag der ESG 2012. Mit der Predigergemeinde war er auch durch die aktive Mitgliedschaft im Forum Predigerkiche verbunden.

Als Philosophie- und Mathematiklehrer hat er mit Inbrunst an der Kantonsschule Stadelhofen gearbeitet. Ebenso hat er sich sehr intensiv für die Schulpolitik engagiert. Dialogisches Philosophieren war eine weitere Leidenschaft von Markus.

Ein Markenzeichen war Markus‘ verbindliche und verbindende Herzlichkeit. Seine Begrüssungen, Umarmungen, sein freudiges Strahlen, seine Begeisterungsfähigkeit, sein Nachfragen nach dem Befinden, sein Zugehen auf die Neuen – das hat mir, das hat dem Chor so gutgetan. Und – für einen Chor ebenso wichtig: Er war ein sehr versierter und begeisterter Sänger in einem Stimmregister, das am häufigsten mit Besetzungsproblemen zu kämpfen hat.

Am 19. Oktober ist er völlig überraschend in der Folge eines erneuten psychotischen Schubs aus dem Leben gegangen. Im vollen Zürcher Grossmünster konnte die ESG, zusammen mit zwei anderen Chören, bei denen er oft mitgewirkt hatte, in einer ergreifenden und würdigen Trauerfeier Abschied nehmen. Ebenso passte aber auch der anschliessende Apéro riche im Zunfthaus zur Meisen, der etwas von Markus‘ Genussfreudigkeit zeigte. Auch das gehörte zu ihm!

Beim befreundeten Berner Komponisten Kurt Meier hatte Markus eine Auftragskomposition bestellt und dem Chor geschenkt: eine feinfühlige Vertonung des Bruderklaus-Gebets «Mein Herr und mein Gott, nimm alles von mir, was mich hindert zu dir.» Dies ist nun zu seinem gesungenen Vermächtnis geworden.

Das Herbstkonzert der Zürcher Kantorei zu Predigern am 19. November und die Freitagsvesper zwei Tage davor sollen deshalb ihm gewidmet sein.

Matthias Haupt