Vom 28. Oktober bis am 5. November veranstaltet die reformierte Kirchgemeinde Zürich eine Solidarreise nach Süditalien. Die Frage im Vordergrund: Wer produziert unter welchen Bedingungen unser Essen? Und welche Verantwortung tragen wir dabei als Konsumentinnen und Konsumenten?
Alles begann mit einem Filmabend und der Frage: Wie können wir etwas verändern? «Vor zwei Jahren haben wir den Film ‹Das neue Evangelium› von Milo Rau im Offenen St. Jakob gezeigt und danach auch eine Diskussionsrunde mit Milo Rau und dem Hauptdarsteller veranstaltet. Für uns alle war das ein einschneidendes Erlebnis», sagt Pfarrerin Verena Mühlethaler. Der Film thematisiert das Leben geflüchteter Menschen auf den Gemüseplantagen im Süden Italiens und die teils sklavenähnlichen Bedingungen, unter denen sie ihre Arbeit verrichten müssen. «Uns wurde aufgezeigt, wie schlimm die Situation wirklich ist, und welchen Preis andere Menschen für unser günstiges Gemüse bezahlen müssen», so Verena Mühlethaler weiter.
Doch der Film zeigte den Zuschauenden auch: Die Migrantinnen und Migranten auf den Gemüsefeldern nehmen die Ausbeutung nicht einfach hin und setzen sich zur Wehr. Sie organisierten sich in Gruppen und starteten eine Revolte der Würde, in deren Verlauf auch sogenannte Häuser der Würde errichtet wurden. Mittlerweile gibt es sogar eine eigene, ökologisch und faire Produktionslinie mit dem Namen No Cap, die aus dem Widerstand hervorgegangen ist. Seit drei Jahren unterstützt der Offene St. Jakob die Revolte der Würde jährlich mit 5000 Franken aus dem Diakoniekredit. «Nun möchten wir diese Menschen während einer Solidarreise besuchen und uns ein Bild von ihrer Situation und ihrem Kampf vor Ort machen», sagt Pfarrerin Verena Mühlethaler. Zusammen mit der Sozialarbeiterin Monika Golling organisiert sie die Reise: «Es ist eine einmalige Gelegenheit, etwas mehr über die Produktionsbedingungen jener Produkte zu erfahren, die wir täglich konsumieren.»
Besucht werden sollen drei Flüchtlingsprojekte in der Nähe von Matera, aber auch die Stadt selbst, genauso wie Foggia, wo No Cap seine landwirtschaftlichen Betriebe hat, und Rosarno, wo das Anti-Sklaverei-Projekt Spartacus untergebracht ist. Und schliesslich führt die Reise auch nach Riace, also in jenes kleine Dorf, dessen Bürgermeister Türen und Herzen für Geflüchtete öffnete und dafür nun ins Gefängnis wandern könnte.
«Wir haben die Hoffnung, dass die Menschen das, was sie auf der Reise sehen, hören und erfahren, mit nach Hause nehmen und auch andere für diese Themen sensibilisieren», so Verena Mühlethaler. «Wir möchten nach dieser Reise reflektieren, was wir gemeinsam ändern können, denn als Konsumentinnen und Konsumenten tragen wir eine Verantwortung.»
Dienstag, 20. Juni 2023, 18 Uhr
Citykirche Offener St. Jakob (Stauffacher)
Anmeldung bis 1. Juni
verena.muehlethaler@reformiert-zuerich.ch
044 242 88 72
Weitere Informationen unter: Solidarreise nach Süditalien | KK vier fünf | Reformierte Kirche Zürich
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