geöffnet Mo - Sa, 9 – 16 Uhr   Kirche Oberstrass   Stapferstrasse 58, 8006 Zürich

GESCHICHTE


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Das Gebiet der heutigen Kirche Oberstrass gehörte seit dem Mittelalter zum ausgedehnten Kirchsprengel des Grossmünsterstiftes. 1614 wurde die Grossmünstergemeinde zu umfangreich und Oberstrass der damals neugeschaffenen Predigergemeinde zugeteilt. In Oberstrass wuchs der Wunsch, ein eigenes Bethaus zu besitzen (der Weg in die Stadt war weit), welches schliesslich 1734 am Ort des heutigen Kirchgemeindehauses gebaut und am 1. Mai 1735 eingeweiht wurde.
 
Im Jahre 1861 wurde Oberstrass in den Rang einer Pfarrei erhoben. Zwar war die Gemeinde noch 30 Jahre der Gemeinde Predigern zugeteilt, aber aus der Katechetenstelle wurde ein rechtmässiges Pfarramt, welches 46  Jahre durch Heinrich Lavater verwaltet wurde, dem ersten Pfarrer von Oberstrass.
 
Pfr. Johannes Spinner wurde 1906 nach Oberstrass berufen und mit seinem Amtsantritt (Zitat aus der Gedenkschrift des Kirchgemeindehauses) „blühte hier das kirchliche Leben sichtlich auf und der Gottesdienstbesuch nahm derart zu, dass das bisherige Kirchlein endgültig zu klein wurde.“
Natürlich war dies nicht der einzige Grund, denn zu dieser Zeit hatte eine rege Bautätigkeit in Oberstrass eingesetzt, so dass die Gemeinde stark anwuchs.
 
Aus einem Wettbewerb im Jahre 1906 gingen die Architekten Pfleghard und Häfeli siegreich hervor.
Am 13. April 1908 erfolgte der erste Spatenstich, am 6. Oktober 1909 der Glockenaufzug und am Sonntag, 6. März 1910, konnte die neue Kirche Oberstrass eingeweiht werden.
 
Herr Bucher, der äusserst gewissenhafte Staatsbuchhalter, Präsident der Kirchenpflege und der Baukommission, hatte sich dermassen für den Bau eingesetzt, dass er den Tag der Einweihung wegen eines gesundheitlichen Zusammenbruchs nicht miterleben konnte.
 
In der Chronik von Dr. Conrad Escher lesen wir:
„Nicht jedermann war durch das Projekt der Herren Pfleghard und Häfeli sofort ganz befriedigt. Man ist sonst gewöhnt, einen Kirchenbau in eine der bekannten Stilarten einreihen zu können. Man unterscheidet Bauten im gotischen, romanischen, auch etwa im Renaissance-Stil. Beim Kirchenneubau in Oberstrass trifft dies alles nicht zu. Der Bau ist zwar einheitlich, aber durchaus eigenartig.“
 
Der Architekt Pfleghard schreibt in der Denkschrift der neuen Kirche Oberstrass:
„Der Bau hat manches Neue gebracht und mancherlei Kopfschütteln verursacht. Es lohnt sich wohl auf Einzelnes hinzuweisen: Die wichtigste Neuerung ist die Freihaltung des Chores von Orgel und Sängerempore ... Schlicht und äusserlich fast schmucklos ist die Kirche nur der einfache Ausdruck der inneren Form. Einfache Wände tragen das Dach. Sie sind nur soweit gegliedert, als es durch den Ausdruck dieser Tragkonstruktion und durch die Fenster bedingt ist. Das Dach birgt keine hohen Gewölbe – eine gerade Holzdecke schliesst den Innenraum ab – und deshalb ist es nur so steil, als es für den Abfluss des Wassers notwendig war. Der Turm ist auf die Höhe beschränkt, welche die Unterbringung der Glocken, der Uhr und einer Aussichtszinne erforderte. Alles Mehr wäre Überfluss gewesen und hätte zur Verschleierung der Verhältnisse Anlass sein können. Wahrheit, auch in der Form, heisst die Forderung der Neuzeit.“
 

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Die romantisch intonierte Orgel mit orchestraler Wirkung hatte 49 Register und insgesamt 3260 Pfeifen. Sie wird in einem Expertenbericht von 1910 hoch gelobt: Die Gemeinde Oberstrass besitze nunmehr eine der schönsten und besten Orgeln in Zürich.

In den Jahren 1945 bis 1949 wurde die Kirche sanft renoviert. Mit der fälligen Orgelrevision wurde die generelle Klangqualität der Orgel überdacht. Man war in der Zwischenzeit zu einer anderen Auffassung gelangt: Nicht mehr der reiche orchestrale Klang war gefragt, sondern vielmehr hatte sich eine „Renaissance der klassischen Orgelmusik im Sinne Bachs und seiner Vorläufer“ durchgesetzt. Die Orgel wurde komplett auseinander genommen und mit neuen Registern ergänzt. Die Beleuchtung im Kirchenschiff wurde nach vielfältigen Diskussionen erneuert.
 
Die alte Kirche wurde 1957 abgebrochen und an deren Stelle das Kirchgemeindehaus Oberstrass gebaut, welches am 28. Juni 1958 eingeweiht wurde.
 
Anfangs 1963 wird der über 50-jährige Heizkessel für die Niederdruck-Dampfheizung ersetzt, zehn Jahre später eine Pumpenwarmwasserheizung mit Innenöltank eingebaut.
 
