Wie es oft so geht. Man ist in Gedanken woanders, achtet nicht auf den Weg, und schon passiert es: Man stolpert über eine Unebenheit, einen Pflasterstein, der hervorsteht, oder eine Wurzel, die sich über den Weg geschoben hat. Im letzten Moment kann man sich auffangen…
Stolpern trifft einen völlig unerwartet. Das letzte Mal als ich gestolpert bin, endete das mit einem Bruch der Mittelhandknochen. Seither gebe ich Acht beim Gehen und konzentriere mich auf das, was vor meinen Füssen liegt. Stolpern ist mit einem Schreckmoment verbunden. Der ist heilsam und wichtig. In Zukunft werde ich die Augen offen halten, mich besser festhalten, mein Gleichgewicht trainieren, mich weniger ablenken lassen. Stolpern löst etwas aus. Ich werde mir einer Schwäche bewusst. Ich beurteile eine Situation neu. Ich mache mir über Alternativen Gedanken. Stolpern setzt etwas in Gang, macht aufmerksam auf Dinge, die ich ausgeblendet habe, hält Einsichten bereit und eröffnet einen neuen Blick.
In unserer neuen Kolumne «Worüber ich gestolpert bin» schreiben Autor:innen über persönliche Erlebnisse und Erkenntnisse in sogenannten Stolper-Situationen.
Für das Redaktionsteam Pfarrerin Hanna Kandal
Eine Stunde vor einer Hochzeit kommt, wie abgemacht, ein Trompeter in die Kirche. Als ich ihn nach den Begleitnoten frage, da gibt er mir jene denkwürdige Antwort, die mir noch kein Solist je gegeben hat: Noten habe er leider nicht, aber ich kenne ja bestimmt das Trumpet Tune von Purcell, nicht wahr? Ich antworte, noch etwas irritiert, natürlich kenne ich das. Er strahlt und gibt mir den ersten Ton. Ich denke: aha, B-Dur, und schon geht’s los. Zu meinem Erstaunen klappt es bestens, ohne Noten, dafür mit viel Blickkontakt hin und her. Mit entwaffnendem Lachen meint er, es «groove» ja richtig und ob er noch etwas jazzen dürfe, ich könne ja mitspielen, wenn ich wolle… Statt auf meine fragenden Blicke zu achten, beginnt er ein gesangliches Thema zu spielen, mit einer einladenden Geste zu mir rüber. Ich kann nicht anders als musikalisch antworten. Er übernimmt und geht darauf ein, mit neugieriger Einfühlung und Sensibilität. So entsteht ein Hin und Her, ein Dialog, ein Aufeinanderhören und Reagieren, wie es nicht schöner hätte abgesprochen werden können.
So lernte ich den bekannten Zürcher Jazz-Trompeter Jürg Grau kennen. Diese Lektion war nachhaltig. Wir spielten noch oft zusammen, auch an der Eröffnung des Jazzclubs Moods. An seiner Abdankung 2007 im Krematorium Sihlfeld spielte ich… Improvisationen, mit Wehmut, aber auch mit Augenzwinkern.
Bruno Reich, von 1992-2014 Organist in Oerlikon
Wie es oft so geht. Man ist in Gedanken woanders, achtet nicht auf den Weg, und schon passiert es: Man stolpert über eine Unebenheit, einen Pflasterstein, der hervorsteht, oder eine Wurzel, die sich über den Weg geschoben hat. Im letzten Moment kann man sich auffangen…
Stolpern trifft einen völlig unerwartet. Das letzte Mal als ich gestolpert bin, endete das mit einem Bruch der Mittelhandknochen. Seither gebe ich Acht beim Gehen und konzentriere mich auf das, was vor meinen Füssen liegt. Stolpern ist mit einem Schreckmoment verbunden. Der ist heilsam und wichtig. In Zukunft werde ich die Augen offen halten, mich besser festhalten, mein Gleichgewicht trainieren, mich weniger ablenken lassen. Stolpern löst etwas aus. Ich werde mir einer Schwäche bewusst. Ich beurteile eine Situation neu. Ich mache mir über Alternativen Gedanken. Stolpern setzt etwas in Gang, macht aufmerksam auf Dinge, die ich ausgeblendet habe, hält Einsichten bereit und eröffnet einen neuen Blick.
In unserer neuen Kolumne «Worüber ich gestolpert bin» schreiben Autor:innen über persönliche Erlebnisse und Erkenntnisse in sogenannten Stolper-Situationen.
Für das Redaktionsteam Pfarrerin Hanna Kandal
Dr. Norbert Bischofberger
Redaktor und Moderator SRF
reformiert.lokal 11/22
Pannier Selvam, Stv. Werkstattleiter WERK.STATT.FLUCHT
reformiert.lokal 8/22