ZWEIMAL «JA» ZUM REFORMIERTEN LEBENSMODELL


Die 42-jährige Stefanie Bittmann-Brunschwiler und der 30-jährige Simon Aprile wurden römisch-katholisch beziehungsweise freikirchlich erzogen. Im Erwachsenenalter entschlossen sie sich für einen Beitritt zur reformierten Kirche. Für beide war es eine Anpassung an die eigene Lebensrealität, die sich natürlich ergab. 

Stefanie_Bittmann-Brunschwiler_©zvg.JPGSimon_Aprile_©Lukas_Bärlocher

«Es war schon etwas aufwühlend, bei der katholischen Kirche formal den Austritt zu geben», erzählt Stefanie Bittmann-Brunschwiler, wohnhaft im Kirchenkreis zehn. «Das hat mich selbst überrascht.» Mit ihrem eigenen Online-Austrittsformular hat sie gleichzeitig auch dasjenige für ihren 4-jährigen Sohn Maurus eingereicht. «Und in der gleichen Minute habe ich das Aufnahmeformular für die reformierte Kirchgemeinde abgeschickt», erzählt sie und lacht. Die heute 42-Jährige hat sehr gute Erinnerungen an die Rituale, die sie als Kind in der katholischen Kirche erlebt hat. Doch ihre Mutter ist reformiert – und daher wurde sie vielleicht auch eher etwas in diesem Geist erzogen.

Dennoch ist der Religionswechsel für sie überhaupt keine Abkehr von der katholischen Kirche. «Die liberale Haltung der reformierten Kirche entspricht mir einfach mehr.» Als Mitarbeitende im Landesmuseum Zürich hat sie sich auch intensiv mit der Reformation und ihren Folgen bis heute beschäftigt. Diese Auseinandersetzung hat sie in ihrer Meinung bestärkt, dass die reformierte Kirche die heutige Zeit besser widerspiegelt. «Für mich ist der Dialog wichtig – und dass es nichts gibt zwischen den Gläubigen und Gott.» Ausserdem sei die reformierte Kirche nicht nur da für religiös-spirituelle Anliegen, sondern auch wichtige Anlaufstelle für soziokulturelle Angebote. Ein besonders positives Beispiel dafür ist für sie das Generationenhaus Sonnegg – es hat jeden Nachmittag geöffnet und steht allen offen. «Da ist auch meine pakistanische Nachbarin willkommen.»

Aus Engagierten werden Mitglieder

Auch der 30-jährige Simon Aprile ist durch die Diakonie zum ersten Mal mit der reformierten Kirchgemeinde Zürich in Kontakt gekommen. Ursprünglich stammt er aus einem freikirchlichen Milieu.

«Früher habe ich die reformierte Kirche als langweilig und etwas verstaubt wahrgenommen», sagt er. Doch durch seine Tätigkeit als Interior Designer im Coworking Blau zehn und das Projekt Zytlos hat er eine ganz andere Seite der reformierten Landeskirche kennengelernt. Er hat gemerkt, dass da viel in Bewegung ist – «und ich liebe es, wenn Neues entsteht.» Der freikirchlichen Bewegung steht er mittlerweile kritisch gegenüber: «Die Freikirche heisst zwar Freikirche – aber der Glaube ist alles andere als frei». Zudem stehe stets die Erwartung im Raum, dass man sich für die Gemeinschaft engagiere. «Ich vergleiche es ein bisschen wie mit einem Sportclub: Da wird immer sehr viel Leistung von einem verlangt – bei der Landeskirche kann man sich auch mal zurücknehmen und sagen: Hey, es ist mir gerade etwas zu viel.»

Als er dann in die Diakonie-WG ins alte Pfarrhaus Albisrieden im Kreis neun zog, war für ihn klar, dass er der reformierten Kirche beitreten würde. «Wir haben uns gleich zu dritt zu diesem Schritt entschlossen.» Im offenen Haus sei die Gemeinde aus dem Kirchenkreis neun, aus dem Zytlos sowie die Konfirmandinnen und Konfirmanden oft zu Besuch gekommen – «da hat sich ein Beitritt ganz natürlich angefühlt», erinnert er sich zurück.

Beziehungen als roter Faden

Auch Stefanie Bittmann-Brunschwiler hat sich vor zwei Jahren gemeinsam mit anderen zum Konfessionswechsel entschlossen: Durch ihr Engagement im Angebot «Fiire mit de Chliine» im Kirchenkreis zehn kam sie mit anderen jungen Müttern in Kontakt – auch diese waren katholisch. «Das haben wir zwar erst mit der Zeit voneinander herausgefunden – es hat überhaupt keine Rolle gespielt.» Doch eines Tages sei dann die Idee im Raum gestanden: «Lasst uns doch konvertieren!» Letztlich ist für sie auch ein wirtschaftlicher Grund ausschlaggebend gewesen: «Man kann nicht immer nur profitieren und dann doch keine Kirchensteuer zahlen.» Auch für Simon Aprile wäre es langfristig nicht infrage gekommen, sich zu engagieren, ohne auf dem Papier Mitglied zu sein.

«Kirchenzugehörigkeit fängt an über soziale Beziehungen», stellt auch Kirchenpfleger Michael Braunschweig immer wieder fest. Er ist verantwortlich für das Ressort Mitglieder. «Gleichzeitig ist es in einer stark säkularisierten Welt unsere  grosse Herausforderung, auch Menschen ohne kirchliche Sozialisation zu erreichen. Wir arbeiten intensiv daran, in Bereichen wie zum Beispiel der Jugendarbeit, der Wegbegleitung und der Freiwilligenarbeit noch mehr Raum für innovative Gefässe zu schaffen – um für die Gesellschaft in ihrer Vielfalt da zu sein. Denn was uns letztlich auszeichnet, ist die sensible Achtsamkeit für das, was im Leben bedeutsam ist.»


Kircheneintritt:

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