
Die Videogottesdienste auf dem Privatsender Tele Züri sind seit Corona ein bewährtes Zusatzangebot der reformierten Kirchgemeinde Zürich. Bereits am 29. März 2020 wurde der erste, selbst produzierte Videogottesdienst ausgestrahlt. 2021 stieg die reformierte Landeskirche des Kantons Zürich mit ein. Die erfolgreiche Kooperation wird auch in den nächsten drei Jahren weitergeführt. In der Kirchgemeinde Zürich wird das Format eines digitalen Gottesdienstes von einer Gruppe videoaffiner Pfarrer:innen sowie Filmemacher Lukas Bärlocher und Jutta Lang, Leiterin Strategische Kommunikation, weiterentwickelt.
Auf Tele Züri werden am Sonntagmorgen alle 14 Tage um 9.30 Uhr Gottesdienste aus verschiedenen Zürcher Kirchgemeinden ausgestrahlt. Die Idee für selbst produzierte Videogottesdienste aus den eigenen Kirchen und mit den eigenen Pfarrer:innen wurde im März 2020 aus der Not geboren, als im ersten Corona-Shutdown die Präsenz-Gottesdiensten wegfielen, viele – vor allem ältere – Menschen von ihrem bisherigen Leben und von Kontakten isoliert waren und ein Vakuum entstand. Die Idee für selbst produzierte Videogottesdiensten wurde von Jutta Lang, Leiterin Strategische Kommunikation der Kirchgemeinde Zürich, und dem Filmproduzenten Lukas Bärlocher entwickelt und umgesetzt. «Pfarrer:innen, Sigrist:innen, Musiker:innen – alle Mitwirkenden waren enorm offen, um mit Videoformaten zu experimentieren», erinnert sich Lukas Bärlocher.
Anfangs wurden wöchentliche Gottesdienste produziert. Als das Feiern vor Ort wieder möglich war, blieb das Videoformat bestehen, allerdings wurde ab dann für einen zweiwöchigen Rhythmus produziert. 2021 stieg die reformierte Landeskirche des Kantons Zürich in die Produktion der Videogottesdienste mit ein. Und in der zweiten Jahreshälfte 2022 hat auch die Katholische Kirche im Kanton Zürich drei Gottesdienstformate produziert, die auf Tele Züri ausgestrahlt wurden. Die erfolgreiche Zusammenarbeit wird auch in den kommenden drei Jahren weitergeführt. «Es ist jedoch in keiner Weise geplant, die physischen Gottesdienste zu ersetzen», betont Kirchenpflegerin Barbara Becker. «Das Spüren mit allen Sinnen ist eine ganz andere Form von Spiritualität. Ich stamme aus einer Generation von Kirchgänger:innen. Für mich gehört das Gemeinschaftserlebnis dazu», so Barbara Becker weiter.
Seit sich die Landeskirche am Projekt beteiligen, hat sich die Perspektive weiter aufgetan: Die Kamera überwindet grössere Distanzen und bringt den Zuschauer:innen Kirchen aus dem ganzen Kanton näher. «Es ist etwas Besonderes, die eigene Kirchgemeinde plötzlich im Scheinwerferlicht zu sehen», sagt Kirchenratspräsident Michel Müller von der reformierten Kirche des Kantons Zürich. Er hat die Weiterentwicklung des Formats hautnah miterlebt. «Wir haben uns immer mehr vom blossen Abfilmen eines Gottesdienstes entfernt, hin zu einem filmischen Gottesdienst», sagt er rückblickend.
Alle Videogottesdienste wurden von Anfang an auch auf YouTube hochgeladen. Bei der Auswertung wurde festgestellt, dass sich von dem Format auch ein jüngeres Publikum angesprochen fühlte. Und das, obwohl das Produktionsteam sowohl inhaltlich als auch vom Sendegefäss her eher ein älteres Publikum im Blick hatte. Daraufhin wurde zusammen mit den beteiligten Pfarrer:innen entschieden, Sprache und Inhalt vermehrt auf ein jüngeres Publikum zwischen 30 und 50 Jahren auszurichten. Es wurde auch vermehrt mit Orten ausserhalb von Kirchen experimentiert.
Während die Landeskirche auf filmische Gottesdienste setzt, hat sich in der Kirchgemeinde Zürich eine Gruppe von videoaffinen Pfarrer:innen zusammengetan, um gemeinsam mit Filmemacher Lukas Bärlocher sowie Jutta Lang im digitalen Raum weitere Glaubensformate zu entwickeln. Der Kreativität im Netz sind dabei kaum Grenzen gesetzt. «Ich finde die neuen Möglichkeiten von digitalen Glaubensformaten genial», sagt Pfarrer Patrick Schwarzenbach. Besonders gern verlässt er die gewohnten Räumlichkeiten: So wurde schon im Wald oder im Unispital Zürich gedreht. Die Arbeit vor der Kamera hat auch seine Auftrittskompetenz gestärkt. Vor der Kamera zu schwadronieren, würde die schnelllebige, digitale Welt nicht akzeptieren. «Der Gedanke, dass die User:innen einfach wegklicken können, ist immer präsent.»
Ein flüchtiges Medium wie das bewegte Bild zu nutzen, um tiefe Inhalte zu vermitteln, ist für Patrick Schwarzenbach kein Widerspruch. «Durch die verschiedenen Elemente wie Bild, Ton, Wort und Musik erreicht man schnell inhaltliche Tiefe – und das in viel kürzerer Zeit.» Auch die Gesprächsformate möchte die Gruppe weiter ausbauen. «Dank überraschenden Gästen mit spannenden Themen wird Kirche relevant», so Patrick Schwarzenbach.
Ausserdem erreiche sie durch digitale Glaubensformate auch ein Publikum, das der Kirche sonst nicht sehr nahestehe. Das Experimentieren mit den Formaten empfindet er als sehr lustvoll – und sei ein ständiger Lern- und Entwicklungsprozess. «Uns beschäftigt zum Beispiel die Frage, wie man mit rituellen Gesten umgeht. Wie betet man vor einer Kamera? Wie segnet man? «Handlungen, die eine Segenskraft entfalten sollen, lassen sich nicht via Bildschirm übertragen – im Moment suchen wir noch nach einer Lösung.» In Sachen digitale Gottesdienstformate sind kreative Lösungsansätze gefragt – und dem Ideenreichtum sind kaum Grenzen gesetzt.
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