«LERNENDE RÄUMEN MIT BLINDEN FLECKEN AUF»


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Die reformierte Kirchgemeinde Zürich bildet seit Kurzem auch in den Kirchenkreisen angehende Kaufleute aus. Für die Rekrutierung der Lernenden ist die geltende Home-Office-Pflicht eine besondere Herausforderung.

Sandra Winkler ist Praxisbildnerin aus Leidenschaft: Sie hat selbst eine kaufmännische Lehre im Bankensektor absolviert und nach ihrem Abschluss in einer Grossbank Lernende betreut. Seit zwei Jahren arbeitet sie in der Administration im Kirchenkreis zehn – und befindet sich im Moment im Auswahlprozess für die Besetzung der kaufmännischen Lehrstelle. Unterstützt wird sie dabei von ihrer Kollegin Ruth Studer und Theres Brandenberger von der Streetchurch, welche seit letztem Jahr für die Berufsbildung innerhalb der Kirchgemeinde zuständig ist. Die Person, die den Zuschlag für die Lehrstelle erhält, wird ab August 2021 das zweiköpfige Sekretariatsteam in Höngg ergänzen. Im anderen Ausbildungsberuf der reformierten Kirchgemeinde, Fachmann/Fachfrau Betriebsunterhalt, können die meisten Arbeiten nicht im Home-Office ausgeführt werden und so läuft der Alltag weiter, jedoch etwas anders als vorher. Nicht so in den Sekretariaten und Verwaltungen, wo der Bundesrat zwecks Eindämmung der Pandemie eine Home-Office-Pflicht verordnet hat. «Wir mussten die Schnupperlehren von zweieinhalb Tagen auf zwei Stunden verkürzen und haben den Arbeitsplatz ins Einzelbüro verlegt», erzählt Sandra Winkler. Für die Schulabgängerinnen und -abgänger sei die Situation schwierig. «Ich habe das ja jeweils auch gemerkt, wenn ich die Stelle gewechselt habe: Man muss das Arbeitsklima spüren und mit dem Team interagieren, um eine Entscheidungsgrundlage zu haben.» Anwärterinnen und Anwärter auf eine Lehrstelle hätten wegen der fehlenden Berufserfahrung besonders grosse Mühe zu erfassen, ob ihnen der Arbeitsplatz zusagen würde.

Dies bestätigt Theres Brandenberger von der Streetchurch, sie ist zuständig für alle KV-Lernenden der reformierten Kirche Zürich. «Im Gespräch versuchen wir herauszufinden, wie gefestigt ihre Berufswahl bereits ist. Manche haben ursprünglich einen anderen Beruf favorisiert, aber wegen der angespannten Lehrstellensituation in diesem Bereich keinen Ausbildungsplatz gefunden», so Theres Brandenberger. Eine Schwierigkeit bei der Rekrutierung war zudem, dass die Schülerinnen und Schüler für das zweite Semester der zweiten Sekundarschule wegen der Schulschliessung im Lockdown kein Zeugnis bekommen haben. «Referenzen bei den Lehrpersonen einzuholen, war dieses Jahr für uns noch wichtiger als sonst.»

Junge Menschen denken erfrischend anders

Doch was bedeutet es eigentlich, in der Administration einer Kirchgemeinde zu arbeiten? Der Dienstleistungszweig des KV-Lehrplans, zu dem auch die Lehre in der Kirchgemeinde zählt, nennt sich Dienstleistung und Administration. Die Lehrbetriebe kommen dabei aus unterschiedlichen Wirtschaftsbranchen. Zu den Aufgaben der KV-Lernenden gehört zum Beispiel, Kundinnen und Kunden zu beraten und Anfragen fachgerecht abzuwickeln. «Wir bieten im Kirchenkreis zum Beispiel viele Kurse an. Interessierte rufen uns an und möchten sich informieren», erklärt Sandra Winkler. In der Kirchgemeinde finden normalerweise viele Anlässe statt, daher sei auch der ganze Bereich Öffentlichkeitsarbeit sehr wichtig. Sandra Winkler findet es spannend, wie erfrischend anders Jugendliche denken. «Die Fragen, die da kommen, überraschen mich regelmässig», so Winkler. Es macht ihr Freude, mit ihnen ein Stück des Weges gemeinsam zu gehen und ihnen etwas von dem mitzugeben, was sie selber gelernt hat. «Dabei bringen auch sie mir viel bei. Gerade was den ganzen IT-Bereich betrifft, sind die jungen Menschen enorm fit», erzählt die 34-Jährige. Obwohl sie sich selbst als IT-affin bezeichnet, würden die Lernenden sie regelmässig mit ihren Kenntnissen übertreffen. «Und sie machen uns auf unsere blinden Flecken aufmerksam.» Als Beispiel nennt Sandra Winkler die klassische Telefonnotiz, die man dem abwesenden Bürokollegen jeweils auf den Schreibtisch gelegt hat. «Wir haben das aus Gewohnheit seit Jahren so gemacht, ohne es zu hinterfragen. Bis damals, im Jahr 2006, eine Lernende zu mir kam und sagte: Wir können doch auch eine E-Mail schreiben», erzählt Sandra Winkler und lacht.

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