
Pfarrerin
In meinem Studienjahr in Amsterdam 1996 begegnete ich zum ersten Mal Etty Hillesum und war sofort fasziniert von dieser Frau. Seitdem begleitet mich ihr kleines Büchlein «Das denkende Herz». Darin sind Ausschnitte aus ihren Tagebücher und Briefe versammelt, die sie 1941 – 1943 hauptsächlich in Amsterdam geschrieben hat. Am Anfang kämpft sie damit, «dass das Leben so schrecklich schwer ist». Durch die Unterstützung des Psychochirologen Julius Spier und ihre täglichen Tagebuchaufzeichnungen kommt sie immer mehr zu sich selbst und findet darin einen unermesslichen Reichtum.
Sie sieht der Vernichtung ihres Volkes klar ins Auge. Anstatt sich vor dem Tod zu fürchten oder ihn aus dem Leben zu verdrängen, will sie ihn in ihr Leben einbeziehen – «so erweitert und bereichert man das Leben». Obwohl sie sich hätte verstecken können, will sie ihre Familie und jüdischen Mitmenschen nicht im Stich lassen.
Am 30. November 1943 wird sie in Auschwitz ermordet. Trotz aller Gewalt um sie herum schreibt sie: «Und dennoch komme ich immer wieder zu demselben Schluss: Das Leben ist schön. Und ich glaube an Gott. Und ich will mittendrin in alldem sein, was die Menschen «Greueltaten» nennen und dann noch sagen: das Leben ist schön».
Immer mehr werden ihre Tagebucheinträge zu einem Zwiegespräch mit Gott. Auch wenn auch sie immer mal wieder schlaflose Nächte hat, wird ihr Vertrauen in Gott immer tiefer. Aber kein allmächtiger Gott ist das, der die Menschen retten kann. «Nur dies eine wird mir immer deutlicher: dass du uns nicht helfen kannst, sondern dass wir dir helfen müssen, und dadurch helfen wir uns letzten Endes selbst. (…) Und vielleicht können wir mithelfen, dich in den gequälten Herzen der anderen Menschen auferstehen zu lassen».
Ich freue mich sehr, dass im März endlich die deutsche Übersetzung sämtlicher Tagebücher-Aufzeichnungen und Briefe dieser besonderen Frau erscheinen werden.
Wir werden das am 5. April mit einer Buchvernissage feiern und am 12. April mit einem Film von Prof. Hildegard Keller vertiefen. Und schliesslich wird das PfarrerInnen-Team unseres Kirchenkreises ab Mai bis Ende Jahr zu 6 Abenden einladen, an denen wir uns mit den Texten von Etty Hillesum beschäftigen und uns von ihnen ermutigen und inspirieren lassen werden .
Dienstag, 28. März
«aus tiefer Not»
Orgel-Vesper mit Werken von Bach u.a.. Nina Roth, Orgel
Pfarrerin Tania Oldenhage, Liturgie
Film und Gespräch zu Etty Hillesum.
Mittwoch, 12. April, 20 Uhr. Kirchgemeindehaus Stauffacher.
17171Interkultureller Frauentreff | Das Café Dona ist ein Treffpunkt von Frauen für Frauen, mit Migrantinnen und Schweizerinnen.
Nächster Anlass: Samstag, 1. April
1717119.09.2022KGH Johannes, 28. März 2023, 19.15 Uhr
1717Was kann eine sich reformierende Kirche von Menschen lernen, welche selbst Veränderungen anstossen oder diese durchlebt haben?
Etty Hillesum. Chronistin unserer Zeit.
Citykirche Offener St. Jakob. Mittwoch, 5. April, 19 Uhr. Mit Apéro und Büchertisch.
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