Am 2. Februar findet in der Citykirche Offener St. Jakob der zweite Gottesdienst für trauernde Tierhaltende statt. Anlässe für Tierfreude sind ein Bedürfnis und werden rege genutzt. Denn etwa in jedem dritten Haushalt leben Menschen mit ihren geliebten Tieren zusammen.
«Sogar aus Frankfurt am Main war eine Tierhalterin zum Gottesdienst angereist», sagt Michael Schaar, Pfarrer an der Citykirche Offener St. Jakob. Er hat vor einem Jahr den schweizweit ersten Gottesdienst für Menschen, die um ein Tier trauern, geleitet. Der Anlass, der vom Arbeitskreis Kirche und Tiere AKUT initiiert wurde, fand grossen Anklang: An die fünfzig Personen nahmen daran teil und das mediale Echo war gross. Michael Schaar ist zufrieden: «Endlich konnten wir den Betroffenen einen Raum geben, in dem sie Respekt, Anerkennung und Verständnis für ihre Trauer um ihre geliebten Mitgeschöpfe erhielten.» Am 2. Februar nun findet der zweite Gottesdienst der reformierte Kirchgemeinde Zürich für trauernde Tierhaltende statt. Die Teilnehmenden dürfen in das «Buch des Lebens» den Namen ihres verstorbenen Tieres schreiben. «Das ‹Buch des Lebens› ist nach christlicher Vorstellung ein göttliches Namensverzeichnis. Darin sind die Namen derer eingetragen, denen Gott wohlgesinnt ist. «Wer eingetragen ist, ist bei ihm gut aufgehoben», erklärt Michael Schaar. Wer ein Foto oder in anderes Erinnerungsstück an den geliebten Gefährten mitgebracht hat, darf es zu den Gedenkkerzen legen.
Gegen Tiervergessenheit in Theologie und Kirche
Michael Schaar ist selbst Hundehalter und beim Verein für Kirche und Tiere AKUT engagiert: «Ich habe in den seelsorgerischen Gesprächen immer wieder gemerkt, wie sehr die Menschen leiden, die um ihr geliebtes Haustier trauern», sagt der Pfarrer. Sie fühlten sich in ihrer Trauer nicht ernst genommen: «‹Es war doch nur ein Tier› ist nicht selten die landläufige Meinung. Dabei gehören Haustiere doch zur Familie, sie haben ihren unverwechselbaren Charakter und begleiten uns Menschen nicht selten über ein Jahrzehnt lang. Und da soll man keinen Grund zur Trauer haben?» Der Arbeitskreis Kirche und Tier AKUT ist überzeugt, dass das christliche Gebot der Nächstenliebe universell ist und Tiere miteinschliesst. Tiere gehören laut AKUT also in christlich verantwortetes Denken und Handeln miteinbezogen. «Theologisch gesprochen sind Mensch und Tier beide vom gleichen Geist beseelt. Der Bundesschluss Gottes mit seiner Schöpfung beinhaltet ausdrücklich die Bindung Gottes an den Menschen und an das Tier (Gen 9,12)», so Michael Schaar. «‹Gerechte kennen die Seele des Viehs›, heisst es im Sprüchebuch Kapitel 12, Vers 10. Das ist doch wirklich ein deutlicher und klarer Satz!»
Neue Projekte für Tiere und ihre Menschen
Der Gottesdienst für Menschen, die um ein Tier trauern, ist nicht der einzige Tiergottesdienst, den die reformierte Kirchgemeinde Zürich anbietet: Seit rund 15 Jahren findet am Pfingstsonntag ein Gottesdienst um Gedenken der Mitgeschöpflichkeit der Tiere statt. «Da sind Hunde und Katzen, aber auch Papageien, Schildkröten oder Mäuse dabei. Rührend finde ich, wie die Tiere bei der Segenshandlung meist ganz andächtig werden», so Michael Schaar. Aus dem Projekt Tiertrauergottesdienst sind weitere Ideen entstanden. Der Verein AKUT möchte etwa die christliche Bestattung von Tieren einführen. Auf dem Friedhof Sihlfeld im Bereich Themen-Mietgrab plant er, Urnengräber einzurichten. Dort soll es möglich sein, das verstorbene Haustier zu beerdigen. Oder Verstorbene sollen sich gleich zusammenmit ihrem Haustier bestatten lassen können. Auch geplant ist ein regelmässiger Treff, wo sich trauernde Tierhaltende unter ihresgleichen austauschen und sich gegenseitig unterstützen können.
Auf dem richtigen Weg
Der Pfarrer Michael Schaar freut sich auf den 2. Februar, wenn er das zweite Mal durch diesen aussergewöhnlichen Gottesdienst führen darf. Die Idee des Tiergottesdienstes hat übrigens schon weitere Kreise gezogen: In der Offenen Kirche Elisabethen in Basel werden seit mehreren Jahren ebenfalls Segnungsgottesdienste für Mensch und Tier abgehalten. Ein Trauergottesdienst wird gerade neu eingeführt. «So etwas hat bis anhin gefehlt», so das Feedback auch aus Tierkliniken, das Michael Schaar zu Ohren gekommen ist. Die Tierärzte seien oft hautnah dabei, wenn Menschen ihr Tier gehen lassen müssten. Dass sie in ihrer Trauer danach nicht allein sind, sei tröstlich und schön.
Terminhinweis:
Gottesdienst für Menschen, die um ein Tier trauern
Wann: Sonntag, 2. Februar 2020, 10 Uhr
Wo: Citykirche Offener St. Jakob, am Stauffacher
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