
Wie es oft so geht. Man ist in Gedanken woanders, achtet nicht auf den Weg, und schon passiert es: Man stolpert über eine Unebenheit, einen Pflasterstein, der hervorsteht, oder eine Wurzel, die sich über den Weg geschoben hat. Im letzten Moment kann man sich auffangen…
Stolpern trifft einen völlig unerwartet. Das letzte Mal als ich gestolpert bin, endete das mit einem Bruch der Mittelhandknochen. Seither gebe ich Acht beim Gehen und konzentriere mich auf das, was vor meinen Füssen liegt. Stolpern ist mit einem Schreckmoment verbunden. Der ist heilsam und wichtig. In Zukunft werde ich die Augen offen halten, mich besser festhalten, mein Gleichgewicht trainieren, mich weniger ablenken lassen. Stolpern löst etwas aus. Ich werde mir einer Schwäche bewusst. Ich beurteile eine Situation neu. Ich mache mir über Alternativen Gedanken. Stolpern setzt etwas in Gang, macht aufmerksam auf Dinge, die ich ausgeblendet habe, hält Einsichten bereit und eröffnet einen neuen Blick.
In unserer neuen Kolumne «Worüber ich gestolpert bin» schreiben Autor:innen über persönliche Erlebnisse und Erkenntnisse in sogenannten Stolper-Situationen.
Für das Redaktionsteam Pfarrerin Hanna Kandal
Letzthin bin ich über das Kunstwerk «Haus» von Fischli/Weiss gestolpert. Das unscheinbare Industriehaus im Kleinformat steht auf der Brache zwischen der Offenen Rennbahn und dem Hallenstadion. Bevor es nach Oerlikon kam, prangte das «Haus» vor dem Guggenheim Museum an der 5th Avenue in New York.
Die Schweizer Peter Fischli und David Weiss (gestorben 2012) gehören zu den bedeutendsten Künstlern des ausgehenden 20. Jahrhunderts. In Oerlikon können Sie noch einen anderen Fischli/Weiss bestaunen, wenn Sie im Zug Richtung Flughafen gleich nach dem Bahnhof Oerlikon auf der rechten Seite aus dem Fenster schauen. Auf einer Hausfassade stehen die 10 Regeln der beiden Künstler zu «How to work better». Regel Nummer 1 lautet: «Do one thing at a time.» Regel Nummer 3: «Learn to listen». Bereits die Regel des heiligen Benedikt aus dem 6. Jahrhundert beginnt mit den Worten: «Neige das Ohr deines Herzens». Der kleine Prinz von Antoine de Saint- Exupéry drückt es so aus: «Nur mit dem Herzen sieht man gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar».
Stolpersteine aus Kunst und Literatur animieren mich, über eine zeitgemässe Spiritualität nachzudenken. Abgewandelt von «Mensch, lerne tanzen, denn sonst wissen die Engel im Himmel mit dir nichts anzufangen », sage ich daher: «Menschen, lernt gestalten, malen, zeichnen und tanzen, denn sonst wissen die Engel im Himmel mit euch nichts anzufangen.»
Dr. Norbert Bischofberger
Redaktor und Moderator SRF
Wie es oft so geht. Man ist in Gedanken woanders, achtet nicht auf den Weg, und schon passiert es: Man stolpert über eine Unebenheit, einen Pflasterstein, der hervorsteht, oder eine Wurzel, die sich über den Weg geschoben hat. Im letzten Moment kann man sich auffangen…
Stolpern trifft einen völlig unerwartet. Das letzte Mal als ich gestolpert bin, endete das mit einem Bruch der Mittelhandknochen. Seither gebe ich Acht beim Gehen und konzentriere mich auf das, was vor meinen Füssen liegt. Stolpern ist mit einem Schreckmoment verbunden. Der ist heilsam und wichtig. In Zukunft werde ich die Augen offen halten, mich besser festhalten, mein Gleichgewicht trainieren, mich weniger ablenken lassen. Stolpern löst etwas aus. Ich werde mir einer Schwäche bewusst. Ich beurteile eine Situation neu. Ich mache mir über Alternativen Gedanken. Stolpern setzt etwas in Gang, macht aufmerksam auf Dinge, die ich ausgeblendet habe, hält Einsichten bereit und eröffnet einen neuen Blick.
In unserer neuen Kolumne «Worüber ich gestolpert bin» schreiben Autor:innen über persönliche Erlebnisse und Erkenntnisse in sogenannten Stolper-Situationen.
Für das Redaktionsteam Pfarrerin Hanna Kandal
Pannier Selvam, Stv. Werkstattleiter WERK.STATT.FLUCHT
reformiert.lokal 8/22
Bruno Reich, von 1992-2014 Organist in Oerlikon
reformiert.lokal 6/22