INDIGENER WIDERSTAND – EIN KAMPF FÜR UNSERE ZUKUNFT


Citykirche Offener St. Jakob: Am Anlass «Welt im Zenit – Indigener Widerstand» sprach Patricia Gualinga aus dem ecuadorianischen Dorf Sarayaku der Kichwa-Dorfgemeinschaft. Als eine der wichtigsten Umweltaktivistinnen unserer Zeit kämpft Gualinga mit ihrem Dorf seit über 25 Jahren erfolgreich gegen Erdölförderung auf ihrem Gebiet. Dabei geht es um mehr als den Lebensraum der indigenen Völker. Es geht um das grundlegende Recht auf Leben von Mensch, Tier und Natur – um unsere Zukunft.

Fr. Gualinga_165Es war ein so bewegender wie zukunftsweisender Abend in der Citykirche Offener St. Jakob: Am Anlass «Welt im Zenit – Indigener Widerstand» erzählte die Aktivistin der indigenen Kichwa-Dorfgemeinschaft Patricia Gualinga aus Ecuador von ihrem jahrzehntelangen Kampf gegen das Eindringen internationaler Ölkonzerne in ihr Territorium. Im Gespräch mit der Moderatorin und Übersetzerin, der Politikwissenschaftlerin Isabella Radhuber, wird dabei eines schnell klar: Es geht beim Kampf der indigenen Völker gegen den Ressourcenabbau grosser Konzerne um mehr als um die Erhaltung ihres Lebensraums. Um sehr viel mehr. Es geht, wie Patricia Gualinga sagt, grundsätzlich um das «Recht auf Leben» – eines jeden Lebewesens und der Natur. Dieses Recht werde den indigenen Völkern nicht nur verweigert, sondern ihr Leben werde aktiv bedroht: «Es wird immer gefährlicher, unsere Territorien zu verteidigen – jede Woche werden Menschen umgebracht.»

Die Grosskonzerne seien, dank ihrer finanziellen Mittel, sehr gut organisiert und vernetzt, «auch in den Behörden und Regierungen». In den letzten Jahren haben sich immer mehr indigene Frauen zusammengetan für den Kampf um den Schutz des Regenwaldes – dies ist laut Patricia Gualinga momentan noch ein Vorteil: «Die Frauengruppen sind ein neuer Akteur und die Regierung sowie die Konzerne sind verunsichert, wie sie ihnen begegnen sollen – wir Frauen sind eine besondere politische Kraft.»

Kampf für die Menschheit – und die Umwelt

Der Kampf der indigenen Kichwa gegen mächtige Erdölkonzerne und staatliche Instanzen ist ein Kampf für die Menschenrechte – und für die Rechte der Natur. «Für die Erhaltung der Regenwälder zu kämpfen, bedeutet auch, für die Zukunft der Menschheit zu kämpfen», sagte Patricia Gualinga. So sei der zerstörerische Raubbau etwa im Amazonasgebiet, der den Profit in den Mittelpunkt stellt, eine massive Bedrohung für unser aller Lebensraum und für die nächsten Generationen. Denn die tropischen Regenwälder spielen als entscheidende CO2-Speicher eine Schlüsselrolle im globalen Klimawandel. Und sie beherbergen mit nur sieben Prozent Erdoberfläche rund 50 Prozent aller Tier- und Pflanzenarten.

Trotz ihres unermesslichen Werts für unsere Zukunft ist ihre Zerstörung massiv: Jedes Jahr werden Gebiete von der Grösse Griechenlands vernichtet. «Die internationalen Klimabewegungen zeigen, dass das Bewusstsein für die Umwelt steigt», sagt Patricia Gualinga. Die Umweltaktivistin hat nicht zuletzt aus diesem Grund noch ein bisschen Hoffnung: «Jetzt ist der Moment, um zu handeln. Immer mehr Menschen beginnen zu verstehen, was wirklich auf dem Spiel steht – und dass es vor allem kein Spiel ist, sondern unser aller Zukunft.»

Indigener Widerstand_585

«Wie leben wir mit der Erde?»

