
Wie es oft so geht. Man ist in Gedanken woanders, achtet nicht auf den Weg, und schon passiert es: Man stolpert über eine Unebenheit, einen Pflasterstein, der hervorsteht, oder eine Wurzel, die sich über den Weg geschoben hat. Im letzten Moment kann man sich auffangen…
Stolpern trifft einen völlig unerwartet. Das letzte Mal als ich gestolpert bin, endete das mit einem Bruch der Mittelhandknochen. Seither gebe ich Acht beim Gehen und konzentriere mich auf das, was vor meinen Füssen liegt. Stolpern ist mit einem Schreckmoment verbunden. Der ist heilsam und wichtig. In Zukunft werde ich die Augen offen halten, mich besser festhalten, mein Gleichgewicht trainieren, mich weniger ablenken lassen. Stolpern löst etwas aus. Ich werde mir einer Schwäche bewusst. Ich beurteile eine Situation neu. Ich mache mir über Alternativen Gedanken. Stolpern setzt etwas in Gang, macht aufmerksam auf Dinge, die ich ausgeblendet habe, hält Einsichten bereit und eröffnet einen neuen Blick.
In unserer neuen Kolumne «Worüber ich gestolpert bin» schreiben Autor:innen über persönliche Erlebnisse und Erkenntnisse in sogenannten Stolper-Situationen.
Für das Redaktionsteam Pfarrerin Hanna Kandal
Sogenannte «Stolpersteine» für die Opfer des Nationalsozialismus gibt es in Zürich mittlerweile zwölf. Ein Stolperstein befindet sich im Kirchenkreis zwölf, an der Jungstrasse 9 hinter dem Bahnhof Oerlikon. Der Stein, eigentlich eine quadratische Messingplatte im Pflasterstein-Format, erinnert an den Tessiner Giovanni Pezzani. Giovanni Pezzani wurde 1943 in Südfrankreich verhaftet, gefoltert und schlussendlich ins KZ Sachsenhausen verbracht. Kurz vor Kriegsende gelang ihm die Flucht. Nach 1945 lebte er in Zürich, unter anderem an der Jungstrasse 9. Und darum ist dort heute ein «Stolperstein » im Boden eingelassen, der an sein Schicksal als KZ-Häftling und Arbeitssklave der SS erinnert. Wir, die vom Krieg Verschonten, sollen uns an das Grauen erinnern, das Giovanni Pezzani und zu viele andere erleben mussten.
Die «Stolpersteine» sind ein Projekt des Deutschen Künstlers Gunter Demnig. Es gibt mittlerweile weltweit über 75‘000 «Stolpersteine». Ich unterstütze dieses Projekt; es ist wichtig. Wir wissen zwar um das Nazi-Regime, den zweiten Weltkrieg, die Shoa und wir erinnern uns an bekannte Opfer wie beispielsweise die ermordete Anne Frank oder die ins Exil getriebene Familie Mann. Die «Stolpersteine » erinnern uns aber – in einer Auswahl – an die Millionen in Vergessenheit geratenen Opfer des Nazi-Regimes, indem am seinerzeitigen Wohn- oder Wirkungsort der Nazi-Opfer ein Zeichen gesetzt wird und der Horror benannt wird, den diese Menschen durchmachen mussten. Details: www.stolpersteine.ch
Corinne Mauch, Stadtpräsidentin
Wie es oft so geht. Man ist in Gedanken woanders, achtet nicht auf den Weg, und schon passiert es: Man stolpert über eine Unebenheit, einen Pflasterstein, der hervorsteht, oder eine Wurzel, die sich über den Weg geschoben hat. Im letzten Moment kann man sich auffangen…
Stolpern trifft einen völlig unerwartet. Das letzte Mal als ich gestolpert bin, endete das mit einem Bruch der Mittelhandknochen. Seither gebe ich Acht beim Gehen und konzentriere mich auf das, was vor meinen Füssen liegt. Stolpern ist mit einem Schreckmoment verbunden. Der ist heilsam und wichtig. In Zukunft werde ich die Augen offen halten, mich besser festhalten, mein Gleichgewicht trainieren, mich weniger ablenken lassen. Stolpern löst etwas aus. Ich werde mir einer Schwäche bewusst. Ich beurteile eine Situation neu. Ich mache mir über Alternativen Gedanken. Stolpern setzt etwas in Gang, macht aufmerksam auf Dinge, die ich ausgeblendet habe, hält Einsichten bereit und eröffnet einen neuen Blick.
In unserer neuen Kolumne «Worüber ich gestolpert bin» schreiben Autor:innen über persönliche Erlebnisse und Erkenntnisse in sogenannten Stolper-Situationen.
Für das Redaktionsteam Pfarrerin Hanna Kandal
Dr. Norbert Bischofberger
Redaktor und Moderator SRF
reformiert.lokal 11/22
Pannier Selvam, Stv. Werkstattleiter WERK.STATT.FLUCHT
reformiert.lokal 8/22
Bruno Reich, von 1992-2014 Organist in Oerlikon
reformiert.lokal 6/22