
Wie es oft so geht. Man ist in Gedanken woanders, achtet nicht auf den Weg, und schon passiert es: Man stolpert über eine Unebenheit, einen Pflasterstein, der hervorsteht, oder eine Wurzel, die sich über den Weg geschoben hat. Im letzten Moment kann man sich auffangen…
Stolpern trifft einen völlig unerwartet. Das letzte Mal als ich gestolpert bin, endete das mit einem Bruch der Mittelhandknochen. Seither gebe ich Acht beim Gehen und konzentriere mich auf das, was vor meinen Füssen liegt. Stolpern ist mit einem Schreckmoment verbunden. Der ist heilsam und wichtig. In Zukunft werde ich die Augen offen halten, mich besser festhalten, mein Gleichgewicht trainieren, mich weniger ablenken lassen. Stolpern löst etwas aus. Ich werde mir einer Schwäche bewusst. Ich beurteile eine Situation neu. Ich mache mir über Alternativen Gedanken. Stolpern setzt etwas in Gang, macht aufmerksam auf Dinge, die ich ausgeblendet habe, hält Einsichten bereit und eröffnet einen neuen Blick.
In unserer neuen Kolumne «Worüber ich gestolpert bin» schreiben Autor:innen über persönliche Erlebnisse und Erkenntnisse in sogenannten Stolper-Situationen.
Für das Redaktionsteam Pfarrerin Hanna Kandal
Als Kind träumte ich davon, die Lagunen-Stadt Venedig auf eigene Faust zu erkunden. So begab ich mich mit meinen Freunden auf eine Reise nach Venedig. Dort machten wir uns auf den Weg, die «Points of Interest» der Stadt zu besichtigen. Da kam ein Mann mit asiatischen Zügen auf uns zu, der einen grossen Sack mit sich trug. Mit leiser Stimme flüsterte er, er habe schöne Sachen wie Vasen, Teller, Schachfiguren usw. hergestellt aus Elfenbein. Er pries seine Sachen sehr günstig an. Ich kaufte eine der preisgünstigen Vasen, später stellte sich jedoch heraus, dass mein Super-Schnäppchen aus billigem Kunststoff hergestellt worden war. Das hat mich wütend gemacht. Zwei Tage später stellte ich den Strassenhändler zur Rede. Er stammte aus Indien und erzählte mir seine Biografie. Aufgewachsen in bescheidenen Verhältnissen wollte er Architekt werden. Seine Familie konnte sein Studium nicht finanzieren, so suchte er sein Glück in Europa und landete mittellos auf der Strasse in Venedig. Seine Geschichte machte mich etwas traurig und ich wollte ihm aus dieser Misere helfen. Ich versprach, sein Studium in Indien zu finanzieren. Tatsächlich hat er das Architekturstudium erfolgreich abgeschlossen. Wenn ich in Indien auf Besuch bin, mache ich einen Abstecher zu ihm. Wenn wir zusammen sitzen und über unsere erste «Begegnung» reden, kann ich ein Schmunzeln nicht verkneifen…
Pannier Selvam, Stv. Werkstattleiter WERK.STATT.FLUCHT
Wie es oft so geht. Man ist in Gedanken woanders, achtet nicht auf den Weg, und schon passiert es: Man stolpert über eine Unebenheit, einen Pflasterstein, der hervorsteht, oder eine Wurzel, die sich über den Weg geschoben hat. Im letzten Moment kann man sich auffangen…
Stolpern trifft einen völlig unerwartet. Das letzte Mal als ich gestolpert bin, endete das mit einem Bruch der Mittelhandknochen. Seither gebe ich Acht beim Gehen und konzentriere mich auf das, was vor meinen Füssen liegt. Stolpern ist mit einem Schreckmoment verbunden. Der ist heilsam und wichtig. In Zukunft werde ich die Augen offen halten, mich besser festhalten, mein Gleichgewicht trainieren, mich weniger ablenken lassen. Stolpern löst etwas aus. Ich werde mir einer Schwäche bewusst. Ich beurteile eine Situation neu. Ich mache mir über Alternativen Gedanken. Stolpern setzt etwas in Gang, macht aufmerksam auf Dinge, die ich ausgeblendet habe, hält Einsichten bereit und eröffnet einen neuen Blick.
In unserer neuen Kolumne «Worüber ich gestolpert bin» schreiben Autor:innen über persönliche Erlebnisse und Erkenntnisse in sogenannten Stolper-Situationen.
Für das Redaktionsteam Pfarrerin Hanna Kandal
Dr. Norbert Bischofberger
Redaktor und Moderator SRF
reformiert.lokal 11/22
Bruno Reich, von 1992-2014 Organist in Oerlikon
reformiert.lokal 6/22