«Ich bin nicht gekommen, um zu bleiben.» So fasst Priscilla Schwendimann, queere Pfarrerin, 29 Jahre, ihre aktuelle Aufgabe zusammen. Ihr Ziel ist es, dass es die Fachstelle LGBTIQ+ irgendwann einmal nicht mehr braucht, weil queere Menschen ganz selbstverständlich einen Platz in der Mitte der Kirche haben. Bis dahin sei es aber noch ein langer Weg, betont sie, auch wenn die Generationen vor ihr schon viel wichtige Arbeit bezüglich der Akzeptanz von queeren Menschen geleistet haben.
Mosaic ist Programm, alles fügt sich zusammen, zu einem grossen Ganzen, wie ein buntes Puzzle, von dem jedes Teilchen seine Aufgabe erfüllt. Vor etwas über einem Jahr hat die Fachstelle rund um Themen für LGBTIQ+ seine Arbeit aufgenommen und seither ist viel passiert. Priscilla Schwendimann und Benjamin Hermann, Theologiestudent, 24 Jahre, teilen sich die vielfältigen Aufgaben. Inzwischen wurden aus einem Projekt zwei: Mosaic wurde zu Mosaic Church und Mosaic Fachstelle.
Während Priscilla Schwendimann die Mosaic Church als Pfarrerin leitet und nach aussen wirkt: Sie feiert Gottesdienste, hält Hochzeiten und Abdankungen ab, führt seelsorgliche Gespräche und organisiert Hauskreise, konzentriert sich Benjamin Hermann auf die innerkirchliche Arbeit in der Mosaic Fachstelle. Er berät Mitarbeitende, macht Studien zum Thema und leistet Aufklärungsarbeit.
Mosaic-Church und die Gottesdienste stossen auf grosses Interesse und scheinen ein echtes Bedürfnis zu sein. Priscilla Schwendimann betont, dass queere Menschen viel zu lange von der Kirche und vom Glauben ausgeschlossen wurden. «Nun gilt es, diese Menschen abzuholen, sie in die Mitte der Kirche zu bringen und sie spüren zu lassen, dass sie willkommen sind. Das Evangelium soll nicht nur gepredigt, sondern gelebt werden», sagt die queere Pfarrerin.
«Wir möchten den Menschen vermitteln, dass sie von Gott angenommen und geliebt sind, gerade auch, weil sie queer sind. In der reformierten Kirche sind alle willkommen mit ihrem ganzen Sein», betont Priscilla Schwendimann.
Im ersten Amtsjahr hat die Abstimmung über die Ehe für alle der neuen Fachstelle viel Aufwind gegeben und im Sommer fand zudem die erste Trans-Pride statt. Das European Forum of LGBT Christian Groups, ein ökumenisch-christliches Forum von und für queere Menschen Europaweit, um einen Ort des Austausches zu schaffen und Networking zu betreiben, konnte ebenso realisiert werden.
Das European Forum of LGBT Christian Groups ist Priscilla Schwendimanns persönliches Highlight: «Wir haben Unglaubliches gestemmt. Für mich ist es das Schönste, dass es so viele Menschen gibt, die sich freiwillig engagieren. Da ist so viel Empowerment dahinter und es ist schön zu sehen, wie die Gemeinschaft stetig wächst.»
Priscilla Schwendimann spürt, dass die Kirche ihr und ihrer Community wohlgesonnen ist und schätzt den Rückhalt der Kirchenpflege.
Die Mosaic Fachstelle fokussiert sich auf die Weiterbildung der Mitarbeitenden im Bereich queer. Eine Studie von Benjamin Hermann zeigte, dass es da noch viel Nachholbedarf gibt. Auch wenn die Kirche der Auffassung ist, mehrheitlich offen zu sein, gibt es doch noch einiges zu tun. «Es wäre wünschenswert, wenn die Fachstelle dabei nicht auf Stadtebene bleibt, sondern auf eine kantonale Ebene angehoben würde. Immerhin betrifft das Thema gerade auch ländliche Gegenden», führt die queere Pfarrerin aus.
Das sei wichtig, damit die Fachstelle weiterhin erfolgreich für und mit der queeren Community wachsen und arbeiten kann, getreu den zentralen Werten der Mosaic-Gemeinde: «Offenheit, Hinterfragen und Neues wagen.»
Das positive Feedback aus der Community gibt Priscilla Schwendimann und Benjamin Hermann Kraft, Mut und Auftrieb für ihre intensive Aufbauarbeit. Das stetige Wachstum der queeren Community sei ein starkes Zeichen dafür, dass die Arbeit von Mosaic richtig und wichtig ist, sagt Priscilla Schwendimann. Es müsse aber noch viel Aufbau- und Aufklärungsarbeit geleistet werden. Der Kampf für mehr Inklusion und Gerechtigkeit sei noch nicht ausgefochten. «Doch eines Tages wird queer sein in der reformierten Kirche so selbstverständlich sein, wie atmen», ist sich Priscilla Schwendimann sicher.
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