JAMSESSIONS IM KIRCHENSCHIFF


Jazz als Sinnbild für das Leben: Der eben frisch in die Kirchgemeinde gewählte Pfarrer Martin Scheidegger baut im Kirchenkreis neun eine Jazzkirche auf.

Der neu in die Kirchgemeinde gewählte Pfarrer Martin Scheidegger hat im Kirchenkreis neun den Auftrag erhalten, eine Jazzkirche aufzubauen. Mit seiner Bewerbung für das Pfarramt hat er gleichzeitig die Idee für die Jazzkirchenarbeit eingebracht – die im Kirchenkreis neun begeistert aufgenommen wurde. Bereits an seinem alten Wirkungsort Stäfa hat er regelmässig Jazz-Gottesdienste organisiert und immer sehr positive Rückmeldungen erhalten. «Wir konnten ein sehr heterogenes Publikum erreichen, teilweise auch Leute, die sonst nicht Jazz hören», sagt er rückblickend. Im urbanen Umfeld der reformierten Kirchgemeinde Zürich erhält er nun die Chance, seine Tätigkeit auf diesen Schwerpunkt auszurichten.

Und er ist der richtige Mann dafür: Der 48-Jährige, der selber Saxophon und Klarinette spielt, ist neben seiner pfarramtlichen Arbeit auch an der Theologischen Fakultät der Universität Zürich tätig. Im Rahmen dieser Anstellung schreibt er eine Dissertation zum Thema Improvisation in Predigt und Jazz. Eine Jazzkirche sei in einem urbanen Umfeld besonders gut aufgehoben, denn: «Jazzmusik ist auch von der ganzen Tradition her urbane Musik.» Der Stilmix an einem Jazz-Gottesdienst ist breit, aber im Allgemeinen – angepasst an die atmosphärische Ausstrahlung einer Kirche – eher kontemplativ ausgerichtet mit gelegentlich durchaus möglichen Energieausbrüchen.

Jamsessions mit Musik- und Redebeiträgen

Aufeinander hören ist für Pfarrer Martin Scheidegger nicht nur im Jazz wichtig, sondern auch eine zentrale christliche Praxis. Aus diesem Grund baut er die Jazzkirchenarbeit zunächst auf zwei Pfeilern auf: Mit Jazz-Gottesdiensten in der Neuen Kirche Albisrieden – und mit «Share‘n’Jazz»-Abenden, die Raum zum Experimentieren bieten. Angestrebt werden Wechselwirkungen zwischen frei improvisierter Musik sowie spontanen Wort- und Redebeiträgen. Ein Instrument spielen zu können, ist für diese Jamsessions daher keine Voraussetzung. Musikalisch wird Martin Scheidegger und sein Team unter anderem auch von Studierenden und Dozierenden der Abteilung Jazz und Pop der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) unterstützt. Unterschiedliche – manchmal vielleicht sogar widersprüchliche – Voten werden nicht diskutiert, sondern nebeneinander im Raum stehen gelassen. Gefragt ist weder musikalische noch rhetorische Perfektion, sondern das Teilen von dem, was echt bewegt und empfunden wird. So entsteht im Lauf des Abends ein berührendes Gesamtkunstwerk aus Worten und Musik. «Einzige Voraussetzung ist die Bereitschaft, sich auf dieses Experiment einzulassen», so Pfarrer Martin Scheidegger.

Pfarrer Martin Scheidegger. @Lukas_Bärlocher

Auch dissonante Töne haben Platz

Der Jazz übt auf Martin Scheidegger seit Jahren eine grosse Faszination aus. Er sieht darin ein Sinnbild für das Leben: «Aus dem, was man vorfindet, etwas ganz Eigenes zu machen – das ist die Aufgabe im Leben genauso wie im Jazz.» Und er fügt hinzu: «Auch dissonante Töne gehören zu unserem Alltag. Der Jazz weiss mit diesen umzugehen.» Den perfekten Jazz-Gottesdient gibt es für ihn genauso wenig wie die perfekte Improvisation. «Wenn etwas perfekt ist, ist es ja abgeschlossen. Doch das Improvisieren entsteht aus der Bewegung heraus, ist dynamisch und lädt ein, ein Gebiet immer wieder neu zu erkunden.» Dieses Prinzip versucht Pfarrer Martin Scheidegger auch auf seine Predigten zu übertragen: Als authentischer Prediger möchte er mit lebensweltlichen Episoden und Bibeltexten improvisieren, die bereits zuvor entstanden sind. Schliesslich improvisieren Musikerinnen und Musiker über Jazzstandards auch immer wieder neu – und ehren damit gleichzeitig das bereits Existierende.


«Share’n’Jazz»-Abende in der Neuen Kirche Albisrieden, Ginsterstrasse 50, Zürich

Freitag, 8. Oktober 2021, 19.30 Uhr

Freitag, 5. November 2021, 19.30 Uhr

Freitag, 10. Dezember 2021, 19.30 Uhr

Zum Online-Gottesdienst «Speisung der Fünftausend» mit Pfarrer Martin Scheidegger.

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