ACHTSAM ZUHÖREN – UND SICH BEHUTSAM PREISGEBEN


Die beiden Pfarrerinnen Muriel Koch und Stefanie Porš lancieren Anfang Jahr ein neues Glaubenskursformat. Die sechsteilige Workshop-Reihe heisst LUV und lädt Teilnehmende zur spirituellen Erkundung ihrer Biografie ein. Dabei lernen sie, über sich und zu sich selbst zu sprechen sowie anderen zuzuhören.

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Vom Fuss des Uetlibergs an den Zürichberg: Die Kirchenkreise neun sowie sieben acht liegen westlich und östlich der Stadt – und bilden nicht nur geografisch, sondern auch in Bezug auf die Lebensumstände und Einkommensverhältnisse ihrer Bewohnerinnen und Bewohner einen Kontrast. «Es passt zu unserem Projekt, dass wir diese Brücke schlagen», sagt Muriel Koch, Pfarrerin im Kirchenkreis neun. Derzeit lanciert sie gemeinsam mit ihrer Kollegin, Pfarrerin Stefanie Porš aus dem Kirchenkreis sieben acht, ein neues Glaubenskursformat.

Auf Spurensuche beim eigenen Ich

Die Reihe richtet sich an Menschen unter fünfzig Jahren, die Lust haben, mehr darüber herauszufinden, wie sie im Leben stehen. Unter dem Label LUV laden die beiden jungen Pfarrerinnen Menschen aus der Kirchgemeinde ein, gemeinsam einen Weg zu gehen – und dabei die eigene spirituelle Biografie zu erkunden. «Wie bin ich die Person geworden, die ich heute bin?», ist die Frage, die zu Beginn der Workshop-Reihe im Zentrum steht. Welche Spuren haben Menschen und Ereignisse hinterlassen, die das eigene Ich geprägt haben?

Nach erfolgreichem Probelauf geht es nun los

In der diakonischen Wohngemeinschaft am Wydäckerring bot sich für die beiden Pfarrerinnen die Chance, das Format ein erstes Mal zu erproben. Insgesamt bestand die Gruppe aus sechs Frauen und einem Mann im Alter zwischen 25 und 40, die beiden Pfarrerinnen inklusive. «Als wir jeweils dort ankamen, gab es ein einfaches Abendessen», erzählt Muriel Koch. «Die WG-Bewohner:innen gaben sich solche Mühe. Der ganze Rahmen war sehr gemeinschaftsfördernd.» Den Workshop selbst stellt man sich am besten als ein Wechselspiel verschiedener Elemente vor: Inputs, Achtsamkeitsübungen, den anderen zuhören und selber von sich erzählen. Auch stille Sequenzen sind Teil des Ablaufs – dann lassen alle ihre Gedanken individuell aufs Papier fliessen. Erzählt jemand von sich, bilden die anderen den Resonanzraum – Rückfragen sind verboten.

Nichts wird bewertet oder zerredet
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«Das ist das Besondere: Es wird nichts bewertet oder zerredet», so Stefanie Porš. Anfangs sei das gewöhnungsbedürftig gewesen, so Muriel Koch. «Aber auch eine ungemein schöne Erfahrung», sagt Stefanie Porš. «Instinktiv suchte die Gruppe nach anderen Möglichkeiten, um ihre Empathie auszudrücken», so Muriel Koch. «Etwa indem wir sagten: ‹Es klingt spannend und ich würde so gern mehr darüber erfahren, aber es geht im Moment nicht.› » Mit der Zeit sei das Vertrauen in der Gruppe so gewachsen, dass solche Bemerkungen nicht mehr nötig gewesen seien. Natürlich sei es auch von der Tagesform abhängig gewesen, wie schnell man in den Prozess fand. «Aber ich habe mich nie exponiert gefühlt», so Stefanie Porš. «Es sind meine Fragen und es ist mein Weg.»

Ausblick auf den Weg, der vor einem liegt

Das Format richtet den Blick auch in die Zukunft: Was ist mein Ziel? Was ist für mich unverzichtbar für Zufriedenheit? «Die Reihe ist für Leute gedacht, die Lust haben, Ausblick zu haben auf den Weg, der noch vor ihnen liegt», sagt Muriel Koch. Entwickelt hat den alternativen Glaubenskurs der Theologe Rainer Koch von der Landeskirche Hannover. Nun stellt er ihn anderen Institutionen kostenlos zur Verfügung. Man profitiere mehr von LUV, wenn man schon einige Brucherfahrungen gemacht habe, so die Meinung der beiden Pfarrerinnen, die sich von der Ausbildung kennen. Ist es da nicht besser, wenn sich die Teilnehmenden auch ausserhalb des Kurses nahestehen und einander vertrauen? «Nicht unbedingt», sagt Stefanie Porš. «Teilweise ist es in einer anonymeren Umgebung fast einfacher, etwas von sich preiszugeben.» Doch im Gegensatz zu anderen Glaubenskursen geht es bei LUV nicht um Wissensvermittlung. LUV ist lebens- und prozessnah. Versöhnung und Empathie werden erfahrbar, und man setzt sich mit den eigenen Grundwerten auseinander. Muriel Koch: «Wichtige religiöse Fragen sind Teil davon.»



Informationen und Anmeldung


LUV-Glaubensworkshop

Alleehaus, Neumünsterallee 21, 18.30–21 Uhr

Beginnend mit einem Imbiss.

12. Januar, 2. Februar, 2. März, 13. April, 4. Mai, 1. Juni, 6. Juli

stefanie.pors@reformiert-zuerich.ch


LUV-Glaubensworkshop kompakt

Atelier B 74, Badenerstr. 74, 18.30–21 Uhr Im Kompakt-Kurs finden die Treffen

in kürzeren Abständen statt.

8. Mai, 15. Mai, 22. Mai, 5. Juni, 12. Juni, 19. Juni, 26. Juni

muriel.koch@reformiert-zuerich.ch

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