Die Sozialdiakonin der Citykirche Offener St.Jakob Monika Golling hat den Anlass «Welt im Zenit» mitorganisiert. «Für uns ist klar: Solche Veranstaltungen braucht es auch in der Kirche. Wir müssen uns einmischen. Für die Schöpfung und für die Menschen – und zwar für alle Menschen.» Einer der Aktionsmonate in der Citykirche, die jeweils im Mai stattfinden, habe den Ausschlag für diesen Anlass gegeben. Das Thema 2018 war «Buen vivir»: Ein indigenes Konzept für ein Leben im Einklang mit der Natur, für ein soziales und solidarisches Wirtschaften und für eine Veränderung im Lebens- und Politikstil. Die lateinamerikanischen Kult-Band Grupo Sal   war Teil dieses Aktionsmonats – und sie ist jetzt mit der indigenen Aktivistin Patricia Gualinga auf Tournee durch Europa.

«Wir arbeiten in unserem Team an der Citykirche stark interdisziplinär – alle gestalten aktiv mit. Als das Kulturbüro Grupo Sal mich für diesen Anlass anfragte, konnte ich die Idee gleich einbringen», so die Sozialdiakonin. Für Monika Golling sind der Kampf der indigenen Völker und die Umweltaktivistin Patricia Gaulinga auch eine grosse Inspiration: «Etwa die Frage, was unsere indigene Kultur und unsere vorchristliche Beziehung zur Natur ist, finde ich sehr wichtig – wir müssen uns fragen, wie wir mit unserer Erde leben wollen.» In unserer Kultur hätten das unablässige Streben nach wirtschaftlichem Wachstum, der Drang nach Selbstoptimierung und nicht zuletzt die Gier nach Geld unseren ursprünglichen Bezug zur Natur verdrängt: «Die Erde ist ein Organismus und wir sind ein Teil davon – wenn wir der Erde keine Sorge tragen, verlieren wir unsere Zukunft», sagt Monika Golling. Sie ist nicht zuletzt deshalb überzeugt: «Die Kirche hat die Verantwortung, sich mit diesen Themen intensiv auseinanderzusetzen.»

Kirchenpflege unterstützt Konzernverantwortungsiniative

Die Kirchenpflege der reformierten Kirchgemeinde Zürich hat im September beschlossen, die Anliegen der Konzernverantwortungsinitiative zu unterstützen. Hier geht’s zum Artikel.


Aktuell

WEG MIT DEM FEIGENBLATT!


Sexualität und die Bibel: Was für eine Paarung! Eine drei­teilige Vor­trags­reihe gibt Tipps für gelin­gende Liebes­be­zie­hungen in der Mühle des Alltags.

1705110.04.2024

MIR SÄGED DANKE: YVONNE BUCHER


Yvonne Bucher ist 84 Jahre alt und stets in Bewe­gung. Sie leitet und orga­ni­siert den Frauen-Treff sowie Wande­rungen für Senior:innen im Kirchen­kreis sechs.

1730110.04.2024

SAISONSTART DER FÜHRUNGEN IN DEN ALTSTADTKIRCHEN


Im April starten die Alt­stadt­kirchen die dies­jährigen öffent­lichen Führungen. Es geht auf Türme, in Kirchen, zu Fenstern und in Krypten.

1679

OMG! MIDLIFE KRISE ODER MASTERPLAN


Im OMG!-Video disku­tiert Pfarrerin Stefanie Porš mit Psycho­lo­gin und Familien­bera­terin Raphaela Hügli die Höhen und Tiefen der her­aus­for­dern­den Zeit in der Lebens­mitte.

2264

HUMOR UND REFORMIERTSEIN


Am 1. April sind Streiche und Lachen garantiert. Aber wie steht es um den Humor im Rahmen des refor­mierten Glaubens?

128.03.2024

MIT TIKTOK-CLIPS AUF ERFOLGSKURS


El Pastor heisst Street­church-Pfarrer Markus Giger auf Tik­tok. In seinen frechen Clips er­klärt er theo­logische Begriffe – und er­reicht damit die Jungen.

1879127.03.2024

SOMMERLAGER MIT ÖKOLOGISCHEM GEWISSEN


In der Zukunfts­woche 2024 erfahren Primar­schüler:innen in einem Lager mehr über Food Waste, Gemein­schaft und den Umgang mit Medien.

112.03.2024

MIR SÄGED DANKE: THOMAS GUT


Als Sozial­diakon bietet Thomas Gut auf seinen Touren im Kirchen­kreis drei ein offenes Ohr für Men­schen. Dabei ist sein Hund Jivino oft Tür­öffner für Ge­spräche.

1705105.03.2024

Diese Website verwendet Cookies und speichert unter Umständen persönliche Daten zur Unterstützung der Benutzerfreundlichkeit. Weitere Informationen finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.