EIN ZEICHEN FÜR DAS TIERWOHL


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Der Kirchenkreis drei verpflichtet sich als erster Kreis in der Kirchgemeinde Zürich, in Zukunft verstärkt auf das Tierwohl Rücksicht zu nehmen. Der Impuls für die Selbstverpflichtung kommt vom Arbeitskreis Kirche und Tiere (AKUT). Wenn es nach der Geschäftsleiterin Dr. Eveline Schneider Kayasseh geht, sollen noch viele weitere Kirchenkreise hinzukommen. 

Letztes Jahr hat der Arbeitskreis Kirche und Tiere (AKUT) zum Welttierschutztag am 4. Oktober die Initiative tierfreundliche Kirche lanciert. Mit dieser Selbstverpflichtung nehmen sich kirchliche Institutionen das Versprechen ab, den respektvollen Umgang mit Tieren zu fördern. Doch was bedeutet das genau – eine tierfreundliche Kirche? «Tiere führen in der Kirche und in der Theologie immer noch ein Schattendasein», sagt die Geschäftsleiterin von AKUT, Dr. Eveline Schneider Kayasseh. Dabei sei das Schicksal der Menschen eng verknüpft mit dem Schicksal der Tiere. Mit der Initiative möchte der Verein das Bewusstsein in Kirche und Gesellschaft dafür schärfen, dass der menschliche Umgang mit Tieren immer noch mit viel Tierleid verbunden ist, und kirchliches Engagement dagegen fördern.

Im letzten halben Jahr hat Eveline Schneider Kayasseh unzählige Gespräche zum Thema geführt. Und ihre Bilanz ist gut: Der Kirchenkreis drei der reformierten Kirchgemeinde Zürich ist nach der katholischen Kirche St. Johannes Romanshorn bereits die zweite kirchliche Organisation, die sich zu diesem Schritt entschlossen hat. «Die Sensibilität für das Thema ist immer mehr vorhanden.» Daher ist sie guten Mutes, in Zukunft gemeinsam mit noch mehr Kirchgemeinden ein Zeichen für einen respektvollen Umgang mit Tieren zu setzen. Eine weitere kirchennahe Institution aus der Stadt Zürich hat den Beitritt zur Initiative ebenfalls beschlossen, mit anderen Kirchgemeinden ist der Dialog bereits aufgenommen oder sind Gespräche zumindest geplant – mehr kann sie dazu noch nicht verraten.

Mindestens eine Massnahme zu fünf Grundätzen

Die tierfreundliche Kirche ist kein Label, sondern eine Selbstverpflichtung. Den Kirchgemeinden ist es also grundsätzlich freigestellt, welche Massnahmen zur Umsetzung gelangen. AKUT hat fünf Grundsätze formuliert, die eine tierfreundliche Kirche ausmachen (siehe unten). Zu den fünf Grundsätzen muss jeweils mindestens eine Massnahme definiert und realisiert werden, um die Auflagen zu erfüllen. Nach einem Jahr verfasst die Kirchgemeinde einen kurzen Bericht zuhanden des Arbeitskreises Kirche und Tiere. «Im besten Fall entsteht daraus ein Prozess, aus der Umsetzung der einen Massnahme ergibt sich die nächste; vielleicht gibt es auch Anregungen aus dem Kreis von Kirchgemeindemitgliedern. Wir wollten die Hürde bewusst tief halten», so Schneider Kayasseh.

Auf Vegi-Menüs setzen und Schwalbennester anbringen

Im Bereich Ernährung kommt zum Beispiel das Anbieten von reinen Vegi-Menüs am Mittagstisch in Frage oder das Beschaffen von regionalen oder lokalen Bioprodukten – was wiederum die Transportwege verkürzt und möglicherweise sogar Anreize für die Biolandwirtschaft in der Umgebung schafft. In der Arealbewirtschaftung gäbe es die Möglichkeit, auf die Verwendung von Laubbläsern zu verzichten, kein Gift für die Gartenarbeit einzusetzen, für die Hecken einheimische Sträucher zur Förderung der Biodiversität zu verwenden oder Nisthilfe für Gartenvögel zu schaffen.

Der Kirchenkreis drei hat laut Betriebsleiterin Susanne Meier beschlossen, Schwalbennester anzubringen, inskünftig den Kaffee tier- und naturgerecht einzukaufen, Neophyten zu vernichten und nicht standortgerechte Pflanzen durch einheimische zu ersetzen. Zudem soll das Essen bei Anlässen zu einem Grossteil aus vegetarischen und veganen Gerichten bestehen – dies nur einige der Massnahmen, die im Kirchenkreis zur Umsetzung gelangen. Weitere Vorschläge für Umsetzungsmassnahmen gibt es hier. Zudem sollen Tiere im Gottesdienst nicht vergessen, sondern als Mitgeschöpfe erwähnt und anerkannt werden. Auf der Website von AKUT finden sich inskünftig Gottesdienstleitfäden zum Thema Tier anlässlich des Welttiertages vom 4. Oktober. Besonders ambitionierte Kirchgemeinden haben zusätzlich die Möglichkeit, beim Verein «oeku Kirche und Umwelt» das Label Grüner Güggel zu erlangen, das sich für Umweltthemen generell stark macht.

Tierabschiedsgottesdienste füllen eine Lücke

Ein Engagement für die Tiere oder die Umwelt gesamthaft ist für die Kirche eine Chance, sich zu positionieren, ist die AKUT-Geschäftsführerin überzeugt. «Das Bewahren der Schöpfung ist der Kirche ja ein grosses Anliegen. Eine Kirche, die am Puls der Gesellschaft ist, kann es sich daher nicht mehr leisten, unseren Umgang mit den Tieren auszublenden. Dazu gehört auch die Erhaltung eines funktionierenden Ökosystems für die Nachkommen.» Neben Tiergottesdiensten – an denen Haustiere selbstverständlich willkommen sind – ist es auch denkbar, dass in Zürich in Zukunft mehr Abschiedsgottesdienste für Tierhaltende durchgeführt werden, die einen lieben Gefährten verloren haben. AKUT hat das Format vor einigen Jahren erfolgreich im Offenen St. Jakob lanciert und will es nun jährlich fortführen. Dieses Jahr findet der Tierabschiedsgottesdienst am Ewigkeitssonntag, dem 21. November 2021 auf dem Friedhof Nordheim statt. Eveline Schneider Kayasseh: «Via unseren Seelsorgerbriefkasten auf der Website erreicht uns immer wieder Post, die zeigt, dass diese Thematik sehr aktuell, aber gesellschaftlich nicht anerkannt ist. Ein Abschiedsgottesdienst für Haustiere entspricht einem Bedürfnis und füllt eine Lücke.»

Die fünf Grundsätze für eine tierfreundliche Kirche:

  1.  Mitgeschöpfliche Würde von Tieren achten
  2. Tierfreundlich beschaffen und konsumieren
  3. Lebensräume für Tiere schaffen und schützen
  4. Tieren im kirchlichen Leben und Denken Raum geben
  5. Unterstützen von Organisationen mit tierethischem Fokus

Am Sonntag, 25. April 2021 um 09.30 Uhr wird die Selbstverpflichtung «Tierfreundliche Kirche» in der Kirche Bühl in Zürich-Wiedikon in Anwesenheit von Dr. Christoph Ammann, Akut-Präsident und Dr. Eveline Schneider Kayasseh, Akut-Geschäftsleitung, feierlich unterzeichnet. Geleitet wird der Gottesdienst von Pfarrerin Sara Kocher, Kirchenkreis drei Zürich.

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