Ein weiser Pfarrer hat sie Wegwerfprodukte genannt. Und Rhetorikerinnen betonen, dass sie Reden und keine Schreiben seien. Predigten sind Sprechakte, und was hier ins Netz gestellt wird, sind Manuskripte, nicht mehr. Wenn sie als solche indessen ein Gemeindeglied in den Ferien am fernen Strand an zuhause erinnern oder einen im Schreibstau im Internet surfenden Kollegen zur nächsten Zeile inspirieren, dann – ja, was will man dann mehr?
Sein Haar ist dunkel und dicht mit Ansatz zur Stirnglatze, und er trägt einen Bart: So stellt man sich Petrus seit der frühsten Christenheit vor.
Nach Christus war Petrus der Erste, dessen Ikonografie solche typischen Stilmerkmale ausgebildet hat. Auch sonst ist Petrus immer der Erste: Auf allen Apostel-Listen des Neuen Testaments steht sein Name zuoberst. Er gilt als der Erste, der in Jesus den Messias erkannt hat. Als Erster soll er den Auferstandenen gesehen haben. Als Erster springt er ins Wasser. Dort allerdings verlässt ihn der Mut. Petrus sinkt. Petrus leugnet. Petrus flieht. Petrus wird konfrontiert mit seiner Schwachheit.
Das griechische Wort «Petros» bedeutet Fels. Auf diesem Fels, sagt Jesus in einer der umstrittensten Stellen der Bibel, werde er seine Kirche bauen. Ist Petrus also der durch Christus eingesetzte erste Papst, wie es die katholische Kirche behauptet? Oder gilt eher Zwinglis Diktum: «Man soll erkennen, dass das Papsttum von Menschen stammt; und weil es von Menschen stammt, auch von Menschen wieder aufgehoben werden kann… Die höchste Stellung gebührt sowieso Christus allein.»
Der Ruf Petrus‘ ist ramponiert: Persönlich gilt er als vorlaut, unbeherrscht, wenig intelligent und schnell überfordert. Und was das Kirchenbild anbelangt, vertritt er im Gegensatz zu den Mystikern Johannes und Paulus die institutionelle Seite, die Welt der Paragrafen, Protokolle und Funktionäre. Sympathischer kommt er einem in der Volksfrömmigkeit entgegen: als Himmelspförtner und Wettermacher, mit Schlüssel und Güggel als Attributen.
Wer ist dieser Petrus?
Wir während der Sommerferien Zuhausegebliebenen haben uns auf eine imaginäre Reise begeben – entlang einiger von Petrus‘ Wirkstätten rund ums Mittelmeer und offen, den Apostel unterwegs neu kennenzulernen.
Andreas Fischer
17. Juli: Petrus und Kapernaum (Schwamendingen, mit Hanna Kandal-Stierstadt; Kantorei)
24. Juli: Petrus und der See Genezareth (Saatlen, mit Andreas Fischer)
31. Juli: Petrus und Cäsarea Philippi (Schwamendingen, mit Andreas Fischer)
7. August: Petrus und Joppe (Saatlen, mit Andreas Köhler-Andereggen)
14. August: Petrus und Jerusalem (Schwamendingen, mit Andreas Köhler-Andereggen)
21. August: Petrus und Rom (Saatlen, mit A. Fischer und A. Köhler; Kantorei)
Ein weiser Pfarrer hat sie Wegwerfprodukte genannt. Und Rhetorikerinnen betonen, dass sie Reden und keine Schreiben seien. Predigten sind Sprechakte, und was hier ins Netz gestellt wird, sind Manuskripte, nicht mehr. Wenn sie als solche indessen ein Gemeindeglied in den Ferien am fernen Strand an zuhause erinnern oder einen im Schreibstau im Internet surfenden Kollegen zur nächsten Zeile inspirieren, dann – ja, was will man dann mehr?