geöffnet Mo - Fr, 9 – 17 Uhr   Pauluskirche   Milchbuckstrasse 57, 8057 Zürich

GIACOMETTIS KIRCHENFENSTER


Kirchenfenster „Glaube, Liebe Hoffnung“ von Augusto Giacometti in der Paulus-Kirche Zürich

Auf der Empore an der Ostseite der Kirche sind beiderseits eines kurzen Mittelganges die Metallpfeifen der Orgel so angeordnet, dass der Blick der Kirchenbesucher durch perspektivische Täuschung zu unserem farbigen Kirchenfenster gelenkt werden – und dies seit der Einweihung der Paulus-Kirche am 14. Januar 1934.

Den Auftrag für dieses Farbenfenster erhielt damals vor 70 Jahren der Kunstmaler August Giacometti, der mit seinem wundervollen Entwurf «Glaube, Liebe, Hoffnung» Grosses verhiess. Seither erfreuen sich die Kirchenbesucher am farbensatten, leuchtenden Werk, auch wenn es in grösserer Entfemung schwer fällt, die drei symbolischen Frauengestalten im Detail zu erkennen und zu deuten. Wenn Giacomettis Werk in einer Morgenfeier – von der Sonne erhellt – aufleuchtet und der Kirche zarte Farben verleiht, dann ist es, wie wenn der Geist Gottes in die Kirche einströmte. Unser Farbenfenster ist deshalb nicht nur ein Schmuck für die ganze Kirche, es bleibt – auch heute noch – eine Sehenswürdigkeit für viele.

Glaube, Hoffnung, Liebe

Augusto Giacometti hat für sein Fenster für unsere Pauluskirche das Wort des Apostels Paulus gewählt:
«Nun aber bleibt Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei, am grössten aber unter diesen ist die Liebe»
(1. Korr. 13.13)

Wie dieses Wort der Herzton des Evangeliums ist, so sollte das Fenster immerfort der zentrale Punkt der Verkündigung in der Pauluskirche personifiziert versinnbildlichen, und zwar durch die drei übereinander sitzenden Frauengestalten:
Die unterste Gestalt im blauen Kleid mit aufgeschlagenem Buch, in Andacht versunken – dem Symbol der Treus – ist das Sinnbild für Glaube.
Die oberste Gestalt im grünen Kleid, umgeben von Zweigen und Blüten – die neues Leben verheissen – ist das Sinnbild für Hoffnung.
Und die in die Mitte gesetzte Gestalt im roten Gewand, welche eine brennende Ampel trägt, ist das Sinnbild für Liebe.

Der Meister der Farbe

Augusto Giacometti (1877-1947), ein Cousin zweiten Grades des Kundstmalers Giovanni Giacometti, wurde wie dieser in Stampa geboren. Wogegen Giovanni aus vermögendem Hause stammte, musste sich Augusto Giacometti sein Künstlerdasein erkämpfen. Zu Hause arbeitete er im Verborgenen, duldete doch sein Vater diese – in seinen Augen – nur für reiche Leute bestimmte Tätigkeit nicht. Nur ein Onkel zeigte Verständnis, und mit 12 Jahren wurde er zu seiner Tante Marietta Torriani nach Zürich geschickt, das ihm zur Heimat wurde und wo er auch verstarb. Augusto Giacometti besuchte die Kunstgewerbeschule Zürich (die heutige Hochschule für Gestaltung) und erwarb das Zeichenlehrerdiplom. Die modernen Kunstströmungen am ausklingenden 19. Jahrhundert wie auch für ihn fruchtbare Aufenthalte in Paris und Studienreisen in Europa regten ihn zu neuen Bildmöglichkeiten an. Er wurde Mitglied der Künstlergruppe «Das Neue Leben» und engagierte sich unter anderem auch in der Eidgenössischen Kunstkommission. Sein Atelier befand sich an der Rämistrasse; im Künstlercafé Odéon erlebte er bis zu seinem Tode die Zeitströmungen vom Dadaismus bis Futurismus aktiv mit und entwickelte Freundschaften zu vielen national und international bekannten Künstlern.

Augusto Giacometti gehörte zu den ersten Künstlern des beginnenden 20. Jahrhunderts, welche der Malerei nahezu völlige Autonomie einräumten und den Schritt in die Ungegenständlichkeit wagten. Seine abstrakten Studien, wo Farbe in Harmonie zur Fläche und als Ornament einen neuen Stellenwert erhielt, wechselten ab mit biblischen Gemälden, Zeichnungen und Dekorationen, und er wurde zum grossen Koloristen jener Zeit, auf dessen Grabstein steht «Meister der Farbe». In seiner Arbeit ist die Natur der Ausgangspunkt in die Freiheit des Gestaltens. Er übersetzte das Naturerlebnis in leuchtende Farbkompositionen, die sich auch im strahlenden Licht- und Farbenspiel grossartiger Kirchenglasfenster – wie dem unsrigen in der Paulus-Kirche – wiederfindet. Und der Künstler schrieb selbst dazu: «Es hat sich also bei mir immer darum gehandelt, der Natur ihre Gesetze des Farbigen abzulauschen und zu entdecken, um mit Hilfe dieser Gesetze einen Organismus zu schaffen, in diesem Fall eine Kunst, die in allen Teilen parallel zur äusseren Welt läuft. Ja ich wollte nichts anderes, als dem lieben Gott Konkurrenz machen.»

Beatrice Gloor, 29. Januar 2004

Aktuell

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KUNST


Standbilder   von Zwingli, Luther, Calvin & Bullinger zwischen den Kirchen­türen von Otto Kappeler   |   Skulptur   Bekehrung von Paulus, auf dem Pfeiler bei der Frei­treppe von Otto Kappeler  |   Glasfenster   mit Personi­fi­ka­tionen von Glaube, Liebe und Hoffnung von Augusto Giacometti

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1932–1934

Otto Kappeler, Augusto Giacometti

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Die Pauluskirche fällt durch ihre monumentale Westfront auf. Der breite Kirchturm ist ein weitherum sichtbares Wahrzeichen des Milchbuckquartiers...

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Orgelbau Kuhn hat die Orgel der Paulus­kirche im 1934 erbaut. Die ur­sprüng­lichen 52 Register wurden 1964 beim Umbau durch Ziegler Orgel­bau und der Reno­vation 2006 auf die heutigen 66 Register erweitert.1730
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