Urban und vielfältig: Kirchenkreis vier fünf

DIE GEBURTSSTUNDE DER KIRCHE - HAUPTARTIKEL AUS DEM REFLOKAL 06


«Die Geburtsstunde der Kirche»

Liv Zumstein

Pfarrerin Johanneskirche

Eigentlich ist die Kirche schon sehr alt. An Pfingsten feiern wir ihren Beginn. Für mich jedoch hat die Kirche mit der Geburt meiner Tochter ein zweites Mal angefangen.

Zweimal schon hat ein Arzt zu mir gesagt: jetzt können wir nur noch beten.

Und ich habe gehört: Der Arzt kann nichts mehr tun. Das immense Wissen der Medizin reicht nicht aus, um meinem Kind zu helfen. Es bedeutete damals: abwarten, danebenstehen, beobachten, ausharren – tagelang, nächtelang, monatelang. Aber im Grunde standen wir machtlos der Krankheit gegenüber.

Dass man als Pflegefachkraft und Arzt/Ärztin wahrscheinlich immer mal wieder ohnmächtig einer Krankheit gegenübersteht, stelle ich mir schwierig vor. Noch schwieriger schien mir diese Machtlosigkeit damals als Mutter.

Während dieser Zeit habe ich entgegen des ärztlichen Rates nicht gebetet. Ich war zu erschöpft, hatte keinen Glauben und keinen Mut. Ob der Arzt gebetet hatte? Ich weiss es nicht.

Hinzu kam dann auch die Angst: vor Spitalbesuchen, vor neuen Informationen, vor möglichen Folgen, vor einem Leben, das man sich so nicht vorgestellt hatte, vor einem Leben, dass man sich der Tochter nicht gewünscht hatte, vor all den Vorwürfen und vor der eigenen Schuld.

Beim Pfingstfest feiern wir die Geburtsstunde der Kirche und wir feiern die heilige Geistkraft – diese Trösterin und Beiständin, die kommt, uns zu helfen.

Von der heiligen Geistkraft habe ich damals wenig gespürt. Aber ich bekam täglich Nachrichten und Anrufe von Menschen, die an uns dachten, die sich sorgten, die Interesse zeigten, die mir beistanden, die hofften und ja, die beteten.
Im Nachhinein habe ich in dieser Zeit erfahren, was für mich Kirche ausmacht. Nämlich, dass da Menschen sind, auch solche, die ich nicht kenne, die langmütig und widerständig füreinander, für andere und auch für mein Kind hoffen, wenn es nötig ist, und zwar genau dann, wenn man es grad nicht selbst kann, und sei es, dass man jemandem ein liebevolles SMS schickt. Da sind welche, die mit ernsthaftem Mut Trostkraft schenken in einer hoffnungslosen Zeit. Da sind welche, die tragen dich durch die Not hindurch. In meinem Erleben und im Nachhinein betrachtet war die Geburtsstunde meiner Tochter deshalb auch mein Anfang in einer Kirche, wie ich sie mir wünsche. Durch diese Menschen spürte ich Trost und Hoffnung, auch wenn ich selbst grad nur wenig dazutun konnte.

Und heute sage ich zu dir und allen mit einem ängstlichen Herzen:

Diese tröstende Kraft, der Heilige Geist – ist da. Vertraue Ruach. Sie ist da.

Und dann bete ich manchmal wieder und schicke SMS.

Frohe Pfingsten! 

 

"Ich singe vom Leben, das stärker ist sogar als der Tod. Ich koche ein Festmahl, trinke guten Rotwein und werde oft „Le Chaim!“ rufen und auf das Leben anstossen. Trotzig fröhlich."

Christina Brudereck

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