
Die ukrainisch-orthodoxe Gemeinde in Zürich wurde nach dem Ausbruch des Kriegs gegründet: Sie bietet Menschen mit Fluchterfahrung aus der Ukraine wertvolle Unterstützung – und knüpft zarte Bande zur Kirche Oerlikon.
Weihrauch wabert durch das Kirchgemeindehaus Oerlikon: Hier hat seit November 2022 die neu gegründete ukrainisch-orthodoxe Gemeinde ein Zuhause gefunden. Sie besteht zurzeit aus zwanzig bis vierzig Personen, wächst jedoch stetig. «Ukrainer:innen sind sehr gläubige Menschen», sagt Vereinspräsidentin Lesjya Lysnenko. «Sie suchen die Nähe zu Gott durch das gemeinsame Beten. Das geht einfacher mit Menschen aus der Heimat, die die gleiche Sprache sprechen.» Die junge Frau lebt seit elf Jahren in Zürich. Vorher hat sie mit ihrer Familie die Gottesdienst in der russisch-orthodoxen Kirche besucht – doch seit Ausbruch des Kriegs in der Ukraine haben sich die Ukrainerinnen und Ukrainer nach Alternativen umgesehen.
«Eine Weile sind wir in der serbisch-orthodoxen Kirche untergekommen», erzählt Lesiya Lysnenko. Doch irgendwann habe diese ihnen bedeutet, es sei jetzt an der Zeit, etwas Eigenes zu suchen. Im Kirchgemeindehaus Oerlikon hat die Gemeinde nun eine neue spirituelle Heimat gefunden: Jeden Sonntag um 10 Uhr findet dort ein Gottesdienst statt, an wichtigen Feiertagen zusätzlich unter der Woche. Die verkehrstechnisch günstige Lage des Kirchgemeindehauses ist für die junge ukrainisch-orthodoxe Gemeinde ein Glücksfall: Ihre Mitglieder reisen nicht nur aus Zürich an, sondern auch aus den umliegenden Kantonen. Ein Grossteil besteht aus Menschen, die wegen des Krieges aus der Ukraine geflüchtet sind. So auch Pater Serghei Titkov, der mit drei minderjährigen Kindern in seiner Obhut nach Zürich kam – er leitet die Gottesdienste und ist der Priester der neuen Gemeinde.
Es fanden erste Gespräche und eine Versammlung statt. «Und mit dem Segen Seiner Heiligkeit Metropolit Onufrij, dem Oberhaupt der ukrainisch-orthodoxen Kirche, erhielten wir die Erlaubnis, Gottesdienste abzuhalten», so Lesiya Lysnenko. Neben der Liturgie gibt auch das Zusammensein mit Menschen aus der Heimat Kraft für den schwierigen Alltag. «Nach dem Gottesdienst essen wir meistens miteinander zu Mittag und tauschen uns aus», so Lesiya Lysnenko. «Zurzeit bauen wir auch ein Angebot für Kinder auf. Dabei geht es darum, religiöses Wissen zu vermitteln und gleichzeitig dafür zu sorgen, dass sie sich in ihrer Muttersprache üben können.»
Die neu in Oerlikon beheimatete ukrainisch-orthodoxe Gemeinde ist nicht die einzige Migrationskirche im Kirchenkreis zwölf. Eine äthiopisch-orthodoxe Gemeinde findet jeweils in der Kirche Saatlen zum gemeinsamen Gottesdienst zusammen, bereits sehr lang ist eine koreanische Gemeinde im Kirchgemeindehaus Oerlikon beheimatet. Über diesen bunten Mix freut sich Karin Fritzsche sehr. Sie engagiert sich freiwillig und ist in der Kirchenkreiskommission für Diakonie und Seelsorge zuständig. «Ich möchte unbedingt mit den Migrationskirchen einen Gottesdienst auf die Beine stellen.» Über die orthodoxen Kirchen wisse sie bisher sehr wenig: «Ich finde es spannend, mehr über andere christliche Kirchen zu erfahren und vielleicht auch Gemeinsamkeiten zu entdecken.» Sie beherbergt bei sich zu Hause zwei Frauen und ein Kind aus Odessa, ihr Mann ist Stiftungsrat bei der Mission am Nil. «Auf die eine oder andere Art hatte ich immer Bezug zu anderen Kulturen.» Die ersten zarten Verbindungen wurden im Kirchenkreis bereits geknüpft: An Weihnachten hat der ukrainische Kinderchor im Familiengottesdienst der Kirche Oerlikon gesungen.
Mit dem Projekt Green City Spirit hilft der Kirchenkreis zwei dem Freiwilligenverein «Essen für alle» in Form von Spenden und Unterstützung aus.
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