1971 bis 1975 wurde auf der Empore eine neue Orgel eingebaut. Die bestehende Orgel wurde vom sachkundigen Herrn Ernst Gerber mit einer 1910 erstellten Lokomotive auf dem Abstellgleis verglichen. Die altersbedingte Abnutzung habe die Leistungsfähigkeit sehr beeinträchtigt und vermöge den neuesten Ansprüchen nicht mehr zu genügen.
Genau 65 Jahre nach der Einweihung der Kirche wurde am 6. März 1975 die neue Barockorgel durch den damals jungen Organisten Hans Egli vorgestellt.  
 
1988 baute man eine zweite kleine Chororgel ein, welche vom Spieltisch im Chor gespielt wurde.
 
1993 wurde wegen Rost der Glockenstuhl ersetzt. 1995 begann die Dachsanierung und im Anschluss daran die Aussensanierung der Kirche und des Pfarrhauses. Schliesslich wurde 1997 die Sanierung des Kirchenturmes in Angriff genommen, welche im Herbst 1998 mit dem ersten Turmfest abgeschlossen wurde.
 

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Eigentlich dachte niemand daran, die Innenrenovation anzugehen, weil es vorläufig, obwohl optisch sicherlich nicht mehr optimal, keinen Bedarf gab. Die Situation änderte sich am 10. Januar des Jahres 2000 schlagartig: Im Kirchenschiff entzündete sich ein Brand, welcher nach knapp zwanzig Stunden von der Nachbarin Frau Pellegrini, Frau des Scherrschulhaus-Abwartes, entdeckt wurde. Im dichten Rauch, der keine Sicht erlaubte, gelang es der Feuerwehr unter Einsatz ihres Lebens, den Brand zu löschen. Die Kirche musste renoviert werden.
 
Die Renovation unter dem Architekturbüro van Merkesteyn & Partner führte die Kirche wieder in den ursprünglichen, ästhetisch gelungenen Zustand der Gründungszeit zurück, ohne jedoch den Wandel der Zeit, vor allem in technischer Hinsicht, ausser Acht zu lassen.
Die Barockorgel auf der Hauptempore, welche unter dem Brand massiv gelitten hatte, wurde entfernt und durch eine viermanualige digitale Allen-Orgel ersetzt, welche in Kombination mit der Chor-Pfeifenorgel spielbar ist. Der Organist Hans Egli war ein entschiedener und überzeugter Befürworter dieser Orgel und demonstrierte sie mit Begeisterung der interessierten Bevölkerung.
 
Ebenfalls wurde an der Kirchgemeindeversammlung beschlossen, die Bänke durch Stühle zu ersetzen, so dass für Gottesdienste und Konzerte der Platz variabel gebraucht werden kann.
 
Die Bibelsprüche unter den Fenstern wurden durch neue ersetzt. Dabei wurden über 200 Jugendliche nach ihrem Lieblingsbibelspruch befragt; der Favorit ziert nun das Glasfenster vom Künstler Giacomel beim Schiffeingang, der Satz aus dem Römerbrief landete auf Platz zwei. Die anderen beiden Sprüche wurden aus einer Vorwahl der beiden Pfarrer von der Kirchenpflege ausgewählt.
 
Der Keller der Kirche wurde dank Gemeindeinitiative zum "Chilechäller" umgebaut, mit Bar, Tischen und Stühlen für geselliges Zusammensein. Die neu renovierte Kirche, gestaltet als "Ort der Begegnung", bereit für das 21. Jahrhundert, wurde am 13. Mai 2001 feierlich eingeweiht.

 

Verfasst von Pfr. Daniel Johannes Frei, April 2006.  

 

Quellen: Werner Adams, Oberstrass; Die neue Kirche Oberstrass Zürich, Denkschrift 1911; Gedenkschrift zur Einweihung des neuen Kirchgemeindehauses Oberstrass 1958; van Merkesteyn & Partner, Architekturbüro Renovation Kirche 1993 -2001.

Aktuell

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KIRCHENKREIS SECHS



Die Kirche Oberstrass gehört zum Kirchenkreis sechs.

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KIRCHE OBERSTRASS - EIN LEBENDIGES ZENTRUM


Mit ihrer markanten Lage am Abhang des Zürich­berges bildet die Kirche Ober­strass ein lebendiges Zentrum und einen Ort der Begegnung. Ihre hervorragende Akustik wird von vielen Orchestern und Chören für Konzerte genutzt.

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KUNST


Glas­malerei   mit musizierenden & singenden Kinder, Joseph von Moos   |   Glas­wappen­scheiben   Walter Jäggli-Fröhlich   |   Glas­gemälde   mit Dar­stellung von Gross­münster & Limmat­front, Georg Röttinger  |   Relief­arbeit   in Apsis mit 12 Engeln, Georg Burg­staller

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KONTAKT


Sigrist

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BRAND IM JANUAR 2000


Am 10. Januar 2000 entzündete sich im Kirchenschiff ein Brand, worauf die Kirche renoviert werden musste.

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UNSERE ORGEL


Trost Orgel und Allen Digital-Orgel Kirche Oberstrass

Die im Brand beschädigte Kuhn Orgel aus dem Jahr 1975 wurde im 2000 ersetzt. Heute ist eine 12-registrige Pfeifen-Orgel von Orgelbauer Trost am Spieltisch der Allen-Digital-Orgel angeschlossen und von dort spielbar.

Erbauer: Allen Organ Company, USA   |   Baubeginn: 2000

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PRAKTISCH


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ARCHITEKTUR


Unter den reformierten Kirchen der Stadt Zürich bleibt die Kirche Oberstrass ein eigenwilliger Bau. «Schlicht und schmucklos» bezeichnet Otto Pfleghard den Bau.